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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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beschwören, daß er zu der Zeit des Anrufs in der Eishalle war.«
    »Das heißt nicht, daß er nichts damit zu tun hat.« Megan blieb störrisch. Möglicherweise hat er es nicht allein gemacht. Wir haben diese Version in Betracht gezogen – daß er tatsächlich zum Zeitpunkt der Entführung in der Eishalle war und jemand anders seinen Van gefahren hat.«
    »Helen konnte den Van nicht identifizieren.«

    »Die Zeugin ist verwirrt und aufgeregt und ist nicht in der Lage, einen Ford von einem Volkswagen zu unterscheiden, selbst wenn das Schicksal der Nation davon abhinge.«
    Die Heizung schaltete sich mit einem asthmatischen Knurren ein, pustete heiße trockene Luft in den Raum und wirbelte den abgestandenen Zigarettengestank wieder auf.
    »Es hätte eine Tonband-Aufnahme sein können«, schlug Megan vor. Sie hatten das schon so oft durchgekaut, daß ihnen die Zähne stumpf wurden. Den ganzen Nachmittag und den halben Abend, während die Polizei von St. Peter systematisch die Straßen ihrer Stadt durchkämmten und die Jungs vom mobilen Labor des BCA die Telefonzelle Millimeter für Millimeter absuchten, hatten sie hin und her überlegt, gehofft und Drohungen gemurmelt, die sie nie wahrmachen würden. Und trotzdem kauten sie hartnäckig denselben Knochen noch mal durch, vielleicht käme zu guter Letzt doch etwas dabei heraus.
    Die Hubschrauber dröhnten wieder übers Land, das ursprüngliche Suchgebiet war erweitert worden, auf Teile der Bezirke Nicollet, La Suer und Blue Earth. Ausgesandte Teams der städtischen und der Bezirkspolizei sowie Freiwillige aus der Umgebung begannen eine neue Bodensuche. Überall wurden Handzettel mit Joshs Foto angeschlagen, an jedem Lichtmast, auf jedem Schwarzen Brett, in jedem Laden, jedem Restaurant und jeder Bar.
    Die Presse war dagewesen, um alles für die Abendnachrichten aufzuzeichnen, der hektische Ansturm auf eine neue Spur! Die verzweifelte Hoffnung, die jeden Cop aufhorchen ließ und jeder gestellten Frage eine neue Schärfe verlieh … eine frische Spur war wie Speed im Blutkreislauf. Erwartungen sprossen aus den Tiefen der Sorge. Es machte die Kälte intensiver, verstärkte das Ticken der Uhr, die die Stunden des vermißten Kindes markierte. Und am Ende blieb ihnen nur das Gefühl verloren zu sein, sich abzustrampeln und erneut Fragen stellen zu müssen.
    »Hannah sagt, die Verbindung wäre schlecht gewesen. McCaskill meinte, es könnte ein Band gewesen sein«, bemerkte Megan. »Die Jungs im Tonlabor werden das feststellen, sie sind die besten.«
    »Und wenn es ein Band war«, murmelte Mitch, »dann bleibt die Frage, warum?«
    Sie kannten beide die Antwort. Keiner von ihnen wollte sie aussprechen. Wenn der Täter ein Band mit Joshs Stimme verwendet hatte, konnte er wahrscheinlich Josh nicht selbst dazu verwenden. Mitch
holte ein Päckchen Magentabletten aus seiner Hemdtasche und schluckte drei Stück.
    »Warum überhaupt ein Anruf, wenn er keine Lösegeldforderung stellen will?« fragte Megan.
    Eine drohende Migräne hatte sich hinter ihrem rechten Auge wie eine glühend heiße Kohle eingenistet und wehrte sich hartnäckig gegen das Mittel, das sie vor einer halben Stunde eingenommen hatte. Sie brauchte etwas Stärkeres, aber das würde sie umhauen, und sie mußte denken. Stirnreibend starrte sie auf ihre Essensreste, bis sie zu einem Mosaik erdiger Farben verschwammen.
    »Wenn es der Verbrecher war, der nur ein Band von Josh abgespielt hat, wie er drum bettelt nach Hause zu dürfen … ist es Tritzerei, schlicht und einfach Grausamkeit. Und es ist persönlich. Er schikaniert Hannah und Paul aus Spaß an der Freude. Das muß persönlich sein.«
    Mitch hob die Schultern. »Oder Macht. Teil seines Spiels – so wie das Notizbuch auf meiner Motorhaube. Er ist einer von den Typen, die Fliegen Flügel und Beine ausreißen, und es komisch finden.« »Ein Spiel«, flüsterte Megan. Sie leugnete das einfach als die Mentalität der Person, mit der sie es zu tun hatten – denn wenn dem so war, würde alles sicher noch viel grausiger werden. »Warum sollte jemand Hannah und Paul auf dem Kieker haben? Ich kann mir nicht vorstellen, daß die überhaupt wissen, was Feinde sind.«
    »Was spielt das für eine Rolle.« Mitch war zu müde, um sich die Resignation in seiner Stimme zu verkneifen. »Du glaubst, daß guten Menschen keine schlimmen Sachen passieren?«
    Megan zuckte sichtlich zusammen. »Das hab ich nicht gemeint.«
    Sie dachte daran, seine Hand zu berühren. Eine simple Geste,

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