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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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die absolut gegen ihre Natur war. Sie streckte nie irgendeine Hand aus. Wenn ja, könnte sie weggestoßen werden. Es war klüger, Gefühle tief in sich zu begraben. Gestern abend hatte sie ihre Schutzmechanismen abgelegt, aber das war vorbei. Der neue Tag hatte einen alten Schwur wiederholt: keine Cops, keine Polizeichefs.
    »Wir sollten für heute Schluß machen.« Sie stand auf.
    Mitch sah ihr zu, wie sie einem Spatzen gleich um den Tisch flatterte, die schmutzigen Teller und das Plastikbesteck einsammelte. Die Frau, die gestern nacht in seinen Armen wie Feuer gebrannt hatte, hatte sich im Morgengrauen verwandelt. Alle Leidenschaft, alles Weiche war wieder in dieser Person mit den zurückgekämmten Haaren und
dem ernsten Mund eingesperrt worden. Die Frau mit der ausgebeulten Cordhose und dem schlampigen Pullover, die ihre Weiblichkeit versteckten wie ein Familiengeheimnis.
    Er sah ihr zu, wie sie den Müll in einen Papierkorb von der Größe einer Schuhschachtel stopfte, mit abgehackten, raschen Bewegungen. Ihre Körpersprache signalisierte, daß sie ihn nicht als Zuschauer haben wollte. Sie war die erste Frau seiner Nächte in den letzten zwei Jahren, die sich hinterher nicht an ihn klammern wollte. Wirklich lächerlich, diese Ironie, er hatte all die Zeit damit verbracht, sich vor allzu anhänglichen Frauen zu verstecken. Megan wollte nichts von ihm, und im Moment verspürte er den ungeheuren Drang, sie in seine Arme zu ziehen und zu lieben. Ein kurioses Puzzle, aber ausnahmsweise hegte er nicht das Bedürfnis, die Teile zu ordnen.
    »… ich hab mir gedacht, wenn heute nichts zusammengeht«, plapperte sie weiter, »fahr ich morgen nach St. Paul. Ich sollte mal nach meinem Vater sehen und könnte im Hauptquartier schauen, ob ich den Typen im Tonlabor nicht ein bißchen Beine machen kann. Ken Kutsatsu arbeitet gerne sonntags. Wenn er da ist, überrede ich ihn vielleicht dazu, sich unser Band anzuhören. Und ich könnte feststellen, ob sich schon etwas mit dem Notizbuch ergeben hat, obwohl ich da wenig Hoffnung habe. Ich möchte auch Jayne Millard aufsuchen – sie macht unsere Profilerstellung von Verdächtigen. Vielleicht hat sie einen Tip auf Lager.«
    »Du sprichst von deinem Vater«, sagte Mitch beiläufig, erhob sich aus seinem Stuhl und streckte sich, um seinen verspannten Rücken zu lockern. »Du erwähnst nie deine Mutter. Gibt es sie noch?«
    Falsche Frage. Ihr Gesicht wurde abweisend. »Ich hab keine Ahnung. Sie hat uns verlassen, als ich sechs war. Seitdem ist sie verschollen.«
    Sie schleuderte ihm diese Aussage wie einen Fehdehandschuh an den Kopf, wie eine Herausforderung, mehr draus zu machen. Mitch runzelte die Stirn. »Ich wollte nicht neugierig sein, nur …«
    Nur was? Ich wollte mehr über dich wissen. Wollte wissen, was dich ticken macht. Wollte dir auf einer Ebene nahekommen, an die zu denken mir nicht zusteht. Und während er das dachte, war ein anderer Teil seines Verstandes damit beschäftigt, dieses neue Stück in das Puzzle Megan O’Malley einzufügen. Er konnte sie sich nur allzugut vorstellen – klein und allein, zu ernst, immer bemüht, keine Aufmerksamkeit
auf sich zu lenken; ein kleines Mädchen mit großen grünen Augen und langen dunklen Haaren, wie sie hinter ihrem Vater, dem Cop, hertappte, so wie seine Jessiemaus.
    »Du und dein Dad, ihr müßt euch sehr nahe stehn.«
    Sie lächelte, kein warmes Lächeln von Stolz und Zuneigung, sondern das brüchige eines schlechten Scherzes. »Es ist spät. Machen wir Schluß für heute.«
    Er packte ihren Arm, als sie versuchte aufzubrechen. »Tut mir leid, wenn ich was Falsches gesagt habe!«
    »Das hast du nicht«, log sie, weil die Wahrheit viel zu kompliziert und zu chaotisch war, um sie in dieser Situation aufs Tapet zu bringen. »Ich bin nur müde.« Dann fügte sie kühl hinzu: »Ihr Zimmer ist auf der anderen Seite des Korridors, Chief.«
    Sie versuchte sich loszumachen, aber Mitch hielt sie fest. Er war verärgert über ihre Abfuhr, frustriert, weil er die Mauern, hinter denen sie sich versteckte, einreißen wollte. Wenn er auch nur einen Funken Verstand hätte, würde er sich mit dieser einen Nacht voll herrlichem Sex zufriedengeben und den Rest vergessen. Er brauchte nicht die Kopfschmerzen eines Verhältnisses, ganz besonders jetzt nicht. Und er hatte auch keinen Bedarf an Frauen, die eine Macke von der Größe Neuseelands mit sich herumschleppten.
    Trotzdem umklammerte er sie.
    »Ich weiß, wo mein Zimmer ist, aber ich würde

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