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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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nie an, obwohl er weiß, wieviel das für dich bedeuten würde. Er hat dich nicht mehr besucht seit dem Jahr, in dem die Endspiele im NCCA-Basketballturnier im Metrodome abgehalten wurden und es ihm gelungen war, einem reichen Klienten aus L. A. eine Eintrittskarte abzuschwatzen.
    »Ach, nee.« Neil winkte ab, als wäre die Frage nur eine Wolke Mief. »Er ist beschäftigt, weißt du, leitet ja praktisch den Laden, in dem er arbeitet. Wahrscheinlich wär er längst der Chef, wenn da nicht die gottverdammten Juden …«
    »Möchtest du noch ein Bier, Paps?« Sie hatte keine Lust, zum millionsten Mal seine antisemitischen, antischwarzen oder antienglischen Haßtiraden anzuhören.
    Er hob die Flasche mit dem alkoholfreien Gebräu, schnitt eine Grimasse und hustete einen Batzen Schleim hoch. »Du lieber Himmel, nein. Das Zeug schmeckt wie Scheiße. Warum bringst du mir nicht was Anständiges zu trinken?«
    »Weil dein Doktor will, daß du nichts Alkoholisches trinkst.«
    »Scheiß auf ihn. Er ist ein beknackter Faschist – nicht mal Amerikaner, weißt du.« Er hob eine Zigarette aus der Packung und schüttelte sie drohend. »Das ist es doch, was in diesem Lande stinkt. Sie lassen zu viele gottverdammte Ausländer rein.«
    »Und woher ist dein Vater gekommen?« Die sarkastische Bemerkung
rutschte ihr einfach raus, wider besseres Wissen, aber sie konnte nicht anders. Wenn sie alles in sich hineinfraß, würde sie an innerer Vergiftung sterben.
    »Werd ja nicht frech«, warnte Neil. »Mein Vater war Ire und stolz drauf. Er wär in Connemara geblieben, ohne diese gottverdammten Briten!«
    Ihr Vater zündete sich die Zigarette an, sog sich die Lunge voll Rauch, und dann kam das übliche Ritual von Würgen und Keuchen. Megan schüttelte angewidert den Kopf. Seine Arterien waren in schlimmerem Zustand als die siebzig Jahre alten Wasserrohre des Hauses – verstopft durch den Dreck von über sechzig Jahren Cholesterin, Teer und Stadtluft. Es war ein reines Wunder, daß es überhaupt noch ein Tropfen Blut bis in sein Gehirn schaffte – was, wie sie annahm, einiges erklärte. Er hatte bereits einen kleinen Schlaganfall hinter sich, und sein Arzt prophezeite bereits den nächsten, wenn Neil seinen Lebensstil nicht änderte. Der Arzt hätte sich auch die Spucke für die Antinikotinrede sparen können. Trotz der warnenden Anzeichen von Lungenerkrankung rauchte Neil weiter, als wären seine Kurzatmigkeit und der Druck in der Brust nur Zufall und nicht Ergebnis seines Lasters.
    »Und rauchen solltest du auch nicht«, schimpfte Megan, hievte den Topf vom Herd und trug ihn zum Tisch.
    »Und du, Mädel, solltest dich um deinen eigenen Scheißkram kümmern.«
    Sie schnalzte mit der Zunge: »Wie ich mir das wünsche!«, starrte den Eintopf an, den sie sich aufgegeben hatte und schob den Teller weg.
    Sie haßte Lamm. Ihr Vater kaute begeistert und wischte eine Pfütze Sauce mit einem Brocken dick gebuttertem Brot auf.
    »Und, hast du von dem großen Fall gehört, an dem ich arbeite, Paps?
    Diese Kindesentführung in Deer Lake?«
    »Die Welt ist voller Perverser.«
    »Eine harte Nuß ist das. Kaum Spuren. Wir arbeiten praktisch rund um die Uhr – meine Typen aus dem Bureau, das Büro des Sheriffs, die Polizei. Der Chief ist ein ehemaliger Detective von der Polizei in Miami. Wir haben sogar ein Team Computerexperten vom Harris College, die dran arbeiten.«
    »Wertlose Drahtkästen«, motzte er und spießte noch ein stück Lamm auf. »Kein Ersatz für gute altmodische Polizeiarbeit. Fußarbeit – so löst man Fälle. Und nicht mit ein paar arroganten Pissern vom College oder eingebildeten Detectives.«

    »Ich bin der leitende Agent, weißt du«, fuhr sie tapfer fort. »In der Tribune war ein Artikel. Vielleicht hast du’s gelesen?«
    Schön für dich, Schatz. Ich bin stolz auf dich … ja genau.
    Neil schaute auf seinen Teller, spuckte ein Stück Knorpel aus, schnaubte und schüttelte den Kopf. »Schmierige Scheißzeitung. Ich les die Pioneer Press . Hab ich immer schon.«
    »Mein Gott, würde es dich umbringen, wenn du ein einziges Mal etwas Nettes zu mir sagst? Wäre das so schwer? Ich wäre mit allem zufrieden, weißt du, ›gratuliere‹, ›guter Eintopf‹, ›nette Schuhe‹. Selbst ein Grunzen fände ich schon gut«, sagte sie schneidend. »Irgend etwas, damit ich mich endlich nicht mehr frage, warum ich überhaupt herkomme. Glaubst du, du könntest das einmal fertigbringen, Paps?« Neils Gesicht war rotbraun angelaufen, sehr

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