Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
Vom Netzwerk:
Leute im Sinne von Verteidigung zu Gruppen versammeln.«

    Megan nippte an ihrem Cider und warf einen Blick auf den Mann, der sich zu ihnen gesellt hatte. Er war etwa so groß wie der Professor, um die einssiebzig – und besaß eine ähnliche Figur, schlank, fast schmächtig. Der Neuankömmling hatte blondes, modisch geschnittenes Haar und ein attraktives Gesicht. Fein modelliert, fast feminin, mit großen dunklen Augen, die etwas schläfrig schienen. Hübsch wäre wohl das passende Wort. Er trug eine graue Flanellhose und einen offensichtlich teuren blauen Wollmantel über dem Marinepullover.
    »Eine instinktive Reaktion des Herdentriebs«, sagte er. »Kraft und Sicherheit durch Vielzahl. Sich zusammenrotten, um ein Raubtier abzuwehren.«
    »Klingt, als wären Sie ein Experte«, sagte Megan.
    »Ich kann nicht behaupten, daß ich sehr viel direkte Erfahrung mit dieser Art von Situation habe, aber Psychologie ist sozusagen mein Fach. Dr. Garrett Wright«, stellte er sich vor, »Dozent in Harris.«
    »Megan O’Malley, BCA.«
    »Ich würde ja sagen, es ist mir ein Vergnügen, aber das paßt hier wohl nicht«, er steckte seine Hände in die Manteltaschen.
    Megan quittierte das mit einem kurzen Nicken. »Sind Sie gekommen, um Ihre Dienste anzubieten, Doktor? Wir können ein paar Ideen über den Geisteszustand der Person brauchen, die Josh entführt hat.«
    Wright runzelte die Stirn und wiegte sich in seinen schwarzen Ledergaloschen vor und zurück. »Eigentlich bin ich hier, weil ich Chris um die Schlüssel für seine Aktenschränke bitten wollte. Einige von unseren Studenten arbeiten an einem gemeinsamen Projekt. Wenn wir schon dabei sind, sollte ich wohl auch den Schlüssel zu deinem Büro haben, wenn du morgen rüber zum Gustavus-Adolphus-College fährst«, wandte er sich an Priest.
    Priest stellte seinen Cider beiseite, kramte einen Ring, der vor Schlüsseln klapperte, aus seiner Tasche und machte sich daran, diejenigen für seinen Kollegen auszusortieren.
    »Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen«, sagte Wright zu Megan.
    »Hannah und Paul sind Nachbarn von mir. Es ist mir von Herzen zuwider, daß sie so etwas durchmachen müssen. Meine Frau steht Hannah zur Seite, sie ist die Abgeordnete unseres Haushalts.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe asoziales Verhalten studiert, aber habe keinen Abschluß in Kriminologie. Mein Fachgebiet ist Lernen und Auffassungsgabe. Obwohl ich, ohne mich bloßzustellen, zu behaupten wage, daß es sich hier um einen Einzelgänger handelt, einen Soziopathen.
Wenn das, was sie in den Nachrichten über diese hinterlassenen Botschaften sagen, wahr ist, haben wir vielleicht jemanden mit Wahnvorstellungen – Größenwahn, Wahnvorstellungen im Hinblick auf Religöses.«
    »Alle sind ganz aus dem Häuschen wegen dieser Äußerungen«, sagte Priest und reichte ihm zwei silberne Schlüssel. Seine Jacke kroch wieder über die Ohren hoch. Er zog sie runter und nahm einen Schluck von seinem Drink, der Dampf schlug sich auf seine Brille. »Viele der Freiwilligen haben Paige Price’ Bericht im Fernseher des Feuerwehrgebäudes gesehen. Wirklich dramatisch. Was halten Sie davon, Agent O’Malley?«
    »Es ist nicht meine Aufgabe, Spekulationen anzustellen«, sagte Megan, stolz auf ihre Souveränität, Paige Price eben nicht fertigzumachen. Sie hätte ihren letzten Cent gegeben, um diese Reporterin und ihren Insider-Informanten in die Finger zu kriegen. »Ich muß mich mit Fakten befassen.« »Keine Intuition?« fragte Wright.
    Megan warf ihm einen kühlen Blick zu und lüftete eine Augenbraue.
    »Ist das sexistisch gemeint, Dr. Wright?«
    »Nicht im geringsten«, erwiderte Priest für Wright. »Denn alle Polizeibeamten behaupten Pragmatiker zu sein. Ich habe sehr viel über ›Bauchgefühle‹ gelesen: Was sollte das sein, wenn nicht Intuition?«
    »Sie interessieren sich für Polizeiarbeit?«
    »Vom professionellen Standpunkt, ja. Immer mehr Polizeibehörden steigen ins Computerzeitalter ein, die Nachfrage nach neuerer und besserer Software wächst. Wenn ich nicht unterrichte, bastle ich Programme. Es lohnt sich wirklich, neuen Absatzmärkten immer ein Stück voraus zu sein. Offengestanden werden wir ein paar von meinen Programmen hier verwenden, um die Informationen zu ordnen.«
    »Ich verstehe.«
    »Also, was sagt Ihnen denn Ihr Bauch bei diesem Fall?« stieß Wright nochmals vor. »Ich habe die verschiedensten Theorien gehört, von radikalen Fundamentalisten bis zu Satanskult war alles

Weitere Kostenlose Bücher