Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
Terminkalender steht. Du hast das alles im selben Moment gecancelt, als du einen Killer mit der Adresse deiner Mutter versorgt hast. Miles, setz dich an den Computer. Jetzt.«
»Nur eine Sekunde. Ich wollte gerade, dass Mina Mindmeld darüber informiert … «
»Vergiss Mindmeld«, bellte Con. »Wir arbeiten von jetzt an ausschließlich an dieser Sache, und zwar jeder von uns. Ich habe es satt, dass immer wieder Attentäter auf meine Familie angesetzt werden. Es kotzt mich an.«
Die Wildheit in seiner Stimme bewirkte, dass Cindy sich auf ihrem Stuhl noch kleiner machte. Sie fühlte sich wie ein dummes Kind. »Es tut mir leid«, wiederholte sie leise.
Es erwies sich als Fehler, gesprochen zu haben. Con drehte sich auf dem Absatz zu ihr um.
»Es gibt zwei Dinge, für die du dankbar sein solltest. Erstens, dass deine Mutter auf Hawaii ist. Andernfalls wäre sie nun tot. Zweitens, dass du letzte Nacht bei uns geblieben bist. Andernfalls wärst auch du tot. Wahlweise würdest du darum betteln, sterben zu dürfen.«
Er riss die Tür auf, die nach unten in sein Arbeitszimmer im Keller führte, und polterte die Treppe hinunter. Miles rührte sich nicht vom Fleck. Vermutlich versuchte er sich einen eigenen dramatischen Abgang einfallen zu lassen, aber da er Connors nicht toppen konnte, folgte er ihm am Ende einfach nach unten und ließ Cindy allein mit ihrer Schwester zurück.
Sie konnte Erin nicht in die Augen sehen. Am liebsten hätte sie sich auf der Stelle in Luft aufgelöst. Erin brachte sich nie in solche Schwierigkeiten. Und wenn sie es tat, war es zumindest nicht ihre Schuld. Sie war klug, mutig und sensibel. Das genaue Gegenteil ihrer hohlköpfigen, naiven kleinen Schwester.
Cindy ist die Schönheit, Erin die Intelligenzbestie, behauptete ihre Mutter bis heute, aber Cindy hatte den Schwachsinn von Anfang an durchschaut. Erin war auf ihre eigene Art sehr hübsch, was bedeutete, dass der Spruch nur ein Trick war, um Cindy darüber hinwegzutrösten, dass sie weniger klug war. Zumindest war sie süß.
Doch das war im Moment nur ein schwacher Trost. Sie vergrub das Gesicht in den Händen.
Erin räusperte sich leise. »Cin? Ähm … «
»Bitte, nicht. Du musst mich nicht auch noch zusammenstauchen. Ich habe die Botschaft verstanden.«
Erins Stuhl kratzte über den Boden, als sie aufstand. Sie ging aus der Küche und überließ ihre aufgelöste Schwester sich selbst.
Sie sollte ihre Mutter in Gefahr gebracht haben? War es wirklich möglich, dass dieses ganze Chaos nur daher rührte, dass sie dem alten Porky schöne Augen gemacht hatte?
Es wäre für alle eine Erleichterung, wenn sie einfach verschwinden würde.
Mit dem vagen Vorsatz, ins Bad zu gehen und das Frühstück loszuwerden, das in ihrem Magen rumorte, stand sie auf. Sie taumelte am Arbeitszimmer vorbei und sah die zerwühlte Liege, auf der Miles geschlafen hatte. Sie trat durch die Tür und starrte sie an. Letzte Nacht war sie in sein Zimmer gekommen. Es war nicht geplant, sondern ein plötzlicher körperlicher Impuls gewesen, neben ihn auf das schmale Bett zu gleiten, um festzustellen, wie sich seine muskulösen, behaarten Beine anfühlten, wenn sie mit ihren verschlungen waren. Sie wollte herausfinden, was er sagen, wie er reagieren würde.
Doch er war nicht im Zimmer gewesen. Nur sein Laptop, der in der Dunkelheit blinkte.
Sie setzte sich vor den Schreibtisch und wünschte sich, ein besserer Mensch zu sein. Klüger, weniger selbstsüchtig. Sie wünschte, sie hätte Miles’ Gefühle nicht so tief verletzt und dass sie jemand wäre, den Connor respektieren könnte. Vielleicht sogar gernhaben.
Sie blinzelte zum Monitor. Buchstabenreihen tauchten wie von Geisterhand auf dem Bildschirm auf. Es überlief sie ein nervöses Frösteln, bis sie realisierte, dass der Computer in einen Chatroom eingeloggt war. Irgendjemand glaubte, dass er mit Miles kommunizierte.
Mindmeld666: Hey, Mina. Bist du noch da? Willst du mich treffen und die Oase sehen?
Ihr Blick glitt über die Seite. Sie scrollte nach oben und las die vorangegangenen Gespräche. Die Oase. Jene mythische Einrichtung, von der sie schon öfters gehört hatte – sie war so etwas wie die Schule für Mutanten in den X-Men-Filmen. Sie existierte wirklich. Wie abgefahren.
Ihr kam eine Idee. Hier bot sich ihr ein Ort, an dem sie sich verstecken konnte, wo der Killer, den sie auf ihre glücklose Familie gehetzt hatte, sie niemals finden würde. Niemand würde das. Sie hatte keine Ahnung, wo er lag,
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