Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
kümmerte sie nicht.
Zaghaft legte Sean seine warme Hand auf ihre Schulter. Die sanfte Berührung beruhigte ihre Nerven, und ihr Schluchzen ließ nach. Bestimmt versteckte es sich aus Angst vor ihm. Sie linste über seine Hand. »Du hast nicht zufällig ein Taschentuch? Ich tropfe.«
»Nein, leider nicht«, antwortete er bedauernd. »Ich bin nicht der Typ Mann, der Papiertaschentücher bei sich trägt.«
»Schon gut«, murmelte sie. Sie konnte unmöglich ihr zu kurzes, zu enges Oberteil benutzen, um sich das Gesicht zu trocknen, ohne Sean McCloud und dem gesamten Geschäftsviertel von Endicott Falls ihre entblößten Brüste zu präsentieren – aber, hey, warum nicht den Gaffern noch ein zusätzliches Spektakel öffentlicher Schamlosigkeit bieten, um diesen Tag der mannigfaltigen Belustigung abzurunden? Es würde doch passen.
Sie blinzelte, um ihren Blick zu fokussieren, dann keuchte sie überrascht auf. Heiliger Strohsack. Sean zog gerade sein T-Shirt aus. Gleich hier, vor jedermanns Augen. So viel zu öffentlicher Schamlosigkeit.
»Was zur Hölle tust du da?«, zischte sie.
Er stoppte mitten in der Bewegung, sein enges Shirt hoch genug gezogen, um den Blick auf seinen breiten, stählernen Oberkörper freizugeben.
Oh Mann. Was für ein Anblick. Die straffe, gebräunte Brust war mit harten, wohlgeformten Muskeln bepackt. Ein bronzefarbener Haarflaum verdichtete sich an seinem Waschbrettbauch zu einem samtigen Pfad, der in ein Paar Jeans mündete, die tief auf seinen schmalen Hüften saßen. Harte Muskeln bewegten sich unter der goldenen Haut an seinem Bauch. Seitlich schimmerte eine silbrige Narbe. Liv musste die Augen abwenden.
»Es ist sauber«, versicherte er. »Frisch aus dem Trockner. Außerdem habe ich geduscht und mich eingecremt.« Er warf einen Blick auf die Uhr. »Erst vor drei Stunden. Benutz es als Taschentuch. Komm schon. Bitte.«
Schon klar. Als wäre ihm nicht bewusst, wie aufsehenerregend sein Körper war. Genau das Richtige, um sie von ihrem Selbstmitleid abzulenken. Das Beschämende war, dass es funktionierte. »Ich werde dein dummes T-Shirt als gar nichts benutzen.«
»Ich habe die ganze Zeit in einem klimatisierten Auto gesessen und kaum geschwitzt.« Er zog sich das Oberteil über den Kopf und hielt es ihr entgegen. »Es ist Eurer Durchlaucht königlicher Rotznase nicht würdig, doch mehr kann ich Euch nicht anbieten.«
Nein, sie würde nicht lachen und zulassen, dass er auf ihre Kosten Punkte sammelte.
»Mach schon«, drängte er sie. »Schnäuz dich einfach hinein. Man soll mir nie nachsagen können, dass ich nicht mein letztes Hemd opfern würde, um einer Dame zu Diensten zu sein.«
Er drückte es ihr in die Hand. Sie schloss die Finger darum und hinterließ einen schwarzen Schmierfleck. Der Stoff war weich und unglaublich warm. Ein würziger, waldiger Duft entströmte ihm. Livs unterdrücktes Kichern veranlasste ihre Nase, noch stärker zu laufen. »Du machst es nur schlimmer!« Sie pfefferte ihm das T-Shirt gegen die Brust. »Zieh es wieder an, bevor du mich noch in Schwierigkeiten bringst.«
Er ließ sich Zeit dabei, es wieder überzuziehen. Auf der Vorderseite prangte nun ein schwarzer Handabdruck, so als hätte sie nach seinen Muskeln gegrapscht und kräftig zugedrückt. Er betrachtete ihn. Sein Lächeln bewirkte, dass sich ihr der Magen umdrehte.
»Du würdest alles tun, damit ich aufhöre zu heulen, nicht wahr?«, fuhr sie ihn an.
»Nein. Deine Tränen stören mich nicht«, erwiderte er. »Es ist nur so: Wenn ich erst mal einen Lacher erzielt habe, will ich immer unbedingt noch einen ernten. Ich komme nicht dagegen an. Es ist wie eine Zwangsneurose.«
»Ich will nichts von deinen Zwängen oder Neurosen hören, vielen Dank auch. Das ist mehr Information, als ich brauche.« Liv schniefte unbeherrscht und wischte sich mit der Hand übers Gesicht. »Das mit deinem Shirt tut mir leid.«
Zärtlich tätschelte Sean den Abdruck. »Mir nicht. Ich werde es nie wieder waschen. Ich denke, ich lasse es rahmen.«
Das verschlug ihr den Atem. Sie spähte über ihre Handkante. Seine Augen schienen direkt in ihre Seele zu blicken und ihre Gedanken, Erinnerungen und Fantasien auszuforschen, ihre eigenen, unergründlichen Schlussfolgerungen zu ziehen. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als würde das, was er gesehen hatte, ihm das Recht geben, sich jede Freiheit herauszunehmen.
»Die Vorstellung, wie du schwere Geräte bedienst, ist wirklich erregend«, bemerkte er.
»Ich
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