Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
Augen«, versicherte sie hastig.
Blair reichte ihr ein Taschentuch. Als ihr Gesicht wieder daraus auftauchte, lieferten sich Sean und Blair ein hasserfülltes Blickduell.
»Es überrascht mich, dass du den Nerv hast, hier aufzukreuzen«, herrschte Blair ihn an.
Sean hob die Brauen. »Ich wollte mich vergewissern, dass mit Liv alles in Ordnung ist.«
»Liv geht es bestens«, erwiderte Blair steif. »Wir haben ihr einen Sicherheitsdienst zur Seite gestellt.«
»Dann werde ich dich jetzt Maddens fähigen Händen überlassen«, verkündete Sean an Liv gewandt. »Pass auf dich auf, Prinzessin.« Er nickte ihr höflich zu, machte kehrt und stolzierte davon.
Der Moment ähnelte einer Szene in einem alten Western. Der breitschultrige Cowboy schreitet mit langen Schritten der untergehenden Sonne entgegen. Liv fühlte sich seltsam verlassen, während sie seinem entschwindenden Rücken nachstarrte.
4
Einen Fuß vor den anderen. Ganz cool. Sieh nicht zurück.
Andernfalls würde er diesem verlogenen Stück Scheiße namens Madden die Nase zertrümmern – und Liv anschließend in eine Höhle verschleppen. Fast wäre er gegen einen Telefonmasten gelaufen. Sein Kopf war wie leer gefegt, seine Hände zitterten, sein Magen rebellierte.
Maddens schleimiges, besitzergreifendes Gehabe weckte in ihm den Wunsch, diesem arroganten Mistkerl mit einem Stein den Schädel einzuschlagen. Dieser verdammte Idiot verdiente nicht, die gleiche Luft zu atmen wie Liv Endicott. Nicht dass er selbst es verdient hätte, aber egal. Verflucht sollte Blair Madden sein.
Oh Mann. Dabei hatte er geglaubt, seine alte Wut bezwungen zu haben. Immerhin waren Blairs amateurhafte Versuche, ihm damals in die Quere zu kommen, ein Witz, verglichen mit den wahren Problemen, denen Sean sich in der Zwischenzeit hatte stellen müssen. So war das nun mal mit echten Tragödien. Sie rückten Belanglosigkeiten wieder ins rechte Licht. Und Madden war belanglos. So belanglos wie eine krabbelnde Kakerlake.
Reiß dich zusammen. Kontrollier deine Gefühle. Handlungen haben Konsequenzen.
Die endlosen, strengen Vorhaltungen seines Vaters und seiner Brüder hatten sich wie eine chaotische, mentale Geräuschkulisse in seinem Hirn festgesetzt.
Dabei versuchte er es ja. Er hatte seine spontanen Impulse unter Kontrolle. Bis auf den einen, der ihn jetzt zu Liv geführt hatte. Die Selbstbeherrschung eines Mannes hatte nun mal ihre Grenzen. Ein hochmütiger Blick aus diesen großen grauen Augen hatte genügt, um ihn in einen grunzenden Höhlenmenschen zu verwandeln.
Vielleicht war es ihr heißer Höhlenbewohnerinnen-Look gewesen, der ihn dazu animiert hatte: die zerzausten Haare, das rußige Gesicht, der zweifelsfrei nicht vorhandene BH .
Die Wirkung ließe sich nur steigern, indem er ihr die Klamotten vom Leib reißen, sie auf einen Fellteppich werfen und sie ohne zu zögern nehmen würde.
Gott, sie war atemberaubend. Was für eine Frau. Mädchen wäre eine zu frivole Bezeichnung. Die Welt war voller Mädchen. Sein Adressbuch war voll mit ihren Telefonnummern. Mädchen war eine Kategorie, ein Konzept. Ein Verbrauchsgut.
Dem Wort Frau haftete eine andere Qualität an. Es füllte seinen Mund. Eine Frau war wohlproportioniert, weich, mysteriös. Einzigartig, faszinierend. Die erwachsene Liv verkörperte all das.
Sean war im Besitz jeder Menge Fotos, aber Liv tendierte dazu, im Winter übergroße Pullis und lange Röcke zu tragen, im Sommer weite, unförmige, leichte Kleider. Einen Körper wie ihren musste man gesehen haben, um an ihn zu glauben. Diese vollen, wogenden Brüste, die sie entwickelt hatte. Dann dieser Hintern, diese Sanduhrenfigur. Gott! Er hatte sie schon vor fünfzehn Jahren für perfekt gehalten, aber die Natur hatte beschlossen, aufs Ganze zu gehen. Inklusive Karamellsoße, Schlagsahne, Nüsse und Zuckerstreusel.
Ihre spärliche Bekleidung betonte jedes Wippen, jedes Wiegen ihrer Hüften. Kein Wunder, dass sich die halbe Stadt zusammengefunden hatte, um sie anzugaffen. Wenn es um weibliche Verlockungen ging, ergriff auch er jede sich bietende Gelegenheit, den gefräßigen Wolf herauszukehren. Er wusste alle Farben, Größen und Figuren zu schätzen, wenngleich er ein besonderes Faible für üppige Kurven hatte.
Doch Liv gehörte einer völlig anderen Kategorie weiblicher Schönheit an. Und das lag nicht nur an ihrem zugegebenermaßen hinreißenden Aussehen. Es hatte mit ihrem Wesen zu tun. Ihrer königlichen Haltung, ihrem Stolz. Ihrer Würde. Ihrer
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