Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
während sie versuchte, diesen Mann mit dem Sean ihrer Jugenderinnerungen zusammenzubringen. Er war mit seinem Grübchen und seinem Lachen schlichtweg hinreißend gewesen. Ein geschmeidiger Panther auf der Jagd. Die Verkörperung gefährlicher männlicher Sexualität. Dieser strahlende Sonnyboy war zu einem grimmigen, mysteriösen Mann mutiert.
Er trug ausgeblichene Jeans und ein grünes T-Shirt, und sein langer, kraftstrotzender Körper wirkte breiter und kompakter, als sie in Erinnerung hatte. Sein Gesicht schien aus Stein gemeißelt zu sein. Die warmen Windböen bliesen ihm die halblangen, strubbeligen Haare ins Gesicht, und die goldenen Spitzen fingen das Sonnenlicht ein. Ein Diamantstecker funkelte in allen Farben des Regenbogens in seinem Ohrläppchen.
Sein scharfer Blick war verwegen, seine Augen von dunklen Schatten unterlegt. Kein Zwinkern. Kein Grübchen. Kein Aufblitzen weißer Zähne. Er wirkte hart und zornig. Alles andere als harmlos. Er wirkte in etwa so harmlos wie ein langes, scharfes Messer.
Liv zwang sich, den Blick von ihm loszureißen und auf ihre Füße zu richten, bevor ihre Lungen sich lockern konnten und keuchend die dringend benötigte Luft einsaugten.
Gott im Himmel, er hatte wirklich einen siebten Sinn für dramatische Auftritte. Ob nun absichtlich oder nicht, es war mehr als wirkungsvoll, wie er hier in dem rußgeschwärzten Türbogen aus Klinkerstein stand. Ihre Buchhandlung hatte sich in einer alten Brauerei aus der Jahrhundertwende befunden, die sie umgebaut hatte.
Im Gegenlicht der Sonne, die ihre Strahlen durch den Bogen warf, und eingehüllt von Rauchschwaden sah er aus wie ein Rockidol, das gerade die Bühne betrat und die Bewunderung seiner kreischenden Fans als etwas betrachtete, das ihm von Rechts wegen zustand. Er lächelte, und sie verschränkte die Arme vor ihren kribbelnden Brüsten.
Nein, er wirkte nicht wie ein Rockstar, sondern mehr wie ein gefallener Erzengel, der die Tore zur Hölle bewachte.
»Was tust du hier?«, platzte sie heraus. »Ich dachte, du hättest die Stadt verlassen. Alle haben gesagt … « Sie unterbrach sich, als sie realisierte, wie viel ihre Worte verrieten.
Freudlose Belustigung flammte in seinen Augen auf. »Meine Brüder und ich haben Dads altes Haus in den Bergen behalten, um dort gelegentlich das Wochenende zu verbringen, aber wir leben inzwischen alle im Großraum Seattle.« Er zögerte. »Sei also unbesorgt.«
»Oh, ich bin nicht besorgt.« Die Beschämung ließ ihre Stimme schneidend klingen. »Dann bist du nur gekommen, um zu gaffen? Ein hübsches Spektakel, nicht?«
Er schaute sich um. »Ja, das ist es.«
»Das muss eine echte Befriedigung für dich sein.« Liv bereute die Bemerkung augenblicklich. Alles, was sie von sich gab, gereichte ihr zum Nachteil.
Sean blinzelte. »Ganz und gar nicht«, sagte er leise. »Ich habe dir immer nur das Allerbeste gewünscht.«
Sie richtete sich kerzengerade auf. Dieser arrogante Mistkerl. Nach all den entsetzlichen Dingen, die er ihr entgegengeschleudert hatte, wagte er es, sich aufs hohe Ross zu schwingen und ihr das Gefühl zu geben, im Unrecht zu sein.
»Wie nett von dir«, fuhr sie ihn an. »Ich bin wirklich gerührt, trotzdem verstehe ich noch immer nicht, was du hier willst.«
Er verschränkte die Arme vor der Brust, und es kostete sie ihre ganze Willenskraft, nicht auf seine kräftigen, muskulösen Unterarme zu starren. Auf seine langen, anmutigen Hände. Die Wölbungen seiner Bizepse, die sich unter den Ärmeln seines T-Shirts abzeichneten.
»Ich habe von dem Feuer gehört«, sagte er schlicht. »Ich wollte mich vergewissern, dass es dir so weit gut geht.«
Sie unterdrückte ein Schluchzen, das ihr die Kehle zuzuschnüren drohte.
»Das hier … « Sie gestikulierte mit der Hand. »Das hier war mein brandneuer, fabelhafter, wunderschöner Buchladen. Wusstest du das?«
»Ja.« Seine Miene war ernst. »Das wusste ich.«
»Irgend so ein hinterhältiges Arschloch hat ihn abgefackelt. Mit Absicht.«
Er nickte. »Das ist eine Riesensauerei. Du hast keine Idee, wer … ?«
»Nein.« Ihre Kehle zitterte noch immer. »Allerdings nehme ich an, dass es T-Rex war. Dieser Psycho, der mir die E-Mails geschickt hat.«
Er sah sie scharf an. »Wer ist T-Rex? Was für E-Mails?«
»Ich bekomme seit ein paar Wochen E-Mails«, erklärte sie erschöpft. »Und ich nenne ihn T-Rex, nur um ihn irgendwie zu nennen. Liebeserklärungen, Kommentare zu meiner Kleidung. Er beobachtet mich. Aus der
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