Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
lassen.«
»Oh, nein.« Davy schenkte sich nach. »Du hast jede Menge neuer Dummheiten angestellt. Das letzte Mal, als du dich Liv Endicott auf mehr als hundert Meter genähert hast, bist du im Knast gelandet. Ist dir diese amüsante Tatsache überhaupt in den Sinn gekommen?«
»Hätte ich mich ferngehalten, würden Liv und Madden jetzt als Feinstaub in der Stratosphäre schweben, und anstelle des Trinket Trove Gift Emporium wäre ein Krater im Boden«, argumentierte Sean. »Sei froh, dass das nicht passiert ist.«
»Darum geht es verflucht noch mal nicht«, presste Davy hervor.
»Worum geht es dann? Klär mich um Himmels willen auf.«
»Es geht darum, dass du es schon wieder tust. Du tauchst zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt am denkbar schlechtesten Ort auf! Du würdest dich vor einen Zug werfen, nur weil du dich langweilst, weil jemand dich herausfordert oder du irgendein Mädchen beeindrucken willst. Oder aber du fühlst dich elend und bekommst deine Gefühle nicht in den Griff. Du verhältst dich nie logisch. Übrigens habe ich gerade ein Déjà-vu, weil ich dir das alles schon früher einmal gesagt habe.«
»Geschätzte tausend Mal«, bestätigte Sean, seine Stimme dumpf vor Resignation. »Lektion 967. Impulskontrolle. Abschnitt C: Handlungen ziehen Konsequenzen nach sich.«
»Und weißt du, was mich am meisten nervt?«
Sean zuckte zusammen. »Spuck’s aus, Davy. Weil ich mir nämlich nicht sicher bin.«
»Dein Schwanz ist schuld an allem!«, brüllte Davy. »Du könntest deinen Reißverschluss selbst dann nicht zulassen, wenn dein Leben davon abhinge. Darum landest du immer wieder in Untersuchungshaft, umzingelt von Leuten, die dich am liebsten in der Hölle schmoren lassen würden. Und das alles jedes verfluchte Jahr wieder.«
»Was hätte ich denn tun sollen? Mich davonstehlen wie ein geprügelter Hund?« Sean rang ratlos die Hände. »Diese Sache mit der Polizei … Ich kapiere einfach nicht, warum mir das immer wieder passiert. Ich schwöre bei Gott, dass ich es nicht absichtlich mache.«
Davy schnaubte. »Schon klar. Du bist das reinste Unschuldslamm. So wie damals, als du dein Stipendium verloren hast und von der Schule geworfen wurdest. Und warum? Weil du unbedingt die Frau des Dekans als Trophäe vögeln musstest, ohne einen Gedanken an die Folgen und an deine Zukunft zu verschwenden. Dein Hirn verabschiedet sich in den Urlaub und überlässt deinen Hormondrüsen das Kommando.«
Sean rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl umher. »Sie hat mich angebaggert«, rechtfertigte er sich verlegen.
»Ja, tun sie das nicht immer? Ich wette, sie musste dich praktisch fesseln und knebeln.«
Sean versuchte, sich die Details ins Gedächtnis zu rufen. »Jetzt, da du es erwähnst, fällt mir ein, dass sie diesbezüglich recht abenteuerlustig war. Sie hatte Sexspielzeug im … «
»Halt den Mund, du Klugscheißer. Ich bin nicht in der Stimmung, mir diesen Müll anzuhören.«
»Wann bist du das schon? Ich mache der Frau keinen Vorwurf. Sie war ein heißes, erotisches Ding, das leider das Pech hatte, mit einem Physikprofessor verheiratet zu sein, der Schuppen in den Augenbrauen hatte. Ich war nur ein Lustobjekt für sie. Und sie war sehr geschickt mit meinem … «
»Halt deine Zunge im Zaum, bevor ich dir eine verpasse.«
Sean vergrub das Gesicht in den Händen. Es war dumm, Davy zu reizen, wenn er derart aufgebracht war wie im Moment, aber wenn er erst mal in Fahrt war, konnte er sich nur mit Mühe bremsen. So war er nun mal gepolt. Er stand auf und schaute in den Kühlschrank, in der Hoffnung, dass er bei seinem letzten Besuch ein Bier übrig gelassen hatte.
Und Wunder über Wunder, er hatte. Sean öffnete den Kronkorken und schlenderte zum Westfenster, um sein Bier zu trinken, während Davy weiter am Tisch vor sich hinbrütete. Der Sonnenuntergang war verblasst, das Rosaviolett unter dem kobaltblauen Himmel zu einem rauchigen Grau verdunkelt. Der Kiefern- und Tannenwald, der hinter dem Rasen des Vorgartens begann, sah dicht und undurchdringlich aus.
Er musste an seine Kindheit denken, an die Abende, wenn er zu Bett gegangen war. Vor Angst schaudernd ob der Gefahren, von denen sein Vater behauptete, dass sie dort draußen lauerten. Heute Nacht lief ein reales Monster frei herum. Und er dachte an Liv. Seans Nacken prickelte, als hätte ein Geist ihn berührt.
Vielleicht war es so .
Kevin hatte ihm heute geholfen. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich bei dieser Vorstellung weniger einsam. Doch er
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