Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
Körper vibrierte. Sean war glutheiß und verströmte pure Emotion. Er bebte in ihren Armen. Der kalte Panzer, der ihn seit ihrer Enthüllung über Kevin umschlossen hatte, war von ihm abgefallen. Der Kuss hatte ihn aufgestemmt. Der Ausdruck in seinen Augen grenzte an Furcht.
Er hatte keine Furcht gezeigt, als er auf eine Bombe zugerannt war, in den Lauf einer Waffe gestarrt oder sich ein tödliches Duell mit einem Killer geliefert hatte. Aber er hatte Angst vor ihr.
Sie wollte ihn beschwichtigen, aber ihr fielen keine sinnvollen Worte ein. Nur Küsse konnten vermitteln, was sie ihm mitteilen wollte.
Er zog sanft an ihrem Hinterkopf. Eine innere Einsicht warnte sie, dass diese wortlose Einladung gefährlicher war als der leidenschaftliche Sex und der dramatische Showdown von letzter Nacht. Dies war die echte, mit Honig präparierte Falle. Dieses weiche, losgelöste Gefühl in ihrer Brust.
Aber es spielte keine Rolle. Liv beugte sich nach vorn, und Sean gab einen atemlosen Laut, beinahe ein Wimmern von sich, als ihre Lippen aufeinandertrafen.
Der Kuss war fast ehrfürchtig. Sie ließen die Augen geöffnet, aus Angst, der andere könnte sich in Schall und Rauch auflösen. Süß und perfekt. Ein strahlendes Wunder, das sich entfaltete und erblühte. Sie wollten den Zauber nicht zerstören, indem sie sich zu ungeduldig gebärdeten, darum kosteten sie ihn genüsslich aus. Und wagten kaum zu atmen.
Liv hatte sich nie für eine gute Küsserin gehalten, aber plötzlich begriff sie instinktiv, worauf es beim Küssen ankam. Es hatte nichts mit Technik oder Erfahrung zu tun. Es hatte nichts damit zu tun, ob sie intuitiv sinnlich war oder nicht. Es drehte sich einzig und allein um diese Sehnsucht, die tief in ihrem Innersten entsprang. Sie verzehrte sich danach, Sean zu berühren, von seiner Hitze versengt zu werden, zu fühlen, wie der metallisch bronzene Schimmer seines Bartschattens über ihre Wange rieb.
Sie wollte ihn mit all der Zärtlichkeit verwöhnen, die sie zu geben hatte.
Zu dem Mann auf dem Parkplatz hatte sich ein Kumpel gesellt. Mit wieherndem Gelächter und feixend riefen sie ihnen anzügliche Ermunterungen zu.
Liv hätte es nicht weniger kümmern können. Sie waren nicht mehr als Hunde, die in der Ferne bellten.
Sie krallte die Finger in sein feuchtes Hemd. Er antwortete auf seine Weise. Lippen und Zungen wurden eins. Stellten Fragen und forderten Antworten. Bettelten um Erlösung, um Vergebung. Es würde Jahre ungestümer Küsse erfordern, um alles zu klären. Jahre entfesselter Liebesspiele, um den Schmerz zu lindern.
Sie mussten unbedingt damit anfangen. Jetzt war der perfekte Zeitpunkt.
Er fasste nach ihrer Hand, die auf seinem Schenkel lag, schob sie weiter nach oben und drückte sie auf die Ausbuchtung seiner Erektion.
Ihre Blicke verharrten aufeinander. Er bot ihr seinen Körper an und bat stumm um den ihren.
Nur kannte sie die Bedingungen nicht. Doch es interessierte sie nicht länger. Er konnte alles tun, was er wollte. Gleich hier auf dem Parkplatz, vor ihrem johlenden, spottenden Publikum. Sie wollte ihm die Klamotten vom Leib reißen, seinen mächtigen Penis umschließen, seine Hitze und Härte spüren, die samtweiche, empfindsame Haut. Sie wollte über die dicken violetten Venen lecken. An ihm saugen. Ihn besteigen und ihn reiten. Sich nach vorn beugen und ihn von hinten eindringen lassen, während sie sich gegen den Ansturm hämmernder Stöße wappnete. Sie brauchte es so dringend. Sie brauchte es jetzt. Sie fasste nach seiner Gürtelschnalle.
»Wie ich sehe, verlierst du keine Zeit.« Die tiefe Stimme klang leicht belustigt.
Sean setzte sich so abrupt auf, dass seine Stirn mit ihrer kollidierte. »Mist«, stöhnte er und streichelte ihren Kopf. »Es tut mir leid, Liv.«
Vor dem Jeep stand ein junger Mann mit schwermütigen dunklen Augen, einer erinnerungswürdigen Nase und langen, glänzenden Haaren, die ihm lose ins Gesicht wehten. Er betrachtete sie mit unverhohlener Neugier. Liv lief purpurrot an.
12
»Allmächtiger, Miles!« Sean kämpfte sich aus seiner heruntergerutschten Position hoch und rieb sich die Stirn. »Ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen.«
»Du hast mir gesagt, dass wir uns hier treffen müssen«, verteidigte Miles sich. »Du hast mich angefleht, bedrängt, mir ein schlechtes Gewissen eingeredet. Behauptet, es gehe um Leben oder Tod.«
Sean massierte sich die Beule an der Stirn und zwang das Blut in seinen Lenden, in sein Gehirn zurückzufließen.
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