Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
war.
Sean beschleunigte den Wagen. Sie erreichten den Gipfel der Anhöhe, die aus dem Tal führte, dann folgten sie der Straße, die sich am Long-Prairie-Plateau entlangschlängelte. Die Dämmerung zauberte ein prächtiges Farbenspiel aus Rosa und Pink in die Wolken am Horizont.
Auf Wiedersehen, Straße. »Halt dich fest, Prinzessin.« Er schwenkte den Jeep herum und steuerte ihn in das wogende, hüfthohe Steppengras.
Liv hielt sich mit einer Hand am Türgriff fest, mit der anderen stützte sie sich am Armaturenbrett ab, während sie querfeldein rumpelten. Seans Gesicht war angespannt vor Konzentration. Sie klammerte sich ununterbrochen fest, während sie Bäume und Büsche passierten, sich mühsam durch das hohe Gras quälten und in dem unwegsamen Gelände über Felsbrocken schrappten. Ihre Arme fühlten sich an, als würden sie aus den Gelenken gerissen.
Endlich kreuzten sie einen Weg, der kaum mehr war als zwei endlose Spurrillen im Gras. Burn Ridge Crest. Gott sei Dank. Das Dach des Jeeps war geschlossen, aber sie hatten die Fenster geöffnet, sodass kühle Luft hereinwehte.
Liv fröstelte. Auf ihren Brüsten und ihren Schultern bildete sich eine Gänsehaut. Seans Blick glitt über ihren Körper. Sie verschränkte die Arme vor ihrem hüpfenden Busen und hätte fast gelacht. Es war absurd, sich zu schämen, nach allem, was sie in dieser Nacht durchgemacht hatten.
Sie versuchte, ihre Gedanken zu sortieren. Eine Million fieberhafter Fragen stürmten auf sie ein. »Also habt ihr nie irgendwelche Hinweise gefunden? In Bezug auf Kevin?«
Der Feldweg war erst in eine Schotterpiste übergegangen, dann in eine asphaltierte Straße. Mittlerweile säumten Farmen, Häuser und Briefkästen ihren Weg.
»Nur die Hinweise, die Kev dir gegeben hat«, erwiderte Sean. »Die Notiz.«
»Was stand darin? Ich habe mich das immer gefragt.«
Seine Miene wurde distanziert. »Eins nach dem anderen. Duck dich nach unten. Du fällst schon auf, wenn du ein T-Shirt trägst, oben ohne also erst recht.«
Mit dem Gefühl, gerüffelt worden zu sein, tauchte Liv ab und drapierte die Haare über sich.
Sie kamen durch ein älteres, heruntergekommenes Stadtviertel, holperten über Eisenbahnschienen, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen, dann bogen sie auf den Parkplatz eines Motels ein. Die Schnellstraße dröhnte auf der Überführung über ihnen.
»Hör zu«, begann Sean. »Ich will dich nicht entführen. Falls du lieber nach Hause zurückkehren und dir eine Zielscheibe auf die Brust malen möchtest, steht dir das frei. Es würde mir nicht gefallen, aber ich werde dich auch nicht aufhalten.«
Liv nickte, wobei sie sich fast wünschte, er würde sie nicht vor diese Wahl stellen. Nach dem Erlebnis mit T-Rex war sie nicht in der Verfassung, Entscheidungen über Leben und Tod zu treffen. Es war leichter, sich einfach vom Strom mitreißen zu lassen. Solange dieser Strom Sean hieß.
»Abgesehen davon hast du ja einen Verlobten, der dich beschützen kann«, fuhr er fort.
Liv brauchte ein paar Sekunden, um den Zusammenhang herzustellen. »Lieber Gott, nein! Blair ist nicht mein Verlobter. Das war eine Lüge, die meine Mutter erzählt hat, um dich loszuwerden. Du bist letzte Nacht davongestürmt, bevor ich eine Chance hatte, es richtigzustellen!«
Die Tür eines der Zimmer schwang auf. Ein dickbäuchiger, bärtiger Mann kam herausgeschlendert, zupfte an seinen Jeans und kratzte sich die Eier.
Seans Bewegung war zu flink, als dass Liv Widerstand hätte leisten können. Bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte er sie von ihrem Sitz auf seinen Schoß gezogen. »Flipp nicht gleich aus«, murmelte er. »Wir brauchen einen Grund, warum du obenrum nackt bist, und ein besserer als der hier fällt mir nicht ein.« Er vergrub die Finger in ihrem verstrubbelten Haar und küsste sie.
Es ist nur Theater, Dummerchen. Ein öffentliches Schauspiel, kein Grund dahinzuschmelzen .
Es war unmöglich, den strengen Rat zu beherzigen. Ihre Schutzschichten lösten sich auf, und darunter kam ein nackter Kern puren Verlangens zum Vorschein. Seans Lippen waren so heiß, so weich, so hungrig. Liv klammerte sich an ihm fest und erwiderte seinen Kuss wie eine Ertrinkende.
Jemand hämmerte gegen den Wagen, und sie zuckte zusammen. »Yeah! Lass es krachen, Junge! Was für ein Start in den Tag!«
Sean streckte die Hand aus dem Fenster und zeigte dem Kerl seinen hochgereckten Daumen.
Er rutschte tiefer in den Sitz und zog sie mit sich. Ihre Lippen teilten sich, und ihr
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