Suenden der Vergangenheit
Idioten!«, schrie Rachel ihnen zu. »Wir holen ihn uns ein anderes Mal.«
Dann rannten sie die Straße hinunter, verfolgt von Buffy. Plötzlich wurde sie von Scheinwerfern geblendet, und ein Motor röhrte auf. Die Lichter rasten auf sie zu, und Buffy musste zur Seite hechten und ihren Sprung auf dem Bürgersteig abrollen, als eine lange, schwarze Limousine mit quietschenden Reifen vor Giles’ Haus hielt. Die Türen öffneten sich, und die vier überlebenden Vampire - unter ihnen Rachel und der Ochse - stiegen im Fond ein.
Eins der hinteren Fenster senkte sich.
Buffy blickte zu Pike hinüber, der Giles auf die Beine half. Buffy hatte keine gute Sicht auf dieses Fenster, aber Giles und Pike schon. Giles starrte das, was sich auf dem Rücksitz der Limousine befand, mit vor Entsetzen geweiteten Augen an.
Die Limousine raste davon. Trotz der Schmerzen, die sie hatte, streckte sich Buffy, um festzustellen, ob etwas gebrochen war, und ging dann zu Pike, der keuchend dastand und ein paar Kratzer an seinem Hals befingerte, die ihm offenbar von ein paar Vampirzähnen zugefügt worden waren. Zu ihren Füßen lag der Wächter, zu erschöpft oder zu schwer verletzt, um sich auf den Beinen halten zu können. Nach einem Moment kam Giles auf die Knie und übergab sich ins Gras.
»Also«, sagte Buffy, nachdem sie und Pike Giles ins Haus gebracht hatten, »was hatte das alles Ihrer Meinung nach zu bedeuten?«
»Und wie sind sie hier hereingekommen?«, fügte Pike hinzu. »Ich meine, ich habe nicht das Gefühl, dass Sie ihnen eine Einladung zur Party geschickt haben.«
Giles saß auf der Couch, blinzelte und starrte Pike wieder mit diesem stieren Blick an, den er schon zuvor an der Haustür gehabt hatte. Buffy hatte den Eindruck, dass er unter Schock stand, wie damals in den Tagen nach Jenny Calendars brutaler Ermordung. Seine Lider flatterten, als würde er im nächsten Moment einschlafen, und dann schüttelte er den Kopf.
»Es tut mir Leid. Wie war noch einmal dein Name?«, fragte Giles.
»Pike, Giles«, antwortete Buffy für ihn. »Er heißt Pike, schon vergessen? Ich habe es Ihnen erklärt. L. A. Hemery. Er hat mir damals im Kampf gegen die Vampire geholfen.«
»Ah, sehr gut«, sagte Giles geistesabwesend, als wäre nichts von Bedeutung geschehen. Als wäre es ein ganz normaler Tag gewesen.
Buffy wischte ihm mit einem feuchten Handtuch das Blut vom Gesicht. Wahrscheinlich musste er genäht werden. Und er konnte von Glück reden, wenn er keine Narben zurückbehielt. Sie alle hatten inzwischen ein paar Narben. Bis auf Buffy. Sie war die Jägerin, und ihre Wunden heilten anders. Schneller. Besser. Ihre einzigen Narben waren innerlich, in ihrem Herzen und ihrer Seele, und sie blieben unsichtbar, es sei denn, sie enthüllte sie. Etwas, das nur sehr selten geschah.
Wie jetzt, zum Beispiel. Sie spürte einen Schmerz, eine kalte Klinge in ihrer Magengrube. Denn irgendetwas stimmte nicht mit Giles, und entweder wusste er nicht, was es war, oder er wollte es ihr nicht verraten.
»Was wollten die von Ihnen?«, fragte Buffy.
»Ich weiß es nicht.«
»Nun, wie sind sie ins Haus gelangt? Wie konnten sie hereinkommen, ohne von Ihnen eingeladen worden zu sein?«
»Ich weiß es nicht.«
Buffy schwieg. Dann: »Wer war dieser Kerl in der Limo?«
Giles sah sie nur an.
»Pike, kannst du mir ein Glas Wasser holen?«, fragte Buffy.
Er nickte; ihm war klar, dass sie einen Moment mit Giles allein sein wollte. Nicht, dass er sich weit entfernen konnte. Die Küche war nur eine Art Nische, die zum Wohnzimmer hin offen war, aber wenigstens konnten Buffy und Giles sich so halbwegs ungestört unterhalten.
»He«, sagte sie mit leiser Stimme.
Giles’ Blicke wanderten unstet durchs Zimmer.
»Giles«, drängte Buffy ihn. »Erde an Giles.«
Der Wächter sah sie an und schien fast verärgert zu sein, dass sie ihn in die Wirklichkeit zurückgeholt hatte.
»Was ist?«, fragte er leicht verdrossen.
»Wir warten nicht auf die Cops. Ich fahre Sie ins Krankenhaus«, erklärte sie. »Sie müssen sich Ihren Kopf untersuchen lassen. Diese Schnittwunde ist hässlich, und Sie machen den Eindruck, als wären Sie auf einem Blindflug, verstehen Sie? Als hätten Sie den Kontakt mit der Flugleitung verloren.«
»Mir geht es gut«, sagte Giles heiser und schob das Handtuch beiseite, das Buffy ihm hinhielt.
Buffy lehnte sich zurück und funkelte ihn an. »Was ist los mit Ihnen?«, fauchte sie.
Er blickte finster zurück. »Ich sagte, mir geht es gut,
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