Suenden der Vergangenheit
schlang alles gierig hinunter und wusch anschließend ab. Auch das Geschirr, das bereits in der Spüle stand. Ich muss irgendwas tun, um mich für ihre
Gastfreundschaft zu bedanken, dachte er. Abgesehen vom üblichen Monsterkillen.
Nachdem er geduscht hatte, nahm er frische Kleidung aus seinem Matchbeutel und wusch seine schmutzigen Sachen. Er richtete sich sozusagen häuslich ein, und genau das machte ihm Sorgen. Vielleicht war Buffys Mom nicht damit einverstanden, aber er wusste, dass er noch lange Zeit auf der Flucht sein würde, wenn es Buffy nicht gelang, diesen Dämon zu töten. Er wusste nicht, wann er wieder die Gelegenheit bekommen würde, heiß zu duschen und seine Klamotten zu waschen.
Mann, was denkst du eigentlich?, fragte er sich. Buffy ist die Jägerin. Der Steintyp hat keine Chance.
Dennoch. Es war besser, auf alles vorbereitet zu sein.
Später räumte er so gut es ging auf, gab die Wäsche in den Trockner und verließ dann das Haus, um eine Runde mit der Harley zu drehen und sich in Sunnydale ein wenig umzusehen. Er ließ im ersten Stock ein Fenster offen für den Fall, dass er sich wieder hineinschleichen musste, aber er nahm an, dass er Buffy irgendwo treffen oder sie wieder zu Hause sein würde, bevor er zurückkam.
Die Harley brummte auf vertraute und wohltuende Weise, als Pike durch die Straßen brauste. Er fuhr in die City, vorbei am Bronze, dem Klub, von dem ihm Xander und Willow erzählt hatten. Er war versucht, einen Abstecher zum Hammersmith Park zu machen, überlegte es sich aber anders. Solange ihm der Dämon auf den Fersen war, galt für ihn eine Art ungeschriebenes Gesetz: Geh nirgendwohin, wo du schon einmal gewesen bist.
Natürlich würde er gezwungen sein, dieses Gesetz zu brechen, wenn er mit Buffy zusammen war. Eine knappe halbe Stunde, nachdem er sich entschieden hatte, den Park zu meiden, fuhr er zufällig an Giles’ Apartment vorbei. Der Zwischenfall in der vergangenen Nacht hatte ihm einen mächtigen Schrecken eingejagt, und er konnte noch immer nicht verstehen, wie es den Vampiren eigentlich gelungen war, in die Wohnung einzudringen.
Die Tür war nur provisorisch repariert worden, aber Pike glaubte nicht, dass es die Vampire aufhalten würde für den Fall, dass sie zurückkamen. Er fragte sich, was Buffy gerade machte, und entschied, dass es an der Zeit war, bei der Schule vorbeizuschauen. Die letzte Unterrichtsstunde war bereits angebrochen, und er hoffte, sie dort zu treffen.
Es war ein unheimliches Gefühl, durch Sunnydale zu fahren. Buffy hatte ihm erzählt, dass die Stadt praktisch auf dem Schlund der Hölle erbaut worden war. Aber was ihn am meisten beunruhigte, war die Tatsache, wie normal alles am Tag aussah. Wie alle ihren Geschäften nachgingen, als hätten sie nicht die geringste Ahnung, dass an jeder Ecke das Böse lauerte.
So viel zur Verdrängung.
Unterwegs hielt er an einem Kiosk an, um sich eine Cola zu holen. Der Koffeinmangel machte sich bereits bemerkbar, und er brauchte dringend eine neue Dosis. Die junge Frau hinter dem Tresen sah aus, als gehörte sie eigentlich in die Schule, und als Pike sie anlächelte, bedachte sie ihn mit einem extrem breiten, viel zu freundlichen Grinsen.
Es ließ ihn an Buffy denken. Und an Angel. Was zum Teufel mach ich eigentlich hier?, dachte er.
Die prompte Antwort drang aus seinem Unbewussten: Du rettest deinen Arsch.
Richtig, aber andererseits war da noch Buffy. Er hatte noch nie zuvor ein Mädchen wie sie getroffen, weder vor noch nach ihrer gemeinsamen Zeit. Auch wenn er es so lange wie möglich hinausgeschoben hatte, irgendwie hatte er immer gewusst, dass diese Reise nach Sunnydale unausweichlich sein würde, dass er sie irgendwann besuchen musste.
Als er den Laden verließ, fiel sein Blick auf die Schlagzeile der Sunnydale Press. »Cops vermisst«, stand dort. »2 Officers verschwunden, bizarre Statuen gefunden.«
Pike war bereits draußen und auf der Harley, als es bei ihm Klick machte. Die Schlagzeile war zwar etwas vage gewesen, doch plötzlich verstand er sie. Wusste, was sie bedeuten musste. Die Statuen, die gefunden worden waren, hatten den Platz der vermissten Cops eingenommen. Weil sie die vermissten Cops waren.
Der Dämon war angekommen.
Den ganzen Nachmittag über saß Giles allein in seinem Büro und arbeitete nur wenig, sah man von den Auskünften ab, die er den gelegentlich hereinkommenden und nach bestimmten Büchern suchenden Schülern gab. Doch um genau zu sein, arbeitete er nicht nur
Weitere Kostenlose Bücher