Suenden der Vergangenheit
Xander und Cordelia wirkten gekränkt, aber die anderen waren sichtlich amüsiert. Dies war das zweite Mal, dass Pike ihm begegnete, aber selbst ihm war klar, dass Angel nicht gerade für seinen Sinn für Humor bekannt war. Um ehrlich zu sein, die ganze Gruppe überraschte ihn immer wieder aufs Neue. Er glaubte von sich sagen zu können, dass er oft genug mit den Mächten der Finsternis konfrontiert worden war. Am liebsten hätte er sich umgedreht und sie für immer hinter sich gelassen. Und nicht nur das. Am liebsten würde er sämtliche Erinnerungen an Vampire und Dämonen aus seinem Gedächtnis löschen. Aber Buffy und ihre Mitstreiter schienen es fast zu genießen. Sicher, der Kampf gegen das Böse war Buffys Pflicht. Aber allem Anschein nach sahen die anderen darin ebenfalls eine Art Berufung.
Pike dachte in dieser Hinsicht ganz anders. Er fragte sich, ob es zwischen ihm und Buffy anders gelaufen wäre, wenn er so wie sie empfunden hätte. Aber es war gefährlich, darüber nachzudenken, vor allem, da ihm jedes Verständnis dafür fehlte. Die Art, wie sie darüber Witze machten, war ihm ebenfalls ein Rätsel. Angesichts des Grauens, mit dem sie sich herumschlugen, hätten sie eine Art Galgenhumor entwickeln müssen, das Gelächter jener, deren Leben jeden Moment enden konnte. Aber das war nicht der Fall. Sie waren einfach nicht bereit, die Freude am Leben aufzugeben, obwohl sie jederzeit sterben konnten.
Er bewunderte sie, aber Pike wusste, dass er einfach nicht dafür geschaffen war. Er wollte den Steindämonen loswerden, und er würde sich ihm stellen, wenn es nicht anders ging. Er würde kämpfen, um Buffy zu retten, wenn sie in Gefahr geriet. Aber die Welt vor den Mächten der Finsternis retten?
Das war nicht seine Sache.
»Also, was ist mit Miss Blaisdell? Ist sie tot?«, fragte Willow in einem Tonfall, der verriet, dass sie selbst für eine Dämonin Mitgefühl empfand.
»Nee«, antwortete Xander. »Nur im Keller eingesperrt. Sie war auch nicht besonders hilfreich. Sie wusste nicht, wer hinter Giles’ Entführung steckt.«
Alle schwiegen daraufhin, zogen sich in sich selbst zurück, allein mit ihren Gedanken und Ängsten. Sogar Cordelia schien diesen Moment zu respektieren, sie, die normalerweise nur vor ihrem eigenen Image Respekt hatte.
»In Ordnung, dann machen wir uns auf die Suche«, erklärte Buffy.
Alle strafften sich.
»Wir werden zunächst die üblichen Vampirtreffpunkte überprüfen, und zwar schnell und koordiniert. Willow, Oz, ihr beide fangt am anderen Ende der Stadt an - in Angels Gegend -, arbeitet euch zum alten Drive-In vor und fahrt auf dem Rückweg am Bronze vorbei. Xander, du und Cordelia...«
»Auf mich müsst ihr verzichten. Ich brauche meinen Schönheitsschlaf. Ich soll morgen im Unterricht ein Referat halten, und dafür muss ich blendend aussehen«, warf Cordelia ein.
Buffy starrte sie an. »Du hast ein Auto. Du hast ein Handy. Du kannst beides auch Xander überlassen, wenn du willst.«
Cordelia lächelte eisig. »Ich nehme an, das war eine armselige Ausrede. Wer würde schon glauben, dass ausgerechnet ich einen Schönheitsschlaf brauche, nicht wahr?«
»Niemand kann so viel Schlaf finden«, murmelte Xander, um dann vor Schmerz aufzuschreien, als Cordelia ihm in die Rippen boxte. »Also, Buffy, was wolltest du gerade sagen?«, fragte er mit verzerrtem Gesicht.
»Ihr beide fahrt zu Willy’s Alibi Room und fragt ihn, ob er etwas weiß. Dann checkt ihr die Fabrik und anschließend den Weatherly Park, aber geht ja nicht hinein«, wies Buffy sie an.
»Was ist mit uns?«, fragte Pike.
Buffy sah ihn an und wollte schon antworten, doch dann zögerte sie einen Moment. Sie blickte abwechselnd von Pike zu Angel und von Angel zu Pike. Alle im Raum mussten es bemerkt haben, und sie spürte die Spannung in der Luft förmlich knistern. Ohne es zu wollen, hatte sich Buffy offenbar in eine peinliche Lage gebracht. Pike blickte zur Seite und kratzte sich am Hinterkopf. Und zum allerersten Mal dachte er: Ich hätte nicht hierher kommen sollen.
Angel trat einen Schritt zurück und wandte sich zur Tür. »Ich überprüfe die Hauptfriedhöfe und den alten Schlupfwinkel des Meisters und sehe nach, ob sich irgendjemand dort herumtreibt«, bot er an.
Buffy atmete erleichtert aus und lächelte ihn liebevoll an. »Danke«, sagte sie und Pike war sich sicher, dass jedem klar war, worauf sich ihr Dank bezog.
Er hielt sich im Hintergrund, während die anderen Holzpflöcke und andere Waffen
Weitere Kostenlose Bücher