Suenden der Vergangenheit
einpackten. Buffy schärfte allen ein, bis spätestens halb zwölf wieder in der Bibliothek zu sein. Pike vermutete, dass zumindest Willow und Cordelia dazu neigten, regelmäßig zu spät zu kommen, aber keine von beiden protestierte.
Dann waren alle fort, und Pike und Buffy waren wieder allein.
Sie stand am Schreibtisch und verstaute eine Hand voll Pflöcke in ihrem Beutel. Dann steckte sie ein Kruzifix, ein Fläschchen Weihwasser und Ersatzbolzen für die Armbrust in ihre Jackentasche. Als Buffy den Abzug der Armbrust überprüfte, trat Pike hinter sie.
»Es tut mir Leid«, sagte er leise. »Wegen allem. Als ich hier ankam und es nur um dich und mich und den Dämon ging, war alles viel einfacher.«
Buffy drehte sich zu ihm um. Sie wirkte besorgt, und er wusste warum. Aber wie immer in ihrer Nähe empfand Pike eine innere Zerrissenheit, teils fühlte er sich zu ihr hingezogen, teils von dem Leben abgestoßen, das sie führte.
»Du und ich und der Dämon«, wiederholte Buffy. »Wie romantisch.«
»Nicht direkt«, entgegnete Pike. Er streckte die Hand aus, um ihr Haar zu berühren, hielt dann aber inne. Es wäre ein großer Fehler, sich jetzt zu sehr mit ihr einzulassen, wo sie doch beide wussten, wie es enden musste. Stattdessen zog er sie an sich und drückte sie fest.
»Es tut mir Leid«, sagte er wieder. Aber diesmal hatten diese Worte mehr als nur eine Bedeutung.
»He«, antwortete Buffy und löste sich aus seiner Umarmung. »Dein Dämonenkumpel, Grayhewn, war hinter Giles her. Du hattest nichts damit zu tun. Wer auch immer unser geheimnisvoller Vampir ist, wer auch immer ihm die Glamourdämonin auf den Hals gehetzt hat, Giles ist der Typ, auf den man es abgesehen hat.«
Pike lächelte. »Also hat meine Anwesenheit hier dein Leben nicht kompliziert?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
Buffy wandte sich wieder dem Tisch zu, nahm die Armbrust und warf sich die Tasche über die Schulter. Pike trat beiseite, um sie vorbeizulassen, und folgte ihr dann zur Doppeltür der Bibliothek. Buffy schaltete das Licht aus und ging dann hinaus. Schweigend schritten sie durch den Schulkorridor. Sie kamen an dem Spind vorbei, dessen Tür Buffy beim Kampf gegen Grayhewn abgerissen hatte, aber sie verschwendete nicht einmal einen Blick darauf.
Draußen startete Pike sein Motorrad und wartete darauf, dass Buffy hinter ihm aufstieg.
»Wo fahren wir eigentlich hin?«, fragte er.
»Wieder zum Hammersmith Park«, antwortete sie. »Selbst wenn sie sich dort nicht mehr herumtreiben, können wir vielleicht herausfinden, wohin sie gegangen sind.«
Pike nickte, bereit loszufahren. Aber Buffy stieg nicht auf. Er drehte den Kopf und sah sie noch immer neben dem Motorrad auf dem Bürgersteig stehen. Da war ein Ausdruck in ihren Augen, ein gefährlicher Ausdruck, den er so schnell nicht wieder vergessen würde. Aber da war auch Schmerz und Trauer in ihren Augen, und Pike wusste, dass sie jetzt endgültig verstanden hatte, wie aussichtslos ihre Beziehung war.
»Ich bin froh, dass du wieder okay bist«, sagte Buffy.
Dann trat sie näher und küsste ihn. Es sollte ein kurzer und züchtiger Kuss werden, aber er war weder das eine noch das andere.
Als ihre Lippen sich voneinander lösten, wagte Buffy nicht, ihn anzusehen. Sie stieg einfach auf den Rücksitz des Motorrads, legte ihre Arme um ihn und hielt sich fest.
Dann brauste der Wind an ihnen vorbei, und zum Reden war keine Zeit mehr.
Giles fühlte sich innerlich tot.
Jocelyn schlug ihn ein weiteres Mal, und sein Kopf flog zurück. Die einäugige Vampirin hatte sein Hemd aufgerissen und kratzte mit ihren Nägeln über seine Brust, bis das Blut hervorquoll. Ihr Grinsen war breit und lüstern, und ihr Gesicht verwandelte sich plötzlich und enthüllte ihre vampiristische Natur. Ihre gelben Augen leuchteten im Halbdunkel des Raumes, und die Art, wie sich ihre Stirn veränderte, nach vorn wölbte, ließ ihre eingesunkene, leere Augenhöhle noch abscheulicher und obszöner erscheinen.
Gunther an ihrer Seite gab ein leises, kehliges Lachen von sich.
Blut tropfte von Giles’ Brust, und Jocelyn beugte sich zu ihm hinunter, um es abzulecken. Sie grunzte dabei vor Vergnügen und stöhnte leise. Dann richtete sie sich wieder auf und verpasste ihm einen derart harten Schlag, dass seine Lippe aufplatzte.
Der Schmerz war so stark, dass Giles normalerweise vor Zorn und Pein aufgeschrien hätte. Aber er war zu kraftlos, zu leer. In ihm war nur Kälte, Betäubung und totes Vakuum. Es war, als
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