Suenden der Vergangenheit
allerdings nie gewünscht.
Der Hitze des Bluts, das über seine Brust rann, erinnerte Giles daran, wie kalt ihm war. Der Schmerz in seinem Gesicht, seinen Lippen und Wangen, das dumpfe Pochen in seinem Kiefer... alles war jetzt so fern.
Jocelyn schlug ihn ein weiteres Mal. Es war ohne Bedeutung. Nichts hatte mehr eine Bedeutung. Zusammen mit Buffy und auch in der Zeit davor hatte er vieles durchgemacht, vieles gesehen, doch war er immer der festen Überzeugung gewesen, dass die Schlacht gegen die Finsternis gerechtfertigt und, weit wichtiger noch, dass der Sieg möglich war.
Dieser Glaube war in dem Moment zerbrochen, als er das Gesicht seines Vaters gesehen hatte, verzerrt zu der Fratze eines Vampirs.
Ein lautes Klopfen ertönte an der Konferenzraumtür, und Gunther ging hin, um sie zu öffnen. Licht fiel aus dem Korridor herein und entriss für kurze Zeit die Gegenstände in dem Raum und die überall herumliegenden Leichen dem Halbdunkel. Rachel, das blonde Vampirmädchen, kam herein, ganz in Leder gekleidet.
»Mister Giles, ihr Abendessen ist eingetroffen«, sagte Rachel zu seinem Vater.
Der Vampir drehte sich zu ihr um und sah sie erwartungsvoll an. »Die Olivhäutige? Mit den grünen Augen?«, fragte er.
»Genau wie Sie befohlen haben, Sir«, antwortete Rachel.
»Ausgezeichnet, meine Liebe«, nickte Giles senior. »Du bist wirklich verdammt tüchtig, muss ich sagen.«
Dann wandte er sich von ihr ab und trat zu dem Wächter, der in einem der Konferenzsessel saß, die den Tisch säumten.
»Ich weiß nicht, ob dein Gehirn noch soweit funktioniert, dass du mir folgen kannst, Rupert, mein Junge«, sagte er bedächtig. »Ist auch egal. Morgen wird dir unser kleines Glamourmädchen deinen Verstand zurückgeben, und dann fängt der Spaß erst richtig an.«
Während Giles mit flatternden Lidern so tat, als wäre er völlig desorientiert, verfolgte er, wie die Kreatur zusammen mit Rachel den Raum verließ.
»Sie werden ihn also nicht töten?«, fragte Rachel den älteren Giles beim Hinausgehen.
»Jetzt? Das wäre doch kein Spaß«, erwiderte ihr Meister. »Wir haben gerade erst angefangen.«
Dann waren sie fort, und Gunther und Jocelyn gingen hinter ihnen hinaus. Jocelyn warf ihm zum Abschied einen Kuss zu, aber Giles registrierte es kaum. Er war mit den Gedanken woanders. Bei den letzten Worten der Kreatur. Vor allem bei Wir haben gerade erst angefangen. Dieser Satz flößte ihm schreckliche Angst ein.
Giles hatte einen Punkt erreicht, wo es ihn nicht mehr kümmerte, was mit ihm geschah. Wenn er sterben musste, dann sollte es so sein. Aber diese Kreatur, dieses Ding, das einst sein Vater gewesen war, schien nicht die Absicht zu haben, Sunnydale zu verlassen. Was bedeutete, dass Buffy sein nächstes Ziel sein würde. Für einen von beiden würde das den Tod bedeuten.
Er konnte das nicht zulassen. Giles würde niemals tatenlos zusehen, wie Buffy etwas zu Leide getan wurde, ganz gleich, wie leer und kraftlos er sich fühlen mochte.
Und wenn irgendjemand den Dämon, der jetzt im Körper von Giles senior hauste, in Staub verwandeln würde, dann sein Sohn.
Es war kurz nach Mitternacht, als Pike seine Harley in Buffys Auffahrt lenkte. Sie hatten bei der Suche nach Giles kein Glück gehabt, und Buffy war müde und voller Angst, dass ihm bereits etwas zugestoßen war. Als sie die anderen in der Bibliothek getroffen hatte, hatten alle versucht, sie zu trösten. Wenn die Vampire Giles töten wollten, hätten sie ihn längst umgebracht. Aber Buffy konnte einfach keinen Grund erkennen, warum sie ihn am Leben lassen sollten, es sei denn als Köder für sie, um sie in eine Falle zu locken. Aber sie können nicht damit rechnen, dass ich in eine Falle tappe, wenn sie mich nicht wissen lassen, wo sich der Köder befindet.
Dann war da noch die ganze Sache zwischen ihr und Pike und Angel... es war alles einfach zu viel für sie. Sie wollte nur noch schlafen, um am nächsten Morgen einen klaren Kopf zu haben. Sie hatten sich alle darauf geeinigt, dass die Schule zweitrangig war und die Suche nach Giles Priorität hatte.
So sehr Buffy auch versuchte, nicht darüber nachzudenken, sie bekam Giles einfach nicht aus ihrem Kopf. Als sie ihre Schlüssel aus der Tasche zog und ihre Haustür aufschließen wollte, legte ihr Pike eine Hand auf die Schulter.
»Wir finden ihn morgen«, versicherte er.
Sie sagte nichts. Pike wollte sie trösten, doch seine Worte - so gut gemeint sie auch sein mochten - klangen hohl in ihren
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