Suenden der Vergangenheit
Schule.
14
Während Giles den Korridor hinunterrannte, hallten seine Schritte als hohles Echo von den Spinden wider. Ihm war die Schule noch nie zuvor so verlassen vorgekommen. Aller Zorn und Schmerz, den die Begegnung mit seinem Vater, mit dem Ding, das aus ihm geworden war, in ihm ausgelöst hatte, waren reiner Furcht gewichen.
Das Wesen hatte Recht gehabt. Giles sorgte sich sehr um Buffy. Um sie alle: Willow, Xander, Oz, sogar Cordelia. Ihnen allein galt seine Sorge in diesen schrecklichen Momenten, als er zum Hauptausgang der Schule lief. Als er sich gegen die Tür warf, schwang sie weit auf, und er verlangsamte seine Schritte kaum, als er hinausstürmte und die Vordertreppe hinunterrannte, während er sich wild umschaute.
Zwei Stufen vor dem Fuß der Treppe blieb er abrupt stehen. Mit hämmerndem Herzen und heftig nach Luft schnappend blickte er Buffy entgegen, die sich dem Eingang näherte. Sie sah erschöpft aus, aber bei weitem nicht so schlimm wie Oz, der blutete und humpelte. Cordelia wirkte völlig verängstigt, war aber ansonsten unversehrt. Hinter ihnen folgte Angel mit einer schweren Holzkiste in den Händen. Giles war sicher, dass er wusste, was in der Kiste war.
Für einen Moment gaben seine Knie nach. Sie leben. Sie leben alle. Er war versucht, sich auf die Treppe zu setzen, aber da marschierte Buffy bereits auf ihn zu, und Giles’ Erleichterung hielt ihn aufrecht.
»Buffy«, sagte er. »Ich war... Ich bin so... Euch allen geht es also gut?«
»Wir leben«, sagte sie kalt.
Giles fuhr beim Klang ihrer Stimme zusammen. Verständnislos sah er sie an. Er hatte sie noch nie zuvor so wütend erlebt.
»Nun, dem Herrn sei Dank«, erwiderte er. Aber er war überrascht, dass die anderen nicht auch gekommen waren. Dann blinzelte er, und wieder stieg Furcht in ihm hoch.
»Wo sind die anderen?«, fragte er schließlich. »Willow, Xander... «
»Und Pike«, sagte Buffy tonlos. Sie funkelte ihn an. »Sie sind verschwunden.«
Für einen Moment stockte ihm der Atem. Dann schluckte Giles und holte tief Luft, während in seinem Innern Wut und Schuld um die Vorherrschaft kämpften.
Die Wut ging als Sieger hervor.
»Dann ist das da wohl Grayhewn«, sagte er grimmig und nickte in Richtung der Kiste.
Buffy runzelte die Stirn. »Was ist los mit Ihnen? Haben Sie nicht zugehört? Derjenige, der in der letzten Zeit auf Ihrem Leben herumgetrampelt hat, hat sie verschleppt, Giles! Sie sind weg! Ist Ihnen das entgangen?«
»Schwerlich.« Giles unterdrückte seine Schuldgefühle nach besten Kräften und hielt Buffys durchdringendem Blick stand. »Ich verstehe deine Besorgnis, Buffy, und ich werde mich um sie kümmern. Das ist meine Aufgabe.«
Er wandte sich an Angel. »Im Schuppen des Platzwarts muss eine Schaufel sein. Vergrabe dieses verdammte Ding hinter dem Zaun. Und zwar tief.«
»Ich würde gern wissen, was hier vor sich geht«, erwiderte Angel. »Was verbergen Sie vor uns, Giles?«
Für einen Moment spürte Giles den Drang zu schreien. Sein linkes Lid zuckte, und er hob die Hand und rieb es härter als nötig. Dann versuchte er verzweifelt, sich unter Kontrolle zu bekommen.
»Wenn du helfen willst, Angel, dann geh los und verbuddel dieses verdammte Ding. Wenn du zurückkommst, wird es genug für dich zu tun geben, keine Sorge.«
Dann wandte sich Giles ab und ging zurück in die Schule. Buffy, Oz und Cordelia eilten ihm nach. Angel zögerte für einen Moment, machte sich dann aber auf den Weg zum Schuppen.
»Hört mal her«, sagte Cordelia laut. »Dieses ganze mysteriöse Getue geht mir langsam auf die Nerven. Ich weiß nicht, warum Buffy nicht auf den Gedanken kommt, aber ich schlage vor, wir suchen Xander und Willow allein.«
»Sie leben«, sagte Oz ruhig.
Das brachte alle zum Schweigen.
»Woher weißt du das?«, fragte Buffy.
»Es ging aus ihren Worten hervor«, antwortete Oz. »Sie wollten uns alle lebend haben. Aber sie waren schon damit zufrieden, dass sie Willow und Xander verschleppen konnten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie irgendetwas mit ihnen vorhaben.«
»Vielleicht wollen sie sie foltern«, spekulierte Cordelia.
»Was für eine hilfreiche Bemerkung«, sagte Buffy mit zusammengebissenen Zähnen.
»Nun ja, Folter ist besser als Tod«, warf Giles ein. »Wenn auch nicht viel besser, wie ich aus eigener Erfahrung weiß.«
Sie betraten die Bibliothek. Die Tür fiel hinter ihnen zu und Giles ging auf sein Büro zu.
»Halt.«
Er drehte sich zu Buffy um, die in der Mitte des
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