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Suenden der Vergangenheit

Suenden der Vergangenheit

Titel: Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Golden
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sind.«
    Ein winziger Funke Hoffnung glomm in ihr auf. Hoffnung, dass dieser Albtraum für alle, aber insbesondere für Giles, bald ein Ende haben würde. Sie nickte Angel zu, ging in Giles’ Büro und schloss hinter sich die Tür.
    Der Wächter stand an seinem Schreibtisch und hielt einen kleinen Silberrahmen in der Hand. Buffy trat zu ihm und warf einen Blick auf das Foto. Er versuchte nicht, es vor ihr zu verstecken. Es zeigte Giles als jungen Mann in seiner rebellischen Zeit. Er stand neben einem älteren, sehr distinguierten Paar, von dem Buffy annahm, dass es sich um seine Eltern handelte.
    »Ich habe dieses Foto noch nie gesehen«, sagte sie leise.
    »Ich bewahre es in der Schublade auf«, sagte er geistesabwesend, als würde er mehr zu sich als zu Buffy sprechen. »Eigentlich hasse ich es. Keiner von uns sieht besonders glücklich aus, oder?«
    Buffy wollte ihn nicht anlügen. »Nein.«
    »Wahrscheinlich waren wir es auch nicht. Nicht wirklich. Er konnte ein ziemlich selbstgerechter Bastard sein, Buffy. Ich glaube nicht, dass es je einen starrköpfigeren Mann gegeben hat. Aber ich bin sicher, dass er dieselbe Meinung auch von mir hatte. Und Mutter? Sie wollte nicht zwischen uns geraten. Ich kann es ihr nicht einmal verdenken.«
    Giles schwieg. In der Enge des Büros, wo nur Buffy seinen Schmerz teilte, schien sich das Schweigen zu dehnen.
    »Er hatte große Hoffnungen in mich gesetzt, verstehst du? Ich nehme an, das tun alle Eltern. Aber der Rat der Wächter bedeutete ihm alles. Das einzige lohnenswerte Ziel. Welchen Nutzen hat ein Archäologe oder ein Architekt oder ein Rockstar in einer Welt, in der es solches Grauen gibt, wie wir es kennen, hmm? So dachte er. Völliger Quatsch. Die Welt braucht Schutz, das stimmt. Aber sie braucht auch Menschen, die einfach Menschen sind und das Feuer der Zivilisation am Brennen halten. Eines Tages wird es vielleicht erlöschen, aber wir müssen für das Recht kämpfen, die menschliche Gesellschaft selbst zu zerstören, nicht wahr? Ich habe die Bedeutung des Rates niemals in Zweifel gezogen. Es war vielmehr die Vorstellung, dass mein Vater über mein Schicksal bestimmen wollte, was mich zum Widerstand zwang. Ich ein Rebell? Verdammt richtig. Ich tat mich mit diesem Schwachkopf Ethan Rayne und all den anderen Idioten zusammen. Wir spielten mit Eyghon herum und mit einer ganzen Reihe anderer Dinge, von denen ich besser die Finger gelassen hätte.«
    Giles lächelte freudlos und ließ den Kopf hängen.
    »Es machte meinen Vater verrückt, und ich fand es großartig«, sagte er. »Aber schließlich kam ich zur Vernunft. Die Welt brauchte gute Wächter dringender als Museumskuratoren oder Archäologen, wobei sie natürlich nichts dagegen hatten, dass ich mich nebenbei auch meinen anderen Interessen widmete.«
    Beide versanken in Schweigen. Nach einem Moment ergriff Buffy das Wort.
    »Ich schätze, mir ist nie ganz klar gewesen, wie viel wir beide gemeinsam haben«, sagte sie. »Diese ganze Andere-bestimmen-über-mein-Schicksal-Kiste. Ich habe selbst eine kleine
James-Dean-Rebellion gestartet, nicht wahr?«
    »Aber du bist zurückgekommen«, erinnerte Giles.
    »Sie auch.«
    »Ja«, stimmte er zu. »Am Ende bekam mein Vater genau das, was er wollte. Einen anständigen Wächter. Einen anständigen Engländer. Ich nehme an, unsere Eltern machen uns zu dem, was wir als Erwachsene sind, ob wir es nun wollen oder nicht.«
    »So ganz anständig waren Sie nicht«, stichelte Buffy. »Okay, als ich hier ankam, waren Sie ziemlich steif. In Ordnung, sie waren ein totaler Spießer. Aber ich denke, Sie haben mit der ganzen Elternkiste nur teilweise Recht.«
    Giles hatte die ganze Zeit, während er über seinen Vater gesprochen hatte, einen entrückten Eindruck gemacht, so als wäre die Vergangenheit in ihm lebendig geworden. Doch jetzt war er wieder in die reale Welt zurückgekehrt und sah Buffy prüfend an.
    »Es sind nicht unsere Eltern, die uns zu dem machen, was wir sind«, erklärte sie. »Sondern es ist unsere Beziehung zu ihnen. Das, was wir daraus gewinnen. Okay, mein Dad ist nicht gerade eine große Inspiration gewesen. Ich muss Ihnen wohl nicht extra sagen, dass es nicht zu den Dingen gehört, über die ich gerne rede. Es tut weh. Aber ich habe etwas daraus gelernt. Und schauen Sie sich meine Mutter an. Ich meine, bedenken Sie, was sie alles durchgemacht hat. Damit meine ich nicht die Scheidung und das neue Leben als allein erziehende Mutter. Sie musste entdecken, dass ihre Tochter

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