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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
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verkatert vom Abend zuvor.« Er wedelte mit der Hand. »Hin und wieder verlor er gegenüber der Kundschaft die Beherrschung.«
    Janusz nickte. Das deckte sich eindeutig mit Justynas Beschreibung von Adamski – und dennoch nahm der alte Mann seinen früheren Mitarbeiter in Schutz und schien ihn sogar gern zu haben. »Alle haben mir geraten, ihn zu feuern«, fuhr er fort und reckte das Kinn. »Doch ich habe gesagt, dass der Junge nach so einem Start ins Leben eine zweite Chance verdient hat.«
    Tadeusz erklärte ihm, die Adamski-Sippe sei in Gorodnik berüchtigt gewesen – der Vater, dauernd betrunken, habe sein mageres Einkommen mit Hilfsarbeiten in der Landwirtschaft und kleinen Diebstählen aufgebessert; die Mutter sei ständig schwanger gewesen, und das nicht immer von ihrem Mann. »Ist es bei solchen Eltern ein Wunder, dass Pawel verwahrlost ist?«, meinte Tadeusz. »Jedenfalls hat er als kleiner Junge ein Nebengebäude auf dem Hof der Jabonskis angezündet. Es hieß, es sei ein Wunder, dass das Haupthaus nicht abgebrannt ist. Damit war der Zug für ihn abgefahren.« Er tat, als klopfe er sich die Hände ab. »Sie haben ihn abgeholt und in ein Kinderheim gesteckt.«
    »Schrecklich«, sagte Janusz und schüttelte den Kopf. Offenbar hatte Adamski seine Karriere als psychol schon früh begonnen. Er trank einen Schluck Bier und beschloss, das Risiko einzugehen und noch ein wenig nachzubohren, denn er spürte, dass Tadeusz gerne mit jemandem über Adamski sprechen wollte, der die Vorurteile der Einheimischen nicht teilte.
    »Glauben Sie, dass Pawel mit narkotyki zu tun hatte, während er bei Ihnen gearbeitet hat?«, wollte er wissen.
    »Drogen?«, rief Tadeusz aus und stellte sein Glas ab. »Nein, nein, nicht soweit mir bekannt ist, nur der Alkohol.« Er musterte Janusz’ Gesicht mit Augen, die die Farbe von stonewashed Jeans hatten. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich habe nur gehört, wie jemand so etwas über ihn behauptet hat«, entgegnete Janusz. Das Mädchen, das er umgebracht hat, nämlich .
    Tadeusz senkte den Blick und fuhr mit dem Finger einen alten, von einem Glas hinterlassenen Ring auf der Tischplatte nach. Seine Miene war bedrückt. Janusz ging Getränkenachschub holen.
    »Und, Erfolg gehabt?«, erkundigte sich der neugierige Barmann, während er für Janusz ein kleines Bier zapfte.
    Janusz neigte nur ausweichend den Kopf zur Seite.
    »Tadeusz ist ein anständiger Kerl«, raunte der Barmann. »Aber Adamski sieht er durch eine rosarote Brille.« Als Janusz fragend die Augenbrauen hochzog, stellte der Barmann das Bier vor ihn hin, beugte sich vor und stützte einen Ellbogen auf den Tresen. »Er hat vor einigen Jahren seinen Sohn verloren – irgendein Krebs«, fuhr er mit anteilnehmender Miene fort. »Alle wissen, dass Adamski ein übler Bursche ist, aber vielleicht hat er für Tadeusz die Lücke gefüllt, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Janusz nickte – das erklärte eine ganze Menge.
    Mit seinem Bier und einer Flasche mit Tadeusz’ Wodka kehrte er zum Tisch zurück.
    Janusz stellte fest, dass er inzwischen etwas größere Schlucke trank, da der Nachschub nun sichergestellt war. »Wissen Sie«, meinte Tadeusz, »wenn die Werkstatt nicht Pleite gemacht hätte, wäre Pawel sicher nicht auf die schiefe Bahn geraten.« Seine Finger bearbeiteten die Tischplatte. »Ich hätte es geschafft, dafür zu sorgen, dass er ehrlich bleibt, da bin ich ganz sicher.«
    Janusz nickte zustimmend.
    »Ich bin mit ihm ein paarmal beim Hechtangeln auf dem Fluss gewesen – draußen an der frischen Luft war er völlig verwandelt.« Als Tadeusz lächelte, kam ein unnatürlich weißes Gebiss in Sicht. »Einmal hat er einen ganz Großen gefangen, mindestens zwei Kilo schwer.« Sein Grinsen wurde breiter. »Das Vieh hatte so eine hässliche Visage, dass wir es Wladimir genannt haben – nach Putin.«
    Die beiden Männer lachten.
    »Hören Sie«, begann Janusz. »Wir beide wissen, dass Pawel … im Grunde seines Herzens ein guter Mensch ist« – er betrachtete die Spitze seiner Zigarre und wich Tadeusz’ hoffnungsvollem Blick aus –, »aber könnte es nicht sein, dass er in schlechte Gesellschaft geraten ist? Entweder hier oder in Danzig?«
    Der alte Mann sah Janusz lange an. »Nachdem die Werkstatt dichtmachen musste, hat er mir von seinem Plan erzählt. Er wollte alte Möbel aufkaufen, sie nach England transportieren und sie dort an reiche Leute verkaufen.« Er zögerte. »Ich glaube, damit hat er sich in Schwierigkeiten

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