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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
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vor.
    Plötzlich spürte sie, wie ihr Herz heftig zu klopfen begann. »Verzeihung, Derek«, sagte sie, »aber ich bin eine ziemliche Technikflasche. Die beiden Kameras sind doch nicht miteinander gekoppelt, richtig? Wie können sie also genau gleichzeitig kaputtgehen?«
    Derek studierte beide Einträge und kratzte sich die grauen Bartstoppeln an der Wange. »Keine Ahnung – kann nicht behaupten, dass ich das große Technikgenie bin.«
    »Es waren also nicht Sie, der diese Firma … Viztek angerufen hat, um die Kameras zu überprüfen?«, fragte Kershaw. Derek hielt das Buch ans Licht, betrachtete es und schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe seit Ewigkeiten nicht mehr mit denen geredet. Das muss Milo gewesen sein.«
    Derek ging telefonieren, um Milo zu wecken, der die Nachtschicht hatte. Unterdessen nahm Kershaw die Ablage der Überwachungsbänder in Augenschein, eine Reihe von Metallschränken mit tiefen Schubladen, in denen sich Hunderte von nach Datum sortierten Videokassetten befanden. Die Bänder aus den beiden Aufzügen wurden gemeinsam in einer Schublade aufbewahrt, und natürlich war eines für den 22. März vorhanden. Darauf allerdings folgte eine Lücke bis zum 27. Als Kershaw einige herausnahm, um sie sich aus der Nähe anzusehen, stellte sie fest, dass sie alle nur die Aufschrift » KAMERA LIFT « trugen, und zwar ohne einen Hinweis, aus welchem Lift genau sie stammten.
    In diesem Moment kam Derek mit besorgter Miene zurück. »Ich habe Milo gefragt – er erinnert sich, dass vor einigen Tagen an den Recordern ein Zettel klebte, auf dem stand, dass sie kaputt sind. Doch er dachte, die Zettel wären von mir.«
    »Und das waren sie nicht?«
    »Nein, und es hat auch keiner von uns beiden die Zettel entfernt und neue Bänder eingelegt.«
    Offenbar hatte Derek Mühe, ihr während dieses Gesprächs in die Augen zu schauen.
    »Aber Milo und Sie haben das Problem doch sicher bei der morgendlichen Schichtübergabe angesprochen.« Sie warf einen Blick in ihr Notizbuch. »Milo fängt abends um acht an und macht Feierabend, wenn Sie um sechs Uhr morgens kommen, richtig?«
    Eine Weile klappte Derek den Mund wortlos auf und zu. »Um die Wahrheit zu sagen, meine Liebe«, brach es schließlich aus ihm heraus, »begegnen wir uns morgens meistens gar nicht.« Endlich sah er ihr ins Gesicht. »Milo muss um sechs los, um seinen Zug noch zu kriegen, und ich kann mit dem ersten Bus nicht vor Viertel nach hier sein.« Kershaw schwieg. Sie wussten beide, dass es für ihn und Milo die fristlose Kündigung bedeuten konnte, wenn sie das Hotel auch nur für zehn Minuten unbewacht ließen.
    »Könnten Sie mir einen Gefallen tun, Derek?«, fragte sie. »Rufen Sie bitte Viztek für mich an und erkundigen Sie sich, was die dazu zu sagen haben?«
    Wie sie vermutet hatte, gab es bei Viztek keine Unterlagen, die darauf hinwiesen, dass in der letzten Woche jemand ins Hotel bestellt worden wäre. Der letzte Besuch eines Technikers hatte anlässlich der üblichen Jahresinspektion im vergangenen November stattgefunden.
    Also hatte ihr Instinkt sie nicht getrogen: Dass die Kameras in beiden Aufzügen genau gleichzeitig den Geist aufgaben, war zu viel des Zufalls. Während Kershaw über die Tragweite dieser Entdeckung nachdachte, spürte sie, wie ihr Atem flach und stoßweise wurde: Jemand war in die Sicherheitszentrale eingedrungen und mit dem Videoband in der Tasche wieder hinausspaziert – ebendem Band, das ganz sicher zeigte, wie Kozlowska und der Mann mit Hut im Aufzug nach oben fuhren . Der Dieb hatte die Bänder für beide Aufzüge, den nördlichen und den südlichen, mitnehmen müssen, da sie nicht beschriftet und deshalb nicht voneinander zu unterscheiden waren. Hatte der Mann mit Hut die Beweismittel vernichtet? Sei nicht albern, Nat . Selbst wenn es ihm gelungen wäre, die Bänder aus der Sicherheitszentrale zu entwenden, hätte er keinen Grund gehabt, sich das Märchen mit den defekten Kameras auszudenken. Also war der Dieb offenbar ein Mensch, der seine Spuren verwischen musste, und zwar für den verdammt unwahrscheinlichen Fall, dass Milo oder Derek das Fehlen der Videokassetten tatsächlich bemerken würden.
    Kershaw musterte Derek, der stocksteif dasaß und die Armlehnen seines Sessels umklammerte. »Sie waren früher Polizist, Derek«, sagte Kershaw und betrachtete ihn aus ernsten grauen Augen. »Ich muss Ihnen ja wohl nicht erklären, dass das Verschwinden der Kassetten eine ernste Sache ist.«
    Beim Anblick seiner

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