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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
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zusammengeknüllte Papiertüte in den zwei Meter entfernten Papierkorb, was ihm ein »Tor!« von Browning, dem Erzschleimer, einbrachte. Dann lehnte er sich zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und wandte sich an die Anwesenden. »Was tun wir, wenn die Obermuftis vom Fernsehen uns anbieten, ein Verbrecherfoto von unserem Lieblingsmistkerl einer Million neugieriger Nachbarn vorzuführen?«
    »Wir machen einen Kniefall, Sergeant«, erwiderte Bonnick.
    »Correcto« , entgegnete Bacon. »Kann mir also jemand erklären, warum Miss Marple hier plötzlich so kamerascheu ist?« Allgemeines Grinsen und Achselzucken. Kershaw sah ihn flehend an. »Sergeant …«
    »Schließlich geht es hier nicht um England sucht den Superstar .« Jetzt war Bacon richtig in Fahrt. »Es verlangt ja niemand, dass Sie ein Stück von Madonna vortragen.« Hinter sich hörte Kershaw, wie Browning und Bonnick »Like a Virgin« anstimmten. Sie wirbelte herum, um sie mit dem Kershaw-Todesblick zu bedenken – und schaute genau in die seelenvollen braunen Augen von Ben Crowther, der gerade mit einer Tasse Tee hereinkam. Mist!
    Als das völlig unmusikalische Duo beim Refrain angelangt war, stand Browning auf, strich sich mit den Händen über den Körper und hob anzüglich die Augenbrauen. Ben unternahm zwar einen kläglichen Versuch, mitfühlend dreinzublicken, doch sie merkte ihm an, dass er nur mühsam ein Lachen unterdrücken konnte.
    Von einer gewaltigen Wutwelle ergriffen, drehte Kershaw sich zu Bacon um. »Warum lassen Sie das nicht Crowther erledigen, Sergeant? Er hat doch die größte Klappe in dem ganzen Scheißladen hier!« Mit diesen Worten stürmte sie hinaus.
    Als sie ihr Versteck auf dem Dach erreichte, wäre sie vor Scham am liebsten im Erdboden versunken. Nicht, weil sie Ben Crowther eins reingewürgt hatte – wer mit Browning über ihre gemeinsame Nacht redete, hatte es nicht besser verdient –, sondern wegen ihres Verstoßes gegen Regel Nummer eins. Sie hatte sich anmerken lassen, dass ihr die Sticheleien nahegingen . Die Zigarette in der Hand, sackte sie gegen die Mauer.
    Und wer erschien zwei Minuten später auf dem Dach und blinzelte in den dunstigen Sonnenschein wie ein Rennpony? Ausgerechnet der Sergeant. Was zum Teu…? Er lehnte sich neben sie an die Wand, zündete sich eine Rothmans an und pustete mit einem Seufzer eine Rauchwolke aus.
    »Haben Sie Streit mit Crowther?«
    »Nein, Sergeant«, murmelte sie mit gesenktem Kopf.
    »Dann sind Sie aber eine gute Schauspielerin«, erwiderte er. »Wie dem auch sei, Ihr Privatleben ist Ihre Sache. Aber vergessen Sie nicht, was ich Ihnen immer predige – ziehen Sie nie voreilig die Schlussfolgerung, die scheinbar auf der Hand liegt, so verlockend es auch sein mag.«
    Sie bedachte ihn mit einem fragenden Blick.
    »Brisleys Kumpel von der Verkehrspolizei war letztens im Büro«, fuhr Bacon fort und schnippte Asche von seiner Zigarette. »Ich habe zufällig mitgehört, wie er erzählt hat, er hätte Sie und Crowther letztens nachts recht angeheitert in einem Chinaladen in Soho gesehen.«
    Geistesabwesend rückte er durch die Hose seine Genitalien zurecht.
    »Nun, mir persönlich ist es schnurzpiepegal, ob Sie und Crowther es miteinander treiben«, sprach er weiter. Kershaw lief vor Verlegenheit feuerrot an. »Aber eins verrate ich Ihnen: Ben Crowther gehört nicht zu den Jungs, die es hinterher an die große Glocke hängen.« Der Satz schwebte zwischen ihnen in der Luft.
    Bacon warf die halb gerauchte Zigarette weg und zog sich die Hose hoch. »So, Miss M., in einer halben Stunde habe ich ein wichtiges Treffen im Drunken Monkey. Falls Sie Ihren Tobsuchtsanfall hinter sich haben, wäre es nett, wenn Sie Ihren Hintern wieder hineinbewegen, damit wir uns überlegen können, welche edlen Worte Sie heute in Crimewatch an die Nation richten.«

SECHSUNDZWANZIG
    I ch möchte die heilige Beichte ablegen, denn ich habe mich gegen Gott versündigt«, sagte Janusz.
    »Schon wieder?«, fragte Pater Pietruzki spöttisch auf der anderen Seite des Metallgitters. »Hoffentlich nichts Ernsthaftes.«
    Als Janusz auf der harten Bank herumrutschte, ertönte ein Konzert aus Quietschen und Knarzen. Er war sehr erleichtert gewesen, beim Öffnen der Klappe Pater Piotrs vertrautes Profil vor sich zu haben, keinen pickeligen jungen Vertretungsgeistlichen, der gerade erst aus Posen eingetroffen war. Er war nämlich nicht hier, um seinen religiösen Pflichten nachzukommen, sondern um den Priester um Rat

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