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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
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war ein anständiges Mädchen. Sie hatte einen Abschluss und wollte Physiotherapeutin werden, verdammt«, entgegnete Janusz, die Stimme angespannt vor unterdrückter Wut.
    »Möchten Sie ein Foto von dem Mann sehen, der mit ihr eingecheckt hat?«, erkundigte sich Kershaw, als sei es ihr gerade erst eingefallen.
    »Klar«, antwortete er, um Beherrschung bemüht.
    Sie beugte sich vor, öffnete das Handschuhfach und holte die Fotokopie der Standaufnahme aus dem Video heraus. Was konnte es schaden? Wenn Kiszka klar wurde, dass dieser Kerl Justyna auf dem Gewissen hatte, würde er ihn vielleicht verraten. Sie starrte geradeaus in den Verkehr und beobachtete aus dem Augenwinkel den Rückspiegel.
    Janusz erkannte den Kerl, den er in Danzig auf dem Uferweg verfolgt hatte, auf Anhieb. Das also war Pawel Adamski: zusammengeschobene Gesichtszüge und ein verkniffener Mund. Die eng stehenden Augen unter der Hutkrempe strahlten Arroganz und Verachtung aus. Es war der Blick eines Mannes, der sicher war, dass er niemals den Kürzeren ziehen würde.
    »Also?«, fragte Kershaw, die Kiszkas Miene nichts entnehmen konnte.
    Kopfschüttelnd öffnete Janusz das Fenster einen Spalt weit, um den Zigarrenstummel hinauszuwerfen. »Nein, den Typen kenne ich nicht.« Wenn die Polizei erst einmal anfing, nach Adamski zu suchen, würden daraus unvorhersehbare Komplikationen entstehen, und aller Wahrscheinlichkeit nach würde auch Weronikas Leben in Gefahr geraten.
    Etwas an seinem Tonfall, eine bemühte Gleichgültigkeit, verriet Kershaw, dass er log. »Sind Sie absolut sicher?«, hakte sie nach.
    Er nickte und wies dann auf den Kopf des Mannes, um Zeit zu gewinnen. »Wie nennt man so einen Hut noch mal?«
    »Einen Pork Pie , glaube ich«, erwiderte Kershaw. »Die sollen modern sein.«
    »Pork Pie?« , fragte Janusz und sah sie verständnislos an. »Wie diese …« – er suchte nach dem passenden Wort, um die nach Pappe schmeckenden Horrorpasteten mit der unnatürlich rosafarbenen Füllung zu beschreiben – »… Dinger, die sie an Tankstellen verkaufen?«
    »Ja, ich glaube, es liegt an der Form«, antwortete sie und blinkte links, um in die Lea Bridge Road einzubiegen.
    »Jemand, der eigentlich nicht auffallen sollte, trägt so einen Hut«, meinte Janusz und tippte auf das Foto. »Der Kerl hält sich wohl für unangreifbar.« Er stellte sich vor, wie er dem Typen so richtig die Fresse polierte, und prägte sich sein Gesicht gut ein.
    Der Hass in Kiszkas Tonfall sorgte dafür, dass Kershaw einen Blick in den Spiegel warf. Doch als er das Foto wieder im Handschuhfach verstaute, war seine Miene unbewegt. Er ließ sie auflaufen, das spürte sie genau.
    »Sie haben recht, der Mann ist gefährlich.« Sie hielt inne und rückte den Spiegel ein kleines Stück zurück. »Ich glaube, er hat Justyna getötet, um Ihnen eine Botschaft zu übermitteln.«
    Er runzelte die Stirn. »Was soll das heißen?«
    »Er hat Ihre Visitenkarte in ihrem Mund hinterlassen.«
    Er wirbelte herum und starrte sie an. »In ihrem Mund?«
    Sie nickte. Endlich hatte sie seine Aufmerksamkeit.
    Heilige Muttergottes. Ohnmächtige Wut tobte in ihm, als wieder das Gefühl auf ihn einstürmte, dass er die Verantwortung für Justynas Tod trug.
    »Soll er mit dem Mord davonkommen?«, fragte sie und beobachtete, wie seine Kiefermuskeln mahlten.
    Nach kurzem Schweigen hob er eine Schulter und ließ sie wieder sinken.
    »Selbst wenn Sie … diesen Kerl erwischen, der ihr die Drogen verabreicht hat, können Sie nicht beweisen, dass es Mord war.«
    »Noch nicht«, entgegnete sie, und Janusz bemerkte ihren harten Unterton.
    »Was, wenn ich Ihnen sage, dass er vermutlich ein weiteres polnisches Mädchen auf dem Gewissen hat?«
    Er wartete ab.
    »Ein Mädchen namens Ela Wronska«, fuhr sie fort. »Sie wurde als vermisst gemeldet und tot in der Themse gefunden. Ihr Magen war voller PMA – genau wie bei Justyna.« Inzwischen konnte sie ihn besser deuten und ahnte, dass er trotz seiner scheinbar gleichmütigen Miene an ihren Lippen hing.
    » Sie hat auch keine Drogen genommen«, fuhr sie fort. »Ela war nämlich katholisch und studierte Theologie am Cavendish College. Also war ein Schlückchen Messwein hie und da vermutlich ihr größtes Laster.«
    Ein Mann wie Adamski wusste vermutlich nicht einmal, was Theologie war, dachte Janusz, während ein zorniges Lächeln um seine Mundwinkel spielte.
    »Was ist so komisch?«, erkundigte sie sich, während sie herunterschaltete, um von der Balls Pond Road

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