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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
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nach Highbury Fields abzubiegen.
    Das Mädchen hatte Adleraugen. »Nichts«, erwiderte er. »Aus welcher Gegend in Polen kam sie denn?« Wenn sie jetzt Gorodnik sagte, konnte es interessant werden.
    Kershaw schüttelte den Kopf. »Ich erinnere mich nicht, aber ich habe ihre College-Akte. Da steht es sicher drin.« Sie dachte an die polnischen Zeitungsartikel über die Konzertreise, die sich ebenfalls in der Akte befanden.
    Sie überlegte rasch. Bacon würde sie im nächsten Jahr jeden Freitagabend für den Notdienst häusliche Gewalt einteilen, wenn er herausfand, dass sie diesem Mann vertrauliche Informationen preisgab. Aber, verdammt noch mal, sie hatte zu wenig in der Hand. Es konnte doch nicht schaden, wenn er ihr mit den polnischen Texten half. Außerdem gelang es ihr auf diese Weise vielleicht, sein Vertrauen zu gewinnen und ihn möglicherweise sogar dazu zu bringen, ihr zu verraten, wer der Mann mit dem Hut war.
    Sie stellte den Wagen in einer Parkbucht vor seinem Haus ab, zog die Handbremse und sah ihn aus grauen Augen unverwandt an.
    »Würden Sie mir die polnischen Texte erklären, wenn ich Ihnen Ela Wronskas Akte zeige? Das könnte mir helfen, den Kerl dingfest zu machen, der sie umgebracht hat – und Justyna.«
    Janusz legte die Hand auf den Türgriff. »Ich bin ein viel beschäftigter Mann, meine Liebe.« Er wollte sie unterstützen – vielleicht war sie ja ein bisschen psychol , aber er hatte Achtung davor, dass sie die Morde an den Mädchen persönlich zu nehmen schien.
    Plötzlich war Kershaw wild entschlossen, ihn nicht so einfach gehen zu lassen. Als sie ihre weiße Hand betrachtete, die das Lenkrad umklammerte, hatte sie plötzlich ein mit blauer Tinte auf leblose wächserne Haut gemaltes Herz vor Augen.
    »Eigentlich dürfte ich Ihnen das nicht sagen«, begann sie. »Aber ich bin ziemlich sicher, dass Ela Wronska einen Freund namens Pawel hatte.«
    Er nahm zwar die Hand nicht vom Türgriff, doch sie erkannte an seinem argwöhnischen Blick, dass ihm der Name bekannt vorkam.
    Janusz erinnerte sich, dass sie schon einmal den Namen Pawel erwähnt hatte. Falls sie Adamski einen zweiten Todesfall anlasten und beweisen konnte, dass er ein Mörder – nein, ein verdammter Serienkiller – war, änderte das alles. Eine Verurteilung wegen Mordes würde dafür sorgen, dass Adamski selbst in England eine lange Gefängnisstrafe drohte. Wenn er der kleinen Polizistin mit der College-Akte half, verplapperte sie sich vielleicht und gab ihm einen Hinweis, wo er Adamski finden konnte. Und dann, sobald er Weronika in Sicherheit gebracht und die Geburtsurkunde zurückgeholt hatte, würde er das miese Schwein der Polizei übergeben.
    »Ja, gut«, meinte er schließlich.
    »Schauen Sie sich die Akte an und helfen Sie mir, den Typen dranzukriegen?«, wiederholte Kershaw bemüht sachlich.
    Er nickte. Solange ich ihn zuerst in die Finger bekomme, Schätzchen, dachte er, solange ich ihn zuerst in die Finger bekomme.
    Als Kershaw ins Büro zurückkehrte, erfuhr sie, dass DI Bellwether Bacon gerade am Telefon die neuesten Entwicklungen mitgeteilt hatte. Die Fernsehsendung Crimewatch würde in der morgigen Folge die Überwachungsaufnahmen von dem Mann mit Hut bringen und melden, die Polizei suche ihn im Zusammenhang mit dem Fall Kozlowska. Das Problem war nur, dass die Fernsehleute auch einen mit dem Fall befassten Polizisten interviewen wollten. Kershaw hatte sich eigentlich nie für einen Feigling gehalten, doch bei der bloßen Vorstellung, live im Fernsehen aufzutreten – und ihre Darbietung von jedem Polizisten in ganz England beurteilen zu lassen –, schlug ihr Magen Purzelbäume.
    »Glückwunsch, Miss Marple«, meinte Bacon und wischte sich die Überreste eines Wurstbrötchens von seinem breiten Schoß. »Nicht viele Detectives werden schon in einem so zarten Alter zu Crimewatch eingeladen.«
    »Aber Sergeant«, wandte sie ein, lehnte sich über seinen Schreibtisch und senkte Kopf und Stimme. »Sie können das doch viel, viel besser als ich. Ich hätte eine Todesangst und würde im falschen Moment erstarren.« Eigentlich wollte sie, dass der Inhalt dieses Gesprächs unter ihnen beiden blieb, denn sie konnte praktisch hören, wie Bonnick und Browning an ihren Schreibtischen die Ohren spitzten. Außerdem erkannte sie Bens Jacke an der Rückenlehne seines Stuhls. Also stand ihr offenbar auch noch die zum Im-Erdboden-Versinken peinliche erste Begegnung nach einer gemeinsamen Nacht bevor.
    Bacon warf seine

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