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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
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Justizministeriums erörterten.
    »Wir setzen es ganz oben auf die Liste, Chef«, hörte sie Bacon sagen. In Anwesenheit von Vorgesetzten legte er sein bestes Benehmen an den Tag und zog auch nie persönlich über sie her – zweifellos eine selbst auferlegte Zurückhaltung, die er sich in seiner kurzen Zeit als Offizier bei der Army zugelegt hatte.
    Als Bellwether auf sie zugerauscht kam, sprangen Kershaw und Browning auf. Kershaw war froh, dass sie sich heute Morgen für die guten Schuhe und den neuen Hosenanzug entschieden hatte.
    »Guten Morgen, Natalie, Tom. Sie beide stehen wohl mit den Hühnern auf.«
    Ha, ha, dachte Natalie, während sich Browning über den schlechten Witz halb totlachte.
    »Woran arbeiten Sie gerade, Natalie?«, fragte Bellwether, offenbar wirklich interessiert, worauf Brownings falsches Grinsen schlagartig verflog.
    »Ich befasse mich mit einer Wasserleiche, Chef. Eine polnische Frau, die in Wapping aus dem Fluss gezogen wurde.«
    »Todesursache?«
    »Überdosis. Irgendeine seltsame Ecstasy-Kopie namens PMA .«
    » PMA ? Klingt bekannt …«, meinte Bellwether. »Ich schau mal in meinem Posteingang. Sie kriegen später eine Rückmeldung von mir.«
    Kershaw musste ein Grinsen unterdrücken. Bellwether war zwar in Ordnung, hatte aber zu viele Management-Workshops besucht und sich dabei einen schweren Fall von Jargonitis eingefangen.
    Sobald er fort war, zitierte Bacon Kershaw zu sich.
    »Lassen Sie mich raten«, sagte er gedehnt und blätterte dabei in Waterhouses Autopsiebericht herum. »Der gute Doktor hat Ihnen den Floh ins Ohr gesetzt, wir hätten es hier mit einem Drogenring zu tun. Da liegt er aber ganz schön daneben.«
    »Aber der toxikologische Bericht bestätigt es, Sergeant«, erwiderte Kershaw, wobei sie sich um eine möglichst tiefe Stimmlage bemühte. Schließlich hatte er einmal vor allen Kollegen verkündet, Frauenstimmen seien auf derselben Frequenz angesiedelt wie Nägel, die über eine Tafel kratzten. Angeblich wissenschaftlich erwiesen .
    Doch Bacon stieß nur ein Grunzen aus. »Dann haben Sie also eine Überdosis von diesem Zeug, wie heißt es noch mal … PMT … gefunden« – nein, darauf würde sie nicht hereinfallen –, »aber selbst wenn Sie einen hübschen kleinen Hinweis auf den Mistkerl hätten, der ihr die Drogen verkauft hat – wie soll die Anklage denn lauten?«
    »Nun, Sergeant«, antwortete Kershaw ruhig und gemessen, »es könnte Totschlag sein …«
    Bacon stieß einen Pfiff aus. Totschlag . »Da sind wir aber ganz schön ehrgeizig.«
    »Wenn man jemanden mit einer illegalen Droge versorgt, die den Konsumenten dann umbringt, ist das doch ein ziemlich klarer Fall, Sergeant.« Sobald sie die Worte ausgesprochen hatte, wurde ihr klar, wie herablassend sie klang.
    Bacon lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
    »Ach, ja«, sagte er. »Das erinnert mich an meine Anfangstage als junger, blauäugiger Detective Constable …«
    Oh, nein, nicht schon wieder diese Nummer , dachte sie.
    »Es war alles so einfach. Ich wollte den Dienstausweis der Wahrheit zücken und den Knüppel der Gerechtigkeit schwingen, alle Bösewichte nah und fern zur Strecke bringen und sie ins Gefängnis werfen. Und dann würde Rumpole vom Old Bailey dafür sorgen, dass sie für lange Zeit hinter schwedischen Gardinen verschwanden. Thema erledigt.«
    Sie widerstand der Versuchung, ihn darauf hinzuweisen, dass Rumpole auf der Gegenseite gespielt hatte – als Strafverteidiger.
    »Und dann bin ich aufgewacht«, fuhr er gähnend fort, »und war wieder bei der Kriminalpolizei.« Er beugte sich vor und schwenkte den Autopsiebericht vor ihrem Gesicht. »Selbst wenn Sie den Dealer finden, was nicht geschehen wird, und beweisen können, dass er der Toten den Stoff verkauft hat, was Sie vermutlich auch nicht schaffen, kann ich Ihnen versichern, dass unsere geschätzten Kollegen von der Staatsanwaltschaft 101 wasserdichte Begründungen finden werden, warum es unmöglich ist, jemanden im Fall einer Überdosis wegen Totschlags zu verurteilen. Die wichtigste davon wäre wohl ›zu schwierig, eine gottverdammte Kausalitätskette zu ermitteln‹, wenn ich mich recht entsinne.«
    Mit einer ausladenden Bewegung warf er den Bericht in die Ablage für die laufenden Fälle.
    »Ich werde den langhaarigen Idioten vom Rauschgiftdezernat von der Sache erzählen. Die interessieren sich vielleicht dafür, dass irgendwo Killer-Smarties kursieren. In der Zwischenzeit können

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