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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
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Zigarre, atmete aus und pustete den Rauch so, dass er von ihr weggeweht wurde. Sie schien keine Eile zu haben, ins Haus zu gehen.
    »Eigentlich sollte ich das ja nicht tun«, sagte sie schließlich. »Ich habe Nika versprochen …«
    Sie nahm einen zusammengefalteten Zettel aus der Tasche und reichte ihn ihm.
    »Pawel hat sie schwören lassen, niemandem die Adresse zu geben. Aber sie wollte, dass ich ihr die Briefe ihrer Mama nachschicke. Sie wusste, dass sie mir vertrauen konnte.« Sie blickte die dunkle Straße hinunter. »… dachte , dass sie mir vertrauen konnte.«
    Er warf einen Blick auf den Zettel – eine Adresse in Essex – und steckte ihn ein. »Hör zu, Justyna, du bist Weronikas beste Freundin.« Er sah ihr in die Augen. »Wahrscheinlich hat sie inzwischen herausgefunden, dass Pawel kein edler Ritter ist. Vielleicht überlegt sie ja sogar schon, wie sie am besten von ihm loskommt, ohne dass es Ärger gibt.« Er bewegte die Fingerknöchel. »In diesem Fall werde ich dafür sorgen, dass ihre Wünsche respektiert werden.«
    Sie machte einen Schritt auf ihn zu. »Sei vorsichtig«, erwiderte sie leise. »Ich glaube, Pawel ist nicht ganz richtig im Kopf. Vermutlich hat Nika sich verplappert und erwähnt, dass ich sie vor ihm gewarnt habe. Denn eines Tages ist er mir nach der Arbeit nach Hause gefolgt.« Ihre Augen weiteten sich. »Er hat mich am Arm gepackt und ist durchgedreht.« Ihre Lippen zitterten noch immer vor Angst. »Er hat mir gedroht, mich umzubringen, wenn ich weiter meine beschissene Nase in die Angelegenheiten anderer Leute stecke.«
    Der Typ war eindeutig ein psychol , dachte Janusz. »Keine Sorge«, antwortete er. »Solche Kerle reißen normalerweise nur das Maul auf.«
    Sie nickte zwar, wirkte aber nicht überzeugt. »Außerdem hat Nika versprochen, mich anzurufen, aber ich habe nichts von ihr gehört. Nicht einmal eine SMS .«
    Irgendwo im Haus fing ein Kind an, schrill zu schreien. Justyna erschauderte. »Es ist eiskalt. Soll ich dir einen Kaffee kochen? Oder möchtest du einen Wodka?«, platzte sie heraus.
    Damit hatte er nicht gerechnet. Wollte sie etwas von ihm? Sie wandte das Gesicht ab, und er spürte, dass sie sich vor einer Zurückweisung fürchtete. Kurz kämpften Mitgefühl, Vernunft und, ja, Versuchung in ihm. Doch im nächsten Moment hatte er eine bedrohliche Vision vor Augen – das strenge Gesicht des alten Spielverderbers Pater Pietruzki.
    Er schüttelte den Kopf. »Ein andermal, Schätzchen. Morgen wird ein langer Tag.«
    »Gibst du mir Bescheid, wenn du Nika gefunden hast?«, fragte das Mädchen mit besorgt gerunzelter Stirn.
    »Du erfährst es als Erste«, erwiderte er.
    Er blickte ihr nach, als sie das Haus betrat. Zwei oder drei Minuten später ging im ersten Stock, vermutlich in ihrer Wohnung, das Licht an. Er wartete eine Weile, in der Hoffnung, dass sie vielleicht ans Fenster treten würde. Doch dann wurde er von den quietschenden Reifen eines dunklen Autos abgelenkt, das aus der Einfahrt kam und mit aufheulendem Motor davonraste. Als er wieder nach oben schaute, waren die Vorhänge hinter dem erleuchteten Rechteck zugezogen. Von einem Gefühl der Einsamkeit ergriffen, warf er seinen Zigarrenstummel weg und machte sich auf den Nachhauseweg.

ACHT
    F ür DC Kershaw sollte sich der folgende Tag als etwas entpuppen, das ihr Dad vermutlich als zweischneidiges Schwert bezeichnet hätte.
    Als sie sich in der Morgendämmerung schlaftrunken räkelte, erinnerten ihr Trizeps und ihre Wadenmuskeln sie schmerzhaft daran, wie sie den vergangenen Abend verbracht hatte – sie hatte die schwierigste Route in der Kletterhalle in der Mile End Road Zentimeter um Zentimeter bezwungen. Klettern erforderte einen derart hohen Grad an gebündelter Konzentration, dass im Kopf kein Platz mehr blieb, um über den Job nachzugrübeln. Außerdem war sie ziemlich gut darin. Im letzten Sommer hatte sie ihre erste Klettertour Stufe 7a in den Peaks hinter sich gebracht. Natürlich hatte sie diese Leistung an ihrem Arbeitsplatz mit keiner Silbe erwähnt, da das ganze Revier sie dann sicher Spider-Woman genannt hätte … für den Rest ihres Lebens .
    Immer noch im Halbschlaf, stellte sie sich unter die Dusche – wo sich ein eisiger Wasserstrahl über sie ergoss. Nach Luft schnappend presste sie den Rücken an die kalte Duschwand und drehte den Knopf auf Rot, was jedoch nichts nützte. Ein rascher Rundgang durch die Wohnung verriet, dass auch die Heizkörper eiskalt waren – offenbar hatte der Boiler

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