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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
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mit seiner DNA bedeckt wäre …« Sein Blick wanderte zu einem Couchtisch am Fußende des Bettes. Offenbar wollte er ihr eine Chance geben, die Scharte auszuwetzen.
    Kershaws Schutzanzug knisterte, als sie in die Hocke ging. Aus diesem Winkel strömte das Licht in einem schrägeren Winkel ins Zimmer und auf die lackierte Platte. Sie nahm die verpackte Flasche und hielt sie über den Tisch.
    »Da ist ein Ring, Sergeant, zu groß für die Flasche. Muss von einem Glas sein.«
    »Sehr gut, Detective!«, entgegnete Bacon mit nur einem Hauch seines üblichen Sarkasmus.
    »Aber hier sind keine Gläser. Im Bad auch nicht«, antwortete sie stirnrunzelnd.
    Im nächsten Moment fiel ihr etwas ein. Sie stand auf, durchquerte das Zimmer und öffnete die Tür des winzigen Balkons, der zum Zimmer gehörte. Von hier oben, aus dem dreizehnten Stock, konnte sie das halb fertige Olympiagelände einige Kilometer östlich erkennen. Als sie nach unten blickte, bemerkte sie fünf oder sechs Etagen unter sich ein Flachdach.
    »Vielleicht hat er das Glas ja mitgenommen«, meinte sie, als sie ins Zimmer zurückkehrte. »Doch es wäre einfacher gewesen, es aus dem Fenster zu schmeißen. Ich werde einen Spurensicherungsexperten beauftragen, nach Scherben zu suchen.«
    Dave, der Streber, der gerade die Hände des Mädchens eintütete, warf ihr einen finsteren Blick zu. Hoppla. Spurensicherungsexperten bekleideten inzwischen den Rang eines DC ehrenhalber, und auch nur die leiseste Andeutung, sie seien womöglich nur bezahlte Erfüllungsgehilfen, war absolut tabu – insbesondere deshalb, weil sie über die Durchführung von forensischen Untersuchungen entschieden.
    »Das überlasse ich am besten Ihnen, richtig?«, sagte Bacon mit einem säuerlichen Grinsen.
    Er kehrte zum Bett zurück und musterte das Gesicht des Mädchens, das halb hinter einem Vorhang aus Haaren verborgen war. Dann nahm er einen abgekauten Kugelschreiber aus der Innentasche seines Sakkos und reichte ihn Kershaw.
    Vorsichtig hob sie die Haarsträhnen an und schob sie dem Mädchen hinter das linke Ohr, eine Geste, die ihr seltsam vertraulich erschien. Die Lippen waren gerötet und leicht geschwollen, aber sonst schien ihr Gesicht unversehrt. Die langen, getuschten Wimpern stachen von ihrer Haut ab, die so bleich war wie Kerzenwachs. Kershaw beugte sich weiter hinunter, um nach einem Bluterguss oder einem Kratzer zu suchen, als sich plötzlich, so langsam wie in einem Horrorfilm, der Mund öffnete. Das Mädchen stöhnte leise auf.
    Kershaw fuhr zurück. Oh, mein Gott!
    Bacon lachte in sich hinein. »Das haben Sie wohl noch nie bei einer Leiche gesehen, was? Nur ein bisschen Luft aus der Lunge.«
    Die Tote lag wieder reglos da.
    »Keine Abschürfungen oder Würgemale am Hals«, stellte Bacon fest und spähte Kershaw über die Schulter.
    Kershaw schüttelte den Kopf und wollte schon aufstehen, als sie im Mund des Mädchens etwas aufblitzen sah. Ein weißer Gegenstand zwischen Wangen und Zahnfleisch.
    »Sergeant! Sie hat etwas im Mund.«
    Bacon rief Dave herbei, der sich über das Mädchen beugte, ihm vorsichtig eine lange Pinzette in den Mund steckte und ein fest zusammengerolltes weißes Rechteck herausholte. Es war eine Visitenkarte, durchweicht und vom Speichel aufgequollen, aber dennoch deutlich lesbar.

ELF
    J anusz wurde vom beharrlichen Surren einer Elektrosäge und dem panischen Gefühl zu ersticken geweckt. Allerdings war es nur Copernicus, der auf seiner Brust saß und aus voller Kehle schnurrte. Schimpfend schubste er den Kater weg. Doch da er nun einmal wach war, wusste er, dass er nicht wieder einschlafen würde, ehe er nicht auf die dringenden Signale hörte, die seine Blase ans Gehirn sendete.
    Nachdem Janusz gestern die Suche nach Weronika aufgegeben hatte, hatte er sich unruhig und niedergeschlagen gefühlt. Und deshalb hatte er Oskars Einladung sofort angenommen, auf ein Glas vorbeizukommen. Sein Freund wohnte in einem Haus in einer Sozialbausiedlung mit Blick auf die A12 in der Nähe des Olympiageländes, und zwar zusammen mit einem jungen Paar, dessen zwei kleinen Kindern und drei anderen Typen, mit denen er sich die übrigen zwei Zimmer teilte. Janusz hatte versucht, ihn zu überreden, in den Pub zu gehen, aber Oskar hatte unbedingt zu Hause trinken wollen, um Geld zu sparen.
    Da sein Zimmergenosse Nachtschicht hatte, konnten sie sich wenigstens vor dem Chaos unten in sein Zimmer flüchten, wo sie eine Kiste Tyksie vernichteten und sich dabei auf dem polnischen

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