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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
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Fußballsender ansahen, wie Legia Warszawa Wis ł a Krak ó w zur Schnecke machte.
    Janusz schwang die Beine über die Bettkante und stand auf. Obwohl er beim Bier geblieben war – er hatte seit mindestens fünfundzwanzig Jahren keinen Wodka mehr angerührt –, spürte er bereits die Anfänge eines pochenden Kopfschmerzes, der sich bis zum Vormittag sicher weiter steigern würde. Noch eine verdammte Nebenwirkung des Älterwerdens, dachte er.
    Nackt und schlaftrunken trottete er den Flur entlang, ohne Licht zu machen: Er wusste aus Erfahrung, dass er sich bis zum Morgen im Bett herumwälzen würde, wenn er sich auch nur zehn Sekunden lang Beleuchtung aussetzte. Außerdem drang aus dem Wohnzimmer genug von dem orangefarbenen Schein der Straßenlaternen herein, sodass er den Weg zur Toilette mühelos fand. Beim Pinkeln hielt er die Augen halb geschlossen und versuchte, sich an eine Vorlesung aus seiner Zeit an der Jagiello ń ska zu dem Thema zu erinnern, wie verschiedene Farbtemperaturen den visuellen Kortex beeinflussten.
    Verdammt noch mal! Ruckartig riss er die Augen auf. Auch wenn er gestern Abend betrunken gewesen war, wusste er eines noch genau: Vor dem Zubettgehen hatte er den Kater aus dem Wohnzimmer gescheucht, und damit er nicht wieder anfing, die Möbel zu zerkratzen, hatte er die Tür geschlossen. Wenn Licht hereinkam, hieß das, dass jemand die Tür wieder aufgemacht haben musste .
    Der Schlag traf ihn heftig im Nacken. Du lässt nach, alter Mann , dachte er, als er hörte, wie sein Wangenknochen, vibrierend wie eine Stimmgabel, gegen die Fliesen prallte. Während er aus dem Nebel der Benommenheit auftauchte, fragte er sich merkwürdig unbeteiligt, was nun wohl geschehen würde. Die Antwort war ein kräftiger Tritt in die Nieren, der dafür sorgte, dass er sich vor Schmerzen krümmte und Bier, vermischt mit Magensäure, auf den Boden spuckte.
    Im nächsten Moment spürte er einen kalten, scharfen Gegenstand an der Luftröhre, und das Gesicht eines schwarzen Mannes schwebte drohend über seinem. Nein, es war kein Schwarzer, denn weiße Haut lugte schimmernd rund um den Rand einer schwarzen Maske hervor, wie sie Motorradfahrer trugen. Kurz konnte er einen Blick auf die vor Hass funkelnden Augen des Angreifers erhaschen, doch bevor er noch etwas ausmachen konnte, rammte der Mann sein Gesicht mit solcher Wucht in sein eigenes Erbrochenes, dass ihm von einem Vorderzahn eine Ecke abbrach. Die Klinge wurde fester in seinen Hals gedrückt und verletzte die Haut.
    »Bleib von mir und dem Mädchen weg, du mieser alter Kacker«, zischte der Mann auf Polnisch. »Wenn du weiter deine Nase in meine Angelegenheiten steckst und mir damit die Geschäfte versaust, komme ich wieder und schneide dir die Eier ab. Und dann schau ich zu, wie du verblutest.«
    Obwohl der Mann ziemlich kräftig war, gelang es Janusz, den Kopf so weit zu drehen, dass er einen Teil des maskierten Gesichts hinter seiner Schulter sehen konnte. »Fick dich«, stieß er hervor. Im nächsten Moment ertönte ein gewaltiger Rums, als der Mann ihm wieder den Kopf gegen den Boden knallte, und es wurde dunkel um ihn.
    Der Himmel vor dem Badezimmerfenster war schon fast hell, als Janusz die Augen aufschlug und graue Fußbodenfliesen sah. Unwillkürlich zuckte er zusammen und war einen Sekundenbruchteil lang wieder in der Zelle in Montelupich, nachdem die Gorillas von der milicja mit ihm fertig gewesen waren. Vorsichtig zog er sich am Badewannenrand hoch. Sein Kopf fühlte sich an wie ein vor Schmerz pochender Luftballon. Nachdem er sich aufs Waschbecken gestützt hatte, riskierte er einen Blick in den Spiegel.
    Die Haut zwischen linkem Wangenknochen und Augenbraue war geschwollen und hatte die Farbe von gekochtem Rotkraut angenommen. Aus der Platzwunde an der Schläfe, wo der Mistkerl ihn auf den Boden geschlagen hatte, breitete sich ein Spinnennetz aus getrocknetem Blut übers Gesicht aus. An seinem Hinterkopf färbte sich eine handflächengroße Beule bereits violett, und um das Ganze abzurunden, hatte das Blut aus der Wunde an seiner Kehle widerliche geronnene Klümpchen in seinem Brusthaar gebildet. Er sah aus wie der Verlierer in einem illegalen Boxkampf.
    Als er sich sehr, sehr vorsichtig aufrichtete, zuckte er vor Schmerz zusammen und betastete seine Seite. Kurwa! Der Scheißkerl hatte ihm außerdem eine Rippe gebrochen oder zumindest geprellt. In blinder Wut griff Janusz nach dem Zahnbürstenhalter aus Keramik am Waschbeckenrand und schleuderte ihn

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