Sündenfall: Roman (German Edition)
verhindert ist, schickt er eine Frau .
»Vielleicht ist es der Schock«, sagte er und erwiderte ihren Blick. »Aber da Sie offenbar darauf brennen, es mir zu erzählen, nur zu.«
Sein Charme lässt nach , dachte Kershaw. »Justyna Koz-low-ska«, verkündete sie und starrte ihm weiter in die Augen.
Janusz ballte sich der Atem in der Lunge zusammen wie weicher Schnee, und er hatte ein schrilles Klingeln in den Ohren und dazu das seltsame Gefühl, als löse sich sein Körper von der Kehle bis zur Magengrube auf, während sein Verstand zur Decke hinaufschwebte und die Szene von oben beobachtete. Ein Teil seines Gehirns nahm wahr, dass er sich an der Zigarre die Finger verbrannte, konnte jedoch keinen Befehl absetzen, um was dagegen zu unternehmen.
Er sitzt einfach nur da , dachte Kershaw. Eiskalt .
Es kostete Janusz eine gewaltige Kraftanstrengung, sich wieder zu fassen, die Zigarre in die linke Hand zu nehmen und sie an die Lippen zu führen.
»Kannten Sie Miss Koz-low-ska?«, fragte Kershaw, wobei sie die mittlere Silbe wie »au« aussprach.
»Den Namen habe ich schon mal gehört, kann ihn aber nicht einordnen.« Er stieß eine Rauchwolke aus, um seinen Gesichtsausdruck zu verbergen. Kershaw rümpfte unwillkürlich die Nase.
»Wenn ich mir also die Überwachungsbänder aus dem Waveney Thameside anschaue, die gestern in den frühen Morgenstunden aufgenommen wurden, werde ich Sie nicht darauf entdecken, richtig?« Ein Schuss ins Blaue .
Er schüttelte den Kopf und presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen.
»Wann haben Sie Miss Koz-low-ska zuletzt gesehen?«, beharrte sie.
Zornig sprang Janusz auf. »Es heißt Kosch-loff-ska. Sie könnten wenigstens den verdammten Namen richtig aussprechen!«
Kershaw zählte bis fünf und schlug dann einen ruhigen und gemessenen Ton an.
»Wir glauben, dass Sie mit Justyna zusammen waren. Entweder war sie Ihre Freundin oder vielleicht eine Professionelle. Jedenfalls haben Sie es mit der Angst zu tun gekriegt, als sie eine Überdosis erwischt hat.«
Janusz hörte nur mit halbem Ohr zu. Er starrte ins Leere und sah, wie sich Justynas Miene erhellte, als sie über ihre Zukunft und ihre geplante Ausbildung zur Physiotherapeutin sprach. Die mütterliche Besorgnis in ihren Augen, als sie von Weronika erzählte … Aus. Vorbei. Wie konnte ein Mädchen, das noch vor zwei Tagen so lebendig gewesen war, nun auf einer Bahre im Leichenschauhaus liegen?
Inzwischen wirkte der Mann nervös, dachte Kershaw. Wahrscheinlich fragte er sich, warum er die Karte beim Aufräumen des Hotelzimmers übersehen hatte.
Sie bemühte sich um einen anteilnehmenden Tonfall. »Hören Sie, Mr Kiszka. Ich verspreche Ihnen, dass es nur zu Ihrem Vorteil ist, wenn Sie mir jetzt die Wahrheit sagen.«
Janusz schwieg. Er wollte nur, dass diese manipulative kleine dziwka endlich verschwand, damit er in Ruhe nachdenken konnte. Im nächsten Moment fiel ihm ein, dass er nach seinem Treffen mit Justyna am Dienstagabend sofort nach Hause gegangen war, was hieß, dass er kein Alibi hatte. Zeit schinden .
Er holte tief Luft und setzte sich wieder. »Ich erinnere mich an den Namen«, erwiderte er. Er sprach langsam, da er seiner eigenen Stimme nicht traute. »Wir sind einmal zusammen in einem Lokal gewesen.« Er hielt inne, um seine ausgegangene Zigarre anzuzünden. »Aber mehr ist nicht passiert, und ich versichere Ihnen, dass ich nie mit ihr in einem Hotel war.«
»Kann jemand bezeugen, wo Sie am Mittwoch in den frühen Morgenstunden waren?«
»Ja, ich war am Dienstag bei einem Freund in Stratford. Wir haben bis etwa drei Uhr morgens getrunken.« Die Verabredung einen Tag zurückzuverlegen war das Einfachste. Oskar würde es bestätigen.
Drei Uhr, der mutmaßliche Todeszeitpunkt, wie praktisch ,dachte Kershaw.
Janusz fing an, die leeren Kaffeetassen abzuräumen.
»Doch eines kann ich Ihnen verraten«, sagte er, über die Schulter gewandt, während er das Geschirr zum Spülbecken brachte. »Sie war keine Hure.«
»Okay, aber hatten Sie in den letzten Tagen Sex mit ihr?«, beharrte das Mädchen. »Möglicherweise müssen wir eine DNA -Probe nehmen.«
Am liebsten hätte Janusz die Tassen zu Boden geschleudert. Dass ein Mädchen, das seine Tochter hätte sein können, es wagte, ihm solche Fragen zu stellen! Er setzte die Tassen vorsichtig ab. »Ich bin natürlich gern bereit, eine Aussage zu machen«, verkündete er so lässig wie möglich, »oder Ihnen eine Probe zu liefern, falls das nötig werden
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