Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
hörte. Und eine davon kannte sie nur zu gut. Thea! Lena rannte zum Tor. Dort stand ein einfacher Leiterwagen. Der Besitzer ließ sich gerade einige Münzen vom Torwächter auszahlen, während Thea vom Wagen stieg. Trotz ihres siegreichen Lächelns sah sie mitgenommen aus. Das Haar fiel ihr strähnig ins Gesicht, und ihre Suckenie starrte vor Schmutz, als sei sie durch einen Morast gewatet.
Philip stand neben dem Wagen. Anscheinend hatte sein Gespräch mit Said doch länger gedauert, sonst wäre er schon längst aufgebrochen gewesen.
»Was ist geschehen?«, fragte er die Räuberin. »Wir wollten gerade nach dir suchen.«
»Wie aufmerksam.« Thea schüttelte ihr Haar. »Ich stehe dir gern Rede und Antwort, aber zuerst möchte ich euer Bad benutzen.«
»Thea!« Sophia stürmte der Räuberin entgegen und fiel ihr in die Arme. »Gott sei Dank, du lebst! Ich hatte solche Angst um dich, nachdem wir Constantins Leichnam auf der Schwelle gefunden hatten.«
Lächelnd erwiderte Thea Sophias Umarmung. »Es ist schön, wenn man vermisst wird«, sagte sie mit einem Augenzwinkern. »Ich erzähle euch später alles. Und glaubt mir, das ist einiges. Aber zuerst muss ich mich säubern.«
Sophia begleitete Thea ins Haus. Philip runzelte die Stirn.
»Was ist mit dir?«, fragte Lena. »Bist du nicht erleichtert, dass Thea wohlbehalten zurückgekehrt ist?«
»Doch. Ich dachte nur daran, was sie uns womöglich gleich berichten wird. Hast du ihre Handgelenke gesehen?«
Lena schüttelte den Kopf.
»Sie waren wund. Wie bei einem Menschen, der gefesselt wurde und sich befreien wollte.«
Thea ließ sich viel Zeit im Bad. Lena nahm Philips Ungeduld wahr, auch wenn er sie zu verbergen suchte. Die gesamte Familie hatte sich im Speisesaal eingefunden und wartete auf Thea. Über Saids Gesicht breitete sich noch immer ein Schatten. Die Zeit der Trauer war längst nicht vorbei, aber es lag auch ein entschlossener Zug um seinen Mund. Philip hatte ihm erzählt, was er erfahren hatte, und nun hofften alle, dass Thea ihnen weitere Einzelheiten mitteilte.
Als die Räuberin schließlich kam, wirkte sie auf den ersten Blick so überlegen und unangreifbar wie stets. Doch Lena fiel auf, dass sich etwas verändert hatte. Die sonst so helle, leuchtende Seelenflamme in Theas Augen war schwächer geworden. Lag es an den Erlebnissen der letzten Stunden?
»Bist du hungrig?«, fragte Meret fürsorglich und schob Thea ein warmes Fladenbrot zu.
»Später«, sagte Thea. »Ich habe einige äußerst …« Sie legte eine kurze Pause ein. » … beunruhigende Neuigkeiten für euch. Khalil, Philips alter Feind, ist tatsächlich noch am Leben. Er nennt sich Omar und besitzt eine prächtige Barke, die bis gestern im Delta vor Anker lag.«
»Das haben wir inzwischen auch herausgefunden«, bestätigte Philip. »In welcher Beziehung stehst du zu ihm?«
»Nun, wie pflegte dein Großvater zu sagen? Was ist eine Frau ohne Mann? Ich fand diesen Omar, so wie er sich mir vorstellte, recht ansehnlich. Zudem war er anfangs zuvorkommend und machte mir hübsche Geschenke. Nach und nach bekam ich jedoch mit, dass er ganz andere Absichten hatte. Er wollte unbedingt etwas über einen Ort namens Djeseru-Sutech erfahren und fand heraus, dass die Frauen dieses Hauses die Hüterinnen des Geheimnisses sind.«
»Die Hüterinnen des Geheimnisses?« Philip hob die Brauen. »Djeseru-Sutech ist ein Mythos, mehr nicht.«
»Das glauben nur Männer«, erwiderte Thea. »Und leider nicht alle. Omar hatte diesen Stallknecht Constantin schon lange bestochen, damit er ihn mit Auskünften versorgte. Irgendwie fand Constantin heraus, dass die Hüterinnen das Geheimnis von Djeseru-Sutech in Teppiche weben. Übrigens war es auch Constantin, der Omars Männern verriet, wo Sophias Gemach liegt. Nur leider beging Constantin dann einen Fehler. Er forderte mehr Geld von Omar und drohte, andernfalls Mikhail die Wahrheit zu gestehen.«
»Und woher weißt du das alles?«, fragte Mikhail.
»Ich hielt Omar nach wie vor für einen Ehrenmann. Ich war regelmäßig ein gern gesehener Gast auf seiner Barke. Als ich gestern auf sein Schiff kam, behaupteten seine Diener, er sei beschäftigt. Ich war neugierig. Tja, und dabei wurde ich Zeugin einer Darbietung, die ich mir besser nicht angesehen hätte. Omar ließ Constantin foltern. Und als er mich bei meiner Beobachtung ertappte, ließ er mich kurzerhand in seiner Folterkammer anbinden, damit ich nichts von dem Geschehen verpasste. Zudem verkündete er
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