Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
voller Schadenfreude, dass er wisse, wo Djeseru-Sutech liegt. Man müsse dem Pfad der Gazelle folgen, und genau das werde er tun. Wenn ihr in Sophias Zimmer nachseht, werdet ihr merken, dass tatsächlich etwas fehlt. Der kleine Teppich, in den der Weg nach Djeseru-Sutech eingewebt ist.«
Eine Weile herrschte Schweigen. Meret und Sophia waren blass geworden, Philip starrte seine Mutter ungläubig an.
»Stimmt das?«, fragte er. »Djeseru-Sutech ist mehr als ein Mythos?«
Meret nickte. »Es ist so, wie Thea sagt. Nur verstehe ich nicht, wie Constantin hinter das Geheimnis kommen konnte. Wir haben es immer tief in unseren Herzen verschlossen.«
»Sogar vor mir«, stellte Philip fest. Lena hörte ihm die Enttäuschung an. Said hingegen hielt sich nicht mit Gefühlsäußerungen auf. »Dann ist Khalil mittlerweile auf dem Weg nach Djeseru-Sutech?«, fragte er. Thea nickte.
»Wir müssen ihm folgen!« Said klang fest entschlossen. Es fehlte nicht viel, und er wäre sogleich aufgesprungen.
»Wartet!«, rief Meret. »Wenn er und seine Helfershelfer nur einen Teppich haben, finden sie Djeseru-Sutech nie.«
»Nicht?« Philip runzelte die Stirn.
»Nein. Es gibt drei Teppiche, und nur alle drei zusammen verraten den Weg in die verborgene Stadt. Der Weg der Gazelle ist der mittlere Teppich. Den Männern fehlt der Pfad zum wahren Eingang. Sie kommen nur bis zum alten Brunnen.«
»Dann folgen wir ihnen eben dorthin«, beharrte Said. »Ich bin bereit.«
»Ich ebenso«, beteuerte Philip. »Mutter, erstellst du uns eine Karte des Weges?«
Meret senkte den Blick. »Das ist ein altes Geheimnis. Jede Hüterin schwört Geheimhaltung, bevor sie mit dem Weben der Teppiche beginnt.«
»Für alte Familiengeheimnisse ist nicht die rechte Zeit!« Mikhail schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
»Du hast recht, Vater«, gab Meret zu. »Ich zeichne euch den Weg bis zum alten Brunnen auf.«
»Dann brechen wir noch heute auf!«, verlangte Said. »Wen nehmen wir mit?«
»Rupert, Witold und Bertram«, erklärte Philip. »Damit wird sichergestellt, dass das Geheimnis gewahrt bleibt, denn die drei werden mich später zurück nach Birkenfeld begleiten.«
»Ich komme auch mit!«, rief Thea. »Ich habe mit diesem Mistkerl noch ein ganz eigenes Hühnchen zu rupfen.«
Erst sah es so aus, als wolle Philip ihr widersprechen, doch dann nickte er. Ein Stich durchfuhr Lenas Brust.
»Ich schließe mich euch an«, sagte sie rasch.
»Du?« Philip fuhr herum. »Nein, Lena, das kommt nicht infrage. Der Weg durch die Wüste ist gefährlich.«
»Wenn Thea dabei ist, begleite ich euch ebenfalls.«
»Thea kann kämpfen.«
»Ich kann heilen.«
Selten zuvor hatte sie einen derartigen Kampf mit Blicken gegen Philip ausgefochten. Das letzte Mal war es geschehen, als sie ihren kleinen Ziehsohn Rudolf mit auf die Reise hatte nehmen wollen. Seinerzeit hatte sie eingesehen, dass eine solche Reise für ein Kleinkind zur lebensbedrohlichen Strapaze werden konnte, und nachgegeben. Heute war es anders. Um nichts in der Welt ließ sie zu, dass Philip ohne sie losritt und Thea mitnahm.
Es war Meret, die ihr beisprang.
»Als deine Ehefrau gehört Lena zur Familie und damit zu den Hüterinnen«, erklärte sie. »Sie soll euch begleiten und die Karte bewahren.«
»Mutter, das ist doch …«
»Mein letztes Wort, Philip. Ich vertraue auf Lenas Stärke.«
»Aber …«, versuchte er es noch einmal, doch Meret schnitt ihm abermals das Wort ab. »Du hast geschworen, sie zu schützen, und sie hat geschworen, für dich da zu sein. In guten wie in schlechten Tagen. Du kannst sie nicht zurücklassen, wenn du eine andere Frau an deiner Seite duldest.«
Philip holte tief Luft, ganz so, als wolle er abermals zum Widerspruch ansetzen. Doch dann gab er nach. »Von mir aus«, raunte er.
Meret lächelte. »Komm, Lena, ich fertige die Karte für dich an. Und ihr anderen kümmert euch um die Pferde und die Vorräte. Der Weg nach Djeseru-Sutech ist weit. Wenn die alten Quellen stimmen, seid ihr drei Tage lang unterwegs.«
»Der Pfad der Gazelle ist leicht zu finden«, sagte Meret zu Lena. Vor ihr auf dem flachen Tischchen in ihrem Gemach lag ein Stück Pergament, auf dem sie einige Wege einzeichnete. »Es ist ein alter Handelsweg, der über viele Jahre genutzt wurde. Deshalb traut Khalil sich wohl zu, Djeseru-Sutech zu finden. Doch sobald der alte Brunnen erreicht ist, scheint sich vor dem Betrachter nichts als Wüste zu erstrecken. In der Ferne türmen sich die Schatten
Weitere Kostenlose Bücher