Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
nickte.
»Hast du verstanden, was sie miteinander geredet haben?«, raunte sie Said zu.
»Nein. Aber ich glaube, es war Koptisch.«
»Koptisch? Glaubst du, die Sethi sind Christen?«
Said hob die Schultern. »Ich habe noch nie von diesem Volk gehört, ehe die Händler es gestern erstmals erwähnten.«
Inzwischen hatte sich auch Thea im Zelt eingefunden.
»Wie geht es ihm?«, fragte sie mit Blick auf Philip.
»Wie der Arzt sagt, wird Philip sterben, wenn er nicht an einen anderen Ort gebracht wird«, erklärte Said.
Lena spürte erneut die Eiseskälte, die in ihre Eingeweide kroch. Sterben … Er könnte sterben … Nein, das ließ sie nicht zu! Niemals.
»Es wird euch allerdings einen hohen Preis kosten.« Tariq war hinter Thea getreten.
»Nun, den bezahlt Philips Großvater doch gern«, entgegnete die Räuberin. »Er ist ein reicher Mann.«
»Ihr alle müsst den Preis zahlen. Auch du.«
Sie fuhr herum. »Ich? Bei mir hast du kein Glück. Ich besitze kein Gold.«
»Es geht mir nicht um Gold.«
»Nicht? Oh, dann handelt es sich wohl um etwas Anstößiges.« Sie maß Tariq mit einem zweideutigen Lächeln von Kopf bis Fuß.
»Nein, nichts Anstößiges«, lautete die gleichmütige Antwort. »Ihr erfahrt den Preis erst, wenn es an der Zeit ist, ihn zu zah-len.«
»Du verstehst es, meine Neugier zu entfachen.«
»Dann bist du einverstanden?«
Thea nickte.
Tariq rief seinen Männern einige kurze Befehle zu und verwendete dabei dieselbe Sprache wie Horeb gegenüber. Lena warf Said einen Blick zu.
»Es klingt zwar wie Koptisch«, raunte er ihr zu, »ist aber ein unbekannter Dialekt. Ich verstehe ihn kaum.«
»Was sagte er?«
»Irgendetwas mit Aufbruch.«
»Aufbruch?« Lena warf Philip einen erschrockenen Blick zu. »Sie können ihn doch nicht schon wieder in diese schaukelnde Sänfte verfrachten. Er braucht Ruhe.« Sie kniete vor dem Lager ihres Gatten nieder und ergriff seine Hände. »Ich liebe dich«, flüsterte sie. »Du wirst wieder gesund.«
Diesmal schien er weit fort zu sein, denn seine Finger erwiderten ihren Druck nicht. Immerhin ging sein Atem ruhiger, und er befand sich offenbar jenseits der Schmerzen.
Dabei blieb es auch, als das Kamel mit der Sänfte erneut vorgeführt wurde und zwei Männer Philip hineinhoben. Horeb reichte Lena eine kleine Phiole.
»Wenn er erwacht und Schmerzen hat, solltest du ihm den Inhalt einflößen. Das nimmt die Schmerzen und schenkt ihm ruhige Träume.« Dann gab er ihr noch einen Wasserschlauch. »Wenn er trinken will, lass ihn trinken! Wasser ist gut, aber immer nur in kleinen Schlucken.«
Lena nickte. »Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass er überlebt?«
»Das liegt bei den Göttern.« Der Arzt hob ratlos die Hände. »Ein Stich in den Bauch ist immer schlimm, aber ein verletzter Darm kommt oft einem Todesurteil gleich. Von drei Verwundeten kann ich unter besten Umständen nur einen retten.«
Lena schluckte, dann stieg sie zu Philip in die Sänfte, ahnungslos, wohin man sie wohl brachte, denn auf ihre Fragen hatte Tariq nicht geantwortet.
Nachts war das Reisen in der Wüste angenehmer als bei Tag. Die Schweißperlen auf Philips Stirn waren verschwunden, er atmete nach wie vor ruhig, befand sich aber in tiefer Bewusstlosigkeit. Einerseits war Lena erleichtert, dass er keine Schmerzen litt, andererseits erfüllte sie tiefe Furcht. Als er ihre Hände noch gedrückt hatte, war sie sich sicher gewesen, dass er bei ihr bleiben würde. Mittlerweile kam es ihr so vor, als sei er bereits in eine andere Welt übergewechselt.
Kurz nach Sonnenaufgang legten sie die erste Rast ein. Lena bemerkte, dass sie sich immer mehr den dunklen Felsen genähert hatten. Und noch etwas fiel ihr auf. Ihr Kamel ruhte in unmittelbarer Nähe einer viereckigen Säule, die nach oben hin spitz zulief und mit fremden Symbolen verziert war.
Sie griff in ihre Gürteltasche und zog die zusammengerollte Karte hervor, die Meret gezeichnet hatte. Tatsächlich, sie hatte sich nicht getäuscht – dies musste die Stele des Amun-Ra sein, wie Meret sie genannt hatte. Der zweite Wegweiser nach Djeseru-Sutech! Lenas Herz klopfte schneller. War das ihr Ziel? Die Stadt, in der das geheime Wissen der Menschheit gehütet wurde? Kannten die Sethi das Geheimnis?
Lenas Vermutung schien sich zu bestätigen, je näher sie dem Gebirge kamen. Immer wieder zog sie Merets Karte hervor und verglich die Wegmarken. Kein Zweifel, alle diese Punkte waren auf der Karte eingezeichnet!
Gern hätte sie mit
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