Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
Philip darüber gesprochen, doch er weilte noch immer in der Welt jenseits der Schmerzen. Und die übrigen Gefährten ritten neben den Kriegern der Sethi. Ob das wohl der Preis war? Ewiges Stillschweigen über den Ort, an dem Philip möglicherweise Heilung fand? Wie auch immer, sie wollte jeden Preis zahlen, sofern nur die geringste Hoffnung für Philip bestand.
Als die Sonne abermals sank, hatte Philip das Bewusstsein noch nicht wiedererlangt. Lena wusste nicht, ob sie dankbar oder voller Angst sein sollte. War dies der Anfang vom Ende oder nur eine Flucht vor der Welt der Schmerzen? Trotz der Hitze war ihr seit Philips Verwundung ständig kalt, und die Furcht schnürte ihr so sehr den Magen zu, dass sie nicht einmal Wasser trinken konnte.
Inzwischen waren sie den Felsen so nahe, dass deren Schatten auf die Reisenden fiel. Lena beugte sich aus der Sänfte und sah sich nach Said um, doch der ritt so weit hinten, dass ihn ihr Ruf nicht erreicht hätte. Ob er zum gleichen Schluss gelangt war wie sie selbst?
Die kleine Karawane hielt geradewegs auf einen schmalen Durchlass zwischen den Felsen zu. War dies der Eingang zu der geheimnisvollen Stadt? Trotz ihrer bangen Sorge um Philip vermochte Lena die Augen nicht mehr von der Landschaft ringsum abzuwenden.
Der Weg, den der Führer eingeschlagen hatte, endete im Nirgendwo zwischen den Felsen. Nur graues Gestein, sonst nichts. Was hatte das zu bedeuten? Doch auf einmal rührte sich etwas. Sie hatte nicht darauf geachtet, ob die Männer Hand angelegt hatten, doch zwei der Felsplatten schoben sich plötzlich auseinander. Wie war das möglich? Wer besaß die Macht, den Bergen seinen Willen aufzuzwingen? Oder war es nur eine geschickte Gaukelei, falsche Steine, die Fremde täuschen und den wahren Zugang schützen sollten?
So musste es wohl sein, denn dahinter führte der Pfad weiterhin durch die Felsen. Und als der Gang schließlich endete, blieb Lena schier das Herz stehen.
34. Kapitel
T hea hatte sich während des gesamten Rittes unauffällig in der Nähe der Kamelsänfte aufgehalten. Anfangs war es ihr gar nicht so bewusst gewesen, aber sie machte sich große Sorgen um Philip. Ihre Zuneigung zu ihm war niemals ganz erloschen, obwohl sie nach seinem Verrat mit aller Härte gegen jede versöhnliche Gefühlsregung angekämpft hatte. Immer wieder hatte sie sich in Gedanken ausgemalt, wie er leiden und so an dem Schmerz teilhaben sollte, den sie seinetwegen durchlitt. Sonst wäre sie zerbrochen. Doch je deutlicher sie erkannte, wie sehr er von Schuldgefühlen geplagt wurde, umso weniger Genugtuung boten ihr die alten Rachevorstellungen. Endlich konnte sie sich eingestehen, dass sie ihn noch immer mochte, auch wenn Liebe für dieses Gefühl vielleicht ein zu hehres Wort gewesen wäre. Sie wünschte ihm nur noch Genesung von seiner lebensbedrohlichen Verwundung, auch wenn sie ihn niemals wieder besitzen würde. Jedenfalls nicht so wie Lena … Sie atmete tief durch. Es gab trotz allem ein Band zwischen ihnen. Er war bereit gewesen, nach ihr zu suchen, als sie in Khalils Gewalt gewesen war. Gundulas alte Weissagung kam ihr wieder in den Sinn: Er wird an deiner Seite kämpfen, wenn du findest, was du dir wünschst. Aber er wird nicht bei dir bleiben.
Was sie sich wünschte … Ein weiterer tiefer Seufzer entrang sich ihrer Brust. Der einzige Mann, den sie sich jemals dauerhaft an ihrer Seite gewünscht hatte, war Philip gewesen. Aber er hatte sich gegen sie entschieden. Der Stachel saß tief.
Die Sänfte verschwand hinter einer Wegbiegung. Um den Anschluss nicht zu verlieren, trieb Thea ihr Pferd zu einer schnelleren Gangart an. Helles Sonnenlicht blendete ihre Augen, und der Atem stockte ihr. Vor ihr lag eine verzauberte Welt. Eine ganze Stadt aus weiß gekalkten Häusern, gepflasterte Straßen, überall waren Gärten angelegt, und ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem führte kleine Gräben durch üppige Anpflanzungen. Auf den Straßen waren seltsam gekleidete Menschen unterwegs. Die Frauen schienen nicht auf Schicklichkeit bedacht zu sein, trugen ärmellose kurze Gewänder, und Thea sah sogar ein junges Mädchen mit entblößter Brust. Wo um alles in der Welt waren sie hier? War dies der verborgene Zugang zum Paradies? Sie wandte den Blick zur Seite. Bertram waren die pikanten Einzelheiten ohne seine Augengläser gewiss entgangen, aber Said starrte auf die fremde Umgebung, als wäre sie ein Trugbild. Die beiden Waffenknechte wirkten nicht minder
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