Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
Königskobra befestigt war. Sie war wunderschön, schöner noch, als er sie aus der Zeit in Erinnerung hatte, als er sie noch leidenschaftlich begehrt hatte. Auf einmal begriff er, dass nichts im Leben zufällig geschah. Dies war ihr Weg gewesen, ihre Reise, ihr Ziel. Sie hatte gefunden, was ihr bestimmt war. Genauso, wie die alte Gundula es ihr damals in seinem Beisein am heiligen Stein prophezeit hatte. Er würde an ihrer Seite kämpfen, aber nicht bei ihr bleiben.
»Ich habe Thea noch nie so glücklich gesehen«, flüsterte Lena.
»Sie hat allen Grund dazu«, antwortete er ebenso leise.
»Die Götter aber haben uns noch ein weiteres Schauspiel versprochen«, fuhr der Hohepriester fort. »Die Gäste unseres erhabenen Herrschers haben sich auf das alte Gesetz berufen, das den Nachfahren der Meret erlaubt, Djeseru-Sutech wieder verlassen zu dürfen, nachdem sie diese Stadt einmal betreten haben. Doch nur der Würdige findet Gnade vor den Augen der Götter, wenn er den Pfad der Götter unversehrt überschreitet. In drei Tagen soll es geschehen. Dann wird sich zeigen, ob Philip ein wahrer Nachkomme des alten Herrschergeschlechtes ist.«
»In drei Tagen schon!« Erschrocken drückte Lena Philips Hand.
»Keine Sorge!«, raunte er ihr auf Deutsch zu. »Sethemhat hat mir verraten, wie ich die Probe bestehen kann.«
»Das hat er getan?«
Philip nickte. »Thea hat ihn darum gebeten. Du siehst, wir haben nichts zu befürchten.«
47. Kapitel
W o ist Herr Philip?« Ohne anzuklopfen, stürzte Witold in das Gemach, das Lena mit Philip teilte.
»Was fällt dir ein?« Lena warf sich hastig ein Laken über, denn sie wollte sich gerade ankleiden.
Der Waffenknecht wandte sogleich den Blick ab. »Verzeiht, aber ich muss dringend mit Herrn Philip sprechen.«
»Er ist schon auf dem Weg zum Gottesurteil.«
»Dann müssen wir ihn warnen!«
Lena erschrak. »Was ist geschehen?«
»Ich … ich bekam heute früh zufällig mit, wie zwei Männer in die Schenke kamen. Ihr wisst doch, ich bin oft bei Nefret …« Er räusperte sich verlegen. »Sie wollten Bier, aber Nefret hat sie fortgeschickt. Es sei noch zu früh. Da haben die beiden getobt und geschimpft, sie hätten die ganze Nacht gearbeitet und sich ihr Bier verdient. Ich habe nicht alles verstanden, aber genug, um mir zusammenzureimen, von welcher Arbeit sie sprachen. Der Hohepriester hatte ihnen befohlen, die Reihenfolge der Balken zu verändern, aus denen der Pfad der Götter besteht.«
»Die Reihenfolge?« Lena blieb schier das Herz stehen. »Weißt du, wie sie nun lautet?«
Witold schüttelte den Kopf. »Ich weiß nur, dass Herr Philip sie zu kennen glaubt. Wir müssen ihn warnen!«
»Lauf zu ihm, so schnell du kannst!«
Witold gehorchte sofort. Lena zog sich eilig an und folgte dem Waffenknecht. Im Flur stieß sie fast mit Thea zusammen.
»So aufgeregt?« Die einstige Räuberin lächelte. »Er wird es schaffen.«
»Nein!«, rief Lena. »Witold fand heraus, dass der Hohepriester heute Nacht die Reihenfolge der losen Balken verändern ließ.«
»Dieser Dreckskerl!«
»Witold will ihn warnen, aber was nutzt es, wenn er nicht mehr weiß, welcher Balken fest verankert ist und welcher nicht?«
»Komm! Wir sagen Sethemhat Bescheid.« Thea griff nach Lenas Hand. »Die Probe der Götter beginnt nicht, bevor er an Ort und Stelle eingetroffen ist.«
Sie rannten durch den Palast, doch einige Schritte vor Sethemhats Gemächern hielt Thea inne. Aus der Zimmerflucht drangen laute Stimmen. Lena erkannte die weibliche Stimme sofort. Pachet! Thea riss die Tür auf, Lena folgte ihr. Die Hohepriesterin der Isis war völlig aufgelöst, redete in ihrer eigenen Sprache auf Sethemhat ein. Der Herr von Djeseru-Sutech war blass geworden.
»Streitet ihr? Oder warum redet ihr so laut?«, fragte Thea.
»Tenem trägt die Maske des Seth!«, rief Pachet. »Er will den Pfad der Götter verteidigen.«
»Was soll das heißen?«
»Er will Philip am Ende der Pfähle erwarten und töten«, erklärte Sethemhat mit versteinerter Miene.
»Das darf er nicht!«, schrie Thea. »Gib Philip eine Waffe, damit er sich wehren kann!«
»Das ist gegen die Maat. Kein Sterblicher darf einen Priester in der Maske des Gottes angreifen.«
Vor Lenas Augen drehte sich alles. Nur nicht ohnmächtig werden! Sie stützte sich an der Wand ab.
»Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass dieser Tenem ein Schurke ist!«, schrie Thea. »Schlimmer noch, er ist verrückt! Lena hat es in seinen Augen
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