Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
Wunderbares?«, fragte Philip.
»Ja … aber ihr seid verheiratet …« Meret starrte ihren Sohn noch immer fassungslos an.
»Ich weiß, Mutter. Aber Said und Sophia wollen auch heiraten. Und ich bin das scheinheilige Gerede allmählich leid. Meinen Segen haben die beiden längst. Die Mitglieder unserer Gemeinde werden sich gewiss das Maul zerreißen. Lasst sie! Dann ziehen sie eben drei Monate lang über unsere Sittenlosigkeit her, bis es ihnen langweilig wird und der Alltag wieder einkehrt.«
»Aber Vater Antoninus wird einer solchen Ehe niemals seinen Segen geben«, warf Meret ein.
»Das ist mir bekannt«, bestätigte Philip. »Er ist sehr streng in seinen Ansichten. Aber es gibt andere Möglichkeiten. Bruder Eustache hat ebenfalls das Recht, Trauungen zu vollziehen. Wir werden einen Ehevertrag vom Imam ausarbeiten lassen, und zusätzlich wird Bruder Eustache die Ehe christlich schließen. Damit ist allen Vorschriften Genüge getan. Und nun will ich nichts mehr davon hören. Freut euch lieber, dass wir alle gesund und munter zurückgekehrt sind!«
»Es gehört sich nicht, sich derart über die Meinung der Älteren hinwegzusetzen«, grummelte Philips Großvater.
»Du meinst also, ich hätte dir gegenüber keine Achtung an den Tag gelegt?«
»Genau wie dein Vater. Es hätte nur gefehlt, dass du mit der Faust auf den Tisch schlägst. Auf die gleiche Weise brachte Otto mich damals dazu, ihm Meret zu geben.« Lena beobachtete, wie sich um Mikhails Augen Lachfältchen bildeten. »Also gut, ihr habt meinen Segen. Das Getuschel der Gemeinde werden wir ertragen. Man würde ohnehin reden, wenn Sophia ein Kind zur Welt brächte, ohne verheiratet zu sein. Dann soll sie lieber den Mann bekommen, den sie sich wünscht, damit die Klatschbasen ausreichend Grund haben, sich das Maul zu zerreißen. Bittet Bruder Eustache, die Trauung zu vollziehen! Und danach sucht meinetwegen auch den Imam auf.«
»Großvater, ich liebe dich!« Sophia sprang auf und fiel Mikhail um den Hals. Er lächelte nachsichtig, so als hätten ihm Philips scharfe Worte einen triftigen Grund zum Nachgeben geliefert.
»Was wirst du eines Tages sagen, wenn dir dein Sohn so entschlossen entgegentritt wie du heute deinem Großvater?«, fragte Lena Philip später, als sie im Bett lagen und sie sich an ihn schmiegte.
»Falls mich bis dahin der Altersstarrsinn nicht heimsucht, wäre ich ihm dankbar.«
»Said hat nur geschwiegen. Dabei ist er sonst nie um ein Wort verlegen.«
»Es war ihm unangenehm. Er hat Sophia in Schwierigkeiten gebracht.«
»Wenn ich es recht bedenke, hat sie durchaus ihren Anteil an den Schwierigkeiten«, spottete Lena.
»Trotzdem gibt Said sich die Schuld. Er ist immer standhaft, immer ehrenvoll, immer zurückhaltend. Nur dieses eine Mal war er es nicht.«
»Thea hielt ihn für so vollkommen, dass sie sich fragte, ob er überhaupt ein Mensch sei. Gott sei Dank – er ist ein Mensch.«
»Das hättest du bei den Worten, die er mir schon an den Kopf geworfen hat, längst wissen müssen. Manchmal habe ich eher den Eindruck, du bist so vollkommen, dass … He, Lena! Wehe, du schlägst mir das Kissen um die Ohr…«
»Ha, schneller!«, lachte sie.
Er riss sich das Kissen vom Gesicht. »So geht eine ehrbare Frau nicht mit ihrem Mann um.«
»Das will ich hoffen. Du kannst mit ehrbaren Frauen nämlich gar nichts anfangen. Und außerdem habe ich die Absicht, dich zu ganz unanständigen Handlungen zu verleiten.«
»Oh!«
»Wehe, du stammelst wieder wie ein Trottel.«
»Darf ich wenigstens stöhnen?«
»Nur wenn du Grund dazu hast«, entgegnete Lena und schob sich langsam über ihn …
50. Kapitel
W as Bruder Eustache wohl sagen wird?« Saids Stimme klang unsicher, während er neben Philip durch die Straßen von Alexandria schritt. Es war noch zeitig am Morgen, und die aufgehende Sonne tauchte die Stadt in ein rotes Licht.
»Dass wir ein wenig zu früh vor seiner Tür erscheinen.«
»Du weißt genau, was ich meine.«
»Du kennst den Bruder doch. Er ist der weltlichste Geistliche, den du dir vorstellen kannst. Er wird euch trauen, darauf bestehen, euer Kind zu taufen, und später darüber hinwegsehen, wenn es islamisch erzogen wird.«
»Über die Taufe müssen wir noch einmal reden«, grummelte Said.
»Warum?«
»Du kennst die Regeln des Islam. Eigentlich breche ich sie schon durch eine christliche Eheschließung.«
»Ja und? Sophia bricht mit ihrer ganzen Gemeinde. Mach doch nicht so viel Aufhebens
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