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Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Titel: Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Bruder Eustache verabschiedet hatten. »Meinst du, Faruk al-Hamsa empfängt uns schon so früh?«
    Said nickte. »Ich könne jederzeit zu ihm kommen, versicherte er mir am Tag der Beisetzung meines Vaters.«
    »Nun, dann wird er sich freuen, wenn wir diesmal in einer erfreulicheren Angelegenheit vorstellig werden.«
    »Vielleicht hätten wir doch die Pferde nehmen sollen«, meinte Said, denn das Haus des Imam lag am anderen Ende der Innenstadt, in einer Straße, die es an Pracht zwar nicht mit der Straße der Laternen aufnehmen konnte, aber doch vom Wohlstand der Bewohner zeugte.
    »Ich wusste gar nicht, dass du so träge geworden bist«, hielt Philip ihm entgegen. »Wenn ich sagen würde, dass ich …« Er hielt inne.
    »Was gibt’s?«, fragte Said.
    »Da war etwas.« Philip wies in die dunkle Gasse, die in die Straße einmündete.
    »Ja und?«
    Philip blieb keine Zeit für eine Antwort, denn unvermittelt stürmten mehrere Männer um die Ecke und stürzten sich auf die beiden. Philip wollte zum Schwert greifen, doch schon hatten sie ihn gepackt. Er versuchte ihre Gesichter zu erkennen, hörte Said schreien, dann brach die Stimme ab. Philip sah, wie sein Freund zusammenbrach, wusste nicht, ob man ihn nur niedergeschlagen oder getötet hatte. »Said!«, brüllte er, trat um sich, wehrte sich gegen die Hände, die ihn umklammerten. »Said!«, rief er erneut, wurde zu Boden gerissen und fiel in den Straßenschlamm. Jemand rammte ihm ein Knie in den Rücken. Er bäumte sich auf, kämpfte noch immer, bis er einen heftigen Schlag gegen den Schädel verspürte und ein weißes Blitzen vor den Augen sah. Dann umgab ihn nur noch Dunkelheit …
    Als er wieder zu sich kam, war es immer noch dunkel. Er brauchte eine Weile, bis er seinen Körper spürte. Er lag auf kaltem Stein, ein widerwärtiger Geruch nach Moder, verfaultem Stroh, Fäkalien und alten Lumpen stieg ihm in die Nase. Sein Kopf schmerzte. An der Stelle, wo ihn der Schlag getroffen hatte, fühlte er Feuchtigkeit. War es Blut? Er wollte mit dem Finger darüberfahren, da merkte er, dass seine Hände mit schweren Ketten gefesselt waren. Mühsam versuchte er sich aufzurichten. Die Kette, die seine Handfesseln hielt, war an einem Eisenring in der Mauer befestigt. Von irgendwoher drang ein dünner Lichtschein zu ihm. Allmählich gewöhnten sich seine Augen an die Finsternis, er nahm Umrisse wahr, erkannte eine gemauerte Kerkerzelle. Nicht weit von ihm entfernt lag ein Körper, ebenso wie er an die Wand gekettet. Said? Philip nutzte den geringen Spielraum der Kette und kroch auf den Mann zu. Doch sofort erkannte er, dass es nicht Said war, sondern ein schmächtiges Männlein, dessen verfilztes Haar ihm bis über die Schultern reichte. Das Gesicht verbarg sich hinter einem Bart, der ebenso lang war wie das Haupthaar.
    Der Mitgefangene regte sich. »Ah, das Söhnchen ist wach.« Er kicherte albern. Seine Stimme war fast so hoch wie die einer Frau.
    »Wo … wo sind wir hier?«
    »Das weißt du nicht?« Der seltsame Mann richtete sich auf, Ketten klirrten. »Ah ja, trägst feine Kleider. Wie ich früher auch.« Er kicherte erneut. »Hast noch nie den Kerker des Emirs von innen gesehen, wie?«
    »Den Kerker des Emirs? Was soll das heißen?«
    »Musst wohl was Schlimmes angestellt haben oder hast einfach nur das Missfallen des hohen Herrn erregt.« Wieder dieses alberne Keckern. War er über seine lange Gefangenschaft wahnsinnig geworden?
    »Warum bist du hier?«, fragte Philip.
    »Warum? Warum?«, sang der Alte mit seiner Fistelstimme. »Vermutlich weil sie an mein Geld wollten.«
    »Wie ist dein Name?«
    »Abram ben Levi.«
    »Du bist Jude?«
    »Stört das die Ehre eines gläubigen Anhängers des Propheten?« Wieder ein Kichern. Philip hatte plötzlich die Eingebung, eins der verfaulten Strohbündel zu packen und Abram ben Levi damit den Mund zu stopfen.
    »Ich bin Christ«, entgegnete er so ruhig wie möglich.
    »Ah, Christ. Aus reichem Haus?«
    »Mein Großvater ist Mikhail der Pferdezüchter.«
    »Ah, Mikhail. Ja, der hat Geld.«
    »Du kennst ihn?«
    »Dem Namen nach. Der Neffe meines Schwagers hat ab und an Geschäfte mit ihm abgeschlossen.«
    In Philips Kopf dröhnte es noch immer. Es fiel ihm schwer, seine Gedanken zu ordnen. Wenn dieser Abram die Wahrheit sagte, befand er sich im Kerker des Emirs. Aber warum? Er hatte sich niemals etwas zuschulden kommen lassen. Und es war auch nicht üblich, dass die Angehörigen wohlhabender Christen und Juden festgesetzt wurden.

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