Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
ausläuft.«
»Igitt! Hast du so etwas schon einmal getan?«
»Was glaubst du wohl?«
»Was ich glaube? Nun, du versuchst mich zu brüskieren.«
»Und, ist es mir gelungen?«
»Nein.«
»Schade.«
Lena sah den Schalk in Theas Augen und musste lachen. Trotzdem vermutete sie, dass Thea alle diese Methoden zur Genüge beherrschte.
»Pass auf, es gibt noch etwas«, fuhr die Räuberin fort. »Das wäre sogar einer vornehmen Dame angemessen. Ich zeig’s dir.« Sie ließ den Blick über das Deck schweifen, bis sie Witold entdeckte.
»Witold!«, rief sie dem Waffenknecht zu. »Tust du mir einen Gefallen?«
Arglos kam der Mann näher. »Was gibt’s?«
»Ich möchte Frau Helena zeigen, wie sich eine Dame zu wehren versteht. Greifst du mich an? So wie ein Bösewicht, der Übles im Sinn hat?«
»Nein, so etwas tue ich nicht.«
»Feigling!«
»Ach, bitte, Witold!«, bat Lena. »Ich möchte sehen, wie Thea das macht.«
»Ich … nein, ich greif kein Weibsvolk an. Nicht einmal zum Spaß.«
»Du möchtest also, dass Frau Helena nicht weiß, wie sie sich im Notfall ihrer Haut erwehren kann?«
»Nun, für den Notfall bin ich ja da. Und Rupert.«
»Und wenn ihr beide schon tot seid?« Thea stieß ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden.
»Du scheinst nicht viel von uns zu halten.«
»Dann zeig mir doch, was du kannst!«
Witold holte tief Luft. »Also gut, meinetwegen!«
Er sprang vor und wollte Thea packen, doch im gleichen Augenblick trat sie ihm gegen das Schienbein und stieß ihm die Faust in die Magengrube. Witold schrie auf und sank in die Knie. »Das war gemein!«, stöhnte er.
»Je nun, hätte ich dich vorgewarnt, dann wäre meine Vorführung nicht so wirkungsvoll gewesen.« Sie lächelte ihn entschuldigend an. »Hast du’s gesehen?«, fragte sie Lena. »Oder soll ich es dir noch einmal vormachen?«
»Aber nicht mit mir!« Witold rappelte sich mühsam auf. Durch den Lärm waren seine Gefährten an Deck gelockt worden.
»Was geht hier vor?«, fragte Philip.
»Ich zeige deiner Frau nur, wie sie sich gegen böse Männer wehren kann. Witold war so nett, den Schurken zu spielen. Aber nun will er nicht mehr. Springst du für ihn ein, damit ich es ihr noch einmal vorführen kann?«
Philip warf Witold, der sich noch immer den Leib hielt, einen prüfenden Blick zu.
»Lieber nicht. Ich hänge an meinem Leben.«
»Dabei hättest du doch keinen Grund, dich zu fürchten. Ich wette, dich könnte ich gar nicht überlisten.« Theas Augen blitzten herausfordernd.
»Würde ich dir zustimmen, wäre es dir schon gelungen.« Philip lachte.
Das Anlegemanöver war inzwischen abgeschlossen.
»Witold, wenn du dich erholt hast, kümmere dich mit Rupert und Bertram um die Pferde!«, verlangte Philip. »Ich möchte, dass sie noch bewegt werden.«
Gigia war eine beeindruckende Stadt mit einem natürlichen Hafen, der von steilen Klippen umrahmt wurde. Sie galt als eines der letzten Bollwerke der Christenheit vor dem maurischen Hoheitsgebiet. Dennoch sah man hier Menschen aus allen Teilen der Welt. Besonders lange blickte Lena zwei Männern nach, die in ähnliche Gewänder gehüllt waren wie Said. Allerdings waren die Gesichter der beiden pechschwarz. Nie zuvor hatte sie dergleichen gesehen. Philip bemerkte ihr Erstaunen.
»In Alexandria leben viele Schwarze«, erklärte er. »Einige wenige sind stolze Söhne der Nubischen Wüste, aber die meisten sind Sklaven.«
»Diese Männer auch?«
»Wer weiß?« Philip hob die Schultern. »Eher nicht, denn dazu waren sie zu vornehm gekleidet.«
In Gigia wurde Okzitanisch gesprochen, eine Sprache, die niemand von ihnen beherrschte. Aber es gelang Philip, sich mit einigen lateinischen Worten verständlich zu machen, sodass sie in einem der zahlreichen Gasthäuser eine Mahlzeit bestellen konnten.
Auch Bertram und die beiden Waffenknechte hatten sich in der Schenke eingefunden, nachdem sie sich ausreichend um das Wohl der Pferde gekümmert hatten. Während sie zu siebt am Tisch saßen, die Genüsse der asturischen Küche kennenlernten und Witold nach und nach seine mürrische Miene ablegte, die er seit seiner Niederlage gegen Thea zur Schau getragen hatte, bemerkte Lena, dass auch Kapitän Godfryd anwesend war. Er saß etwas abseits mit einem Mann zusammen, den sie nicht kannte. Die beiden schienen sich ausnehmend gut zu verstehen, Lena hörte sie mit den Weinbechern anstoßen und lachen. Aus irgendeinem Grund konnte sie den Blick kaum von ihnen lassen, obwohl Philip gerade eine
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