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Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Titel: Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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fragte den Kapitän, ob der Grund dafür die Piraten waren, und er nickte.
    »Die meisten Handelsschiffe segeln nahe der Küste. Es ist sicherer als auf dem offenen Meer – wenn es keine Piraten gäbe. Aber die Seeräuber wissen das und lauern oft an den üblichen Handelsrouten. Deshalb meide ich jene Strecken, wenn ich in diesen Gewässern unterwegs bin.«
    »Und Ludger?« Lena dachte an die stolze lübische Kogge.
    »Der auch, deshalb fühlte er sich gestern ja so sicher.« Godfryd atmete tief durch. »Woll’n wir hoffen, dass seine Nase ihn nicht getrogen hat.«
    Gegen Mittag flaute der Wind ab, und die See war so glatt, dass sich die Wolken darin spiegelten. Godfryd fluchte. Eine Flaute war das Letzte, was er sich in maurischen Gewässern wünschte.
    »Schiff voraus!«, brüllte der Ausguck aus dem Krähennest.
    »Kannst du es genau erkennen?«, rief Godfryd zurück.
    »Ein Mast – könnte eine Kogge sein.«
    »Der Lübische Adler ?«
    »Vielleicht.«
    »Nun, da hat es dem Schiff nicht viel genützt, gestern schon auszulaufen«, meinte Godfryd. »Ist wohl geradewegs in die Flaute hineingesegelt.«
    Zum Erstaunen aller holten sie das fremde Schiff rasch ein. Es war tatsächlich der Lübische Adler, und er hatte das Segel eingeholt. Die Windsbraut ging längsseits.
    »Seid ihr müde geworden?«, rief Godfryd hinüber. Kapitän Ludger trat an die Reling.
    »Du hattest recht«, antwortete er. »Sind Piraten unterwegs.«
    »Hattet ihr Ärger?«
    »Nein, wir nicht, aber gestern Abend hat uns eine venezianische Galeere überholt. So’n richtiger Prunkaufzug, beleuchtet und alle Ruderer schön im Takt. Schrie geradewegs danach, überfallen zu werden. Da sind wir lieber auf diese Strecke ausgewichen und haben abgewartet.«
    »Und?«
    »Vor drei Stunden konnten wir die Schreie noch hören, und der Himmel war voller Rauch. Wahrscheinlich hat es sie dort vorn erwischt.«
    »Und worauf wartet ihr noch?«
    »Auf euch.« Ludger grinste. »Dachte mir, zwei Schiffe sind sicherer als eins und sechzehn Bliden stärker als acht. Aber vermutlich sind die Piraten längst auf und davon. Sie haben ja fette Beute gemacht.«
    Die beiden Schiffsherren hatten sich so laut unterhalten, dass jeder an Bord ihrem Gespräch folgen konnte. Thea schob sich zwischen Lena und Philip. »Vielleicht treiben sich noch irgendwelche Piraten in der Nähe herum«, meinte sie. »Dann wird’s lustig.«
    »Ganz sicher«, antwortete Lena scheinbar gleichmütig, denn sie wollte ihre Unsicherheit nicht zeigen. »Ich lehne mich zurück und erfreue mich daran, wie du den Seeräubern mit bloßen Fingern die Augen ausstichst. Wirst du ihnen vorher noch die Eier umdrehen, damit sie schön singen?«
    Thea lachte und versetzte Lena einen leichten Schlag auf die Schulter, wie es befreundete Männer untereinander zu tun pflegten. Dann ging sie zum Bug, um nach den Piraten Ausschau zu halten.
    Philip hob die Brauen. »Mir scheint, ihr versteht euch bestens.«
    »Wäre es dir lieber, wir würden uns zanken?«
    »Das nicht, aber deine neue Ausdrucksweise gibt mir zu denken.«
    »Auf Reisen lernt man neue Sprachen.« Sie zwinkerte ihm zu, und endlich schenkte er ihr sein unvergleichliches Lächeln.
    Auf Piraten trafen sie nicht mehr. Aber auf die Überreste der Galeere. Überall im Wasser trieben geborstene Holzteile, verkohlte Schiffsbohlen, zerbrochene Ruder.
    »Seht besser nicht zu genau hin!«, warnte Kapitän Godfryd Lena.
    »Ich habe schon Tote gesehen«, entgegnete sie. Doch gleich darauf bereute sie, den Rat des Kapitäns nicht befolgt zu haben. Von den Toten selbst war nicht mehr viel übrig. Haie schwammen zwischen den Trümmern umher. An einer Planke hing noch eine Kette, daran in einer Fußschelle ein blutiger Beinstumpf.
    »Die armen Teufel werden an ihre Ruderbänke gefesselt und gehen mit dem Schiff unter.« Godfryd schlug das Kreuz und sprach ein kurzes Gebet. Auch Lena bekreuzigte sich. »Ein grauenvoller Tod«, flüsterte sie. Es war still auf dem Schiff geworden. Sogar Thea schwieg.
    »Ob es noch Überlebende gibt?«, fragte Philip. Lena beobachtete, wie er über das Trümmerfeld spähte.
    »Wenn’s welche gab, dann haben die Haie sie geholt.« Kapitän Godfryd wies auf die Flossen der Raubfische, die überall zu sehen waren. »Beten wir, dass es unsere einzige Begegnung mit dem Piratenpack bleibt.«
    Die Windsbraut und der Lübische Adler segelten in den nächsten Tagen dicht nebeneinander. Sie hielten sich von der Küste fern und mieden andere

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