Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Titel: Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
Vom Netzwerk:
nicht. Arabisch schien es nicht zu sein. Verwundert sah sie ihre Schwiegermutter an, die sich an den Tisch setzte und Lena aufforderte, es ihr gleichzutun.
    »Welche Sprache ist das?«
    Meret lächelte und erinnerte Lena dabei stark an Philip.
    »Koptisch. Die Sprache der ersten Christen und Nachfahren der Pharaonen.«
    »Ich dachte, ihr sprecht Arabisch.«
    »Ja, außerhalb dieser Mauern, denn es wird nicht gern gesehen, wenn wir untereinander in der Sprache unserer Vorfahren reden. Aber zu Hause pflegen wir das alte Erbe. Ich habe als Kind beides gelernt.«
    »Und Philip?«
    »Natürlich spricht er Koptisch. Hat er dir nie davon erzählt? Vom Unterschied, der die Christen des Westens und des Ostens trennt?«
    Verwundert schüttelte Lena den Kopf.
    »Nun, mein Sohn ist auch in Alexandria ein Wanderer zwischen den Welten. Otto legte Wert darauf, dass Philip nach dem römischen Brauch getauft wurde. So halten es die meisten der deutschstämmigen Ritter, die hier leben. Dennoch nahm Otto regelmäßig an koptischen Gottesdiensten teil und beging auch unsere Feiertage.«
    »Ihr habt andere Feiertage?«
    »Es liegt an unserem Kalender«, erläuterte Meret. »Er stammt noch aus den alten Zeiten Ägyptens. Unser Jahr beginnt mit dem Monat Thout, das entspricht eurem September, und endet mit Mesori, eurem August. Jedes Jahr hat zwölf Monate und jeder unserer Monate dreißig Tage. Deshalb gibt es einen Unterschied in der Datierung der hohen Feste, auch wenn wir dieselben Feiertage begehen.«
    »Gibt es noch weitere Unterschiede?«
    »Einige, aber sie sind für wahre Christen nicht von Belang. Es sind Worte, über die sich Gelehrte streiten. Für uns ist Jesus Gott und nicht Mensch. Er ist die göttliche Fleischwerdung.«
    »Aber das ist er auch für mich.«
    »Du siehst, die Unterschiede sind nicht bedeutsam.«
    »Warum wollte Otto dann, dass Philip nach römischem Brauch getauft wurde?«
    »Er wollte seinen Sohn nicht beschneiden lassen, wie es bei koptischen Knaben vor der Taufe üblich ist.«
    Philips Mutter griff nach einem warmen Fladenbrot und brach es auseinander. Dann reichte sie Lena eine der beiden Hälften.
    »Trotz aller Gemeinsamkeiten blieb es schwierig«, erzählte Meret weiter. »Es begann bereits, als Otto um meine Hand anhielt. Es kostete meinen Vater viel Überredungskunst und eine großzügige Spende, damit wir mit dem Segen der koptischen Gemeinde heiraten konnten. Obgleich wir alle Christen sind, wurde die Tatsache, dass Otto der römischen Kirche angehörte, mit gewissem Missbehagen betrachtet. Gewöhnlich heiraten wir nur Angehörige der eigenen Gemeinde.«
    »Immerhin war Otto ein Christ. Was wäre, wenn du einen Muslim zum Mann begehrt hättest?«
    Meret lachte laut auf. »Das wäre vollkommen unmöglich gewesen. Es sei denn, der Mann wäre zum Christentum konvertiert. Aber kein Muslim täte das, denn das gälte als todeswürdiges Verbrechen.«
    »Said sagt, der Koran erlaube es den Frauen, so sie denn Christinnen oder Jüdinnen sind, ihren Glauben beizubehalten, wenn sie einen Muslim zum Mann nehmen. Der Mann darf sie nicht an der Ausübung ihres Glaubens hindern.«
    »Aber wer sollte eine solche Ehe schließen? Sie wäre vor Gott ungültig, denn kein Priester würde einem Ungläubigen das Sakrament der Ehe gewähren. Und in der Heiligen Schrift steht geschrieben: Wer ein Wort hinzufügt zu dem, das geschrieben ist, über den kommen die Plagen, die prophezeit sind. «
    Meret hatte mit freundlichem Lächeln gesprochen, aber die letzten Worte mit ernster Miene ausgestoßen. Ob sie wohl ahnte, was ihre Tochter für Said empfand?
    Auf einmal wurde auch Lena unsicher. Sie mochte Said, schätzte ihn nicht nur als Philips Freund, sondern inzwischen auch als den ihren. Er war ein guter Mensch, freundlich, verlässlich, gottesfürchtig. Auf seine Weise. Aber in den Augen der Kirche hing er einem Irrglauben an, der ihm für alle Ewigkeiten das Paradies rauben würde. Wie wäre ihr Urteil wohl ausgefallen, hätte ihre eigene Tochter sich einem solchen Mann anvermählen wollen?
    Philips Worte kamen ihr in den Sinn. Er war der Meinung, Gott beurteile die Menschen nach ihren Taten, nicht nach ihrem Bekenntnis. Als er dies zum ersten Mal in ihrer Gegenwart ausgesprochen hatte, war sie erschrocken. Damals kannte sie ihn noch nicht gut, wusste nicht, was von ihm zu halten war. War er ein Ketzer oder gar ein Heide? Und doch hatte sie immer wieder über seine Worte nachgedacht. Meret hatte die Heilige Schrift

Weitere Kostenlose Bücher