Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
Achillesferse. Für das Böse, das durch die Stadt geisterte, war sie verwundbar, denn trotz des bisher Erlebten konnte ihr logischer Verstand das Übernatürliche nicht erfassen, wenngleich sie es versuchte, wofür er sie liebte.
»Schlaf, Skye! Ich bin hier. Ich liebe dich, und ich werde dich beschützen. Schlaf jetzt!«
Er hielt sie fest, bis sie sich schließlich entspannte und einschlief.
Santa Louisa war eine kleine, ruhige Stadt an der Küste. Konnte es sein, dass so viele Todesfälle in einer so kurzen Zeit nichts miteinander zu tun hatten? Dämonen könnten dahinterstecken, doch hatte Anthony von einer solchen Besessenheit noch nie vorher gehört. Wenn jemand besessen war, blieben Hinweise zurück – Gerüche, Zeichen auf Wänden oder Böden. Er vermutete, Moira würde sie sicherlich erkennen, wenn sie die Tatorte beging.
Sollte etwas übernatürlich Böses hinter den Fällen stecken, die in den letzten vierundzwanzig Stunden über Skye hereingebrochen waren, würde Anthony es herausfinden. Und wenn er dafür Moira O’Donnell um Hilfe bitten müsste, würde er es tun!
Er würde alles tun, um Skye zu beschützen.
VIERUNDZWANZIG
Ach, kann ich nicht fester fassen
Um sie nicht hinwegzulassen?
Ach, kann ich nicht eins in Hut
Halten vor der Woge Wut?
Ist all Schaun und Schein nur Schaum –
Nichts als Traum in einem Traum?
EDGAR ALLAN POE
Es war der Traum, der nie vorüberging.
Gino hielt ein Messer in der Hand. Er hatte ein Leben ausgelöscht. Das Gefühl der Schuld stieg in ihm hoch, als würde sich eine Schlange durch seine Adern winden. Der Albtraum war wahr geworden.
Der Junge war besessen gewesen und nur mit einem einzigen Gedanken durch das Dorf geeilt: zu töten. Männer, Frauen, Kinder. Einen nach dem anderen. Niemand hielt ihn auf. Aus Angst zögerten sie, und er schnitt ihnen die Kehlen durch. Sie wehrten sich, und er quälte sie auf eine Art und Weise, die Gino sich in seinen kühnsten Träumen nicht hatte vorstellen können und von der er sich gewünscht hätte, sie nie kennengelernt zu haben. Als der Junge an der dritten Hütte vorbeikam, weckten die Schreie und das Weinen der Sterbenden die noch Schlafenden.
Ginos Freund Ravi, der Dorfälteste, der ihn in dieses verlassene mittelamerikanische Nest gebracht hatte, versuchte, den Jungen aufzuhalten, doch dieser war nicht mehr von dieser Welt. Er weilte bereits in einer anderen. Er hielt Ravi mit einer Hand fest – unmöglich, doch Gino hatte es mit seinen eigenen Augen gesehen!
Der Junge hielt ihn hoch, drückte zu und brach ihm mit einer schnellen Bewegung das Genick.
Ref. 6 Es hätte an sich nicht möglich sein können, doch der Junge war besessen. Seine Augen waren tot. Dort, wo einmal Blut durch seinen Körper geflossen war, strömte jetzt das Böse.
Ravi sackte mit verrenktem Hals auf dem ausgedörrten Boden zusammen.
Gino lief in seine kleine Hütte zurück und griff nach seinem Kreuz und seiner Bibel. Er konnte das Böse schmecken, spürte, wie es seine Haut hinaufkroch, heiß, verführerisch, furchterregend. Er konnte kaum atmen, als die Schreie und das Weinen der Toten und Sterbenden in seinem Kopf widerhallten. Seine Hände zitterten, doch wenn er sich dem Dämon nicht entgegenstellte, um dem Gemetzel ein Ende zu bereiten, würde dieser sämtliche Dorfbewohner töten, alles in allem siebenundneunzig.
Er lief hinaus, um sich der Bestie in den Weg zu stellen.
»Im Namen von Jesus Christus befehle ich dir zu verschwinden!«
Der Junge zuckte zusammen, als hätte ihn eine Biene gestochen.
Gino, ermutigt von der Macht seiner Stimme, begann mit dem Ritus der Teufelsaustreibung.
»Im Namen des Vaters und des …«
Der Junge schnitt einer Frau die Kehle durch, die kniend betete. Ihre sterbenden Augen sahen Gino anklagend an.
… du hast zu mir gesagt, Gott sei liebevoll und barmherzig … du hast mich belogen … du hast unseren Frieden zerstört und uns den Tod gebracht …
Und Gino wusste, dass ihre unausgesprochenen Worte der Wahrheit entsprachen. Es war sein Fehler gewesen; er hatte das Böse mitgebracht. Er musste das verdammte Buch vernichten!
»Gino«, sagte der Dämon spöttisch, und er sah das wahre Gesicht des Bösen, das sich unter der Haut des Jungen wand.
Er rief den Erzengel Michael.
Der Dämon lachte. »Giiiiinnnnnnooooooo …«
Ginos Kopf schmerzte, und Blut tropfte aus seiner Nase. Dennoch fuhr er mit der Teufelsaustreibung fort. Er schüttete Weihwasser über den Körper des
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