Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
hergerissen und wusste nicht, welches der größere Irrtum war.
»Im Orden wird uns beigebracht, die Zeichen zu sehen«, erklärte Pater Philip Lily. »Sie zu interpretieren. Sollten die sieben Todsünden weiter frei herumlaufen, befindet sich die Menschheit in großer Gefahr. Noch schlimmer aber ist, wenn Fiona die Kontrolle über sie erlangt, denn dann kann sie sie gegen ihre Feinde verwenden. Die größte Bedrohung für ihre Macht auf Erden stellt der Orden St. Michael dar. Wenn wir scheitern, wird die Herrschaft des Bösen auf Erden nicht mehr aufzuhalten sein, bis Jesus Christus wieder auf die Erde zurückkehrt.«
»Wie können wir – ich –, irgendjemand von uns das Böse aufhalten?«
»Indem wir den Zeichen folgen. Und als Erstes müssen wir
dich reinigen, sodass sie in dir nicht mehr die sieben Todsünden aufbewahren können. Anthony und ich werden alles in unserer Macht Stehende tun, um dich und dein Leben zu schützen; und deshalb müssen wir zunächst sicherstellen, dass die Sieben deinen Körper nicht mehr benutzen können. Verstehst du das?«
Lily nickte.
»Möchtest du getauft und in die katholische Kirche aufgenommen werden?«
Sie nickte. »J-Ja.«
Pater Philip begann mit dem Taufritus, den er zwar auf ein Minimum reduzierte, der aber dennoch die alten Gebräuche beinhaltete. Mit schnellen Worten sprach er das Sakrament und hielt dabei seine Hände sanft auf Lilys Kopf. Dann nahm er einen kleinen Kelch voll Salz, entfernte den Deckel, tauchte einen goldenen Teelöffel hinein und führte ihn an Lilys Mund.
Das Salz stand für Weisheit und diente dazu, die Verführung durch die Sünde zu verhindern. Es fand zwar nur noch selten Verwendung bei Taufen in der heutigen Zeit, doch der Orden St. Michael bestand darauf. Und im Zusammenhang mit der Freilassung der schlimmsten Sünden auf Erden, der Sieben, war es noch angebrachter.
»Lily, schwörst du dem Satan ab?«
»Ja.«
»Und all seinen Taten?«
Ja.«
»Und all seinem Prunk?«
»Ja.«
Ein kühler Hauch zog durch den Raum. Sollte der Pater ihn gespürt haben, ließ er es sich nicht anmerken, als er Lily mit dem heiligen Öl einrieb.
Anthony spürte ihn und hörte die Stimmen, die wochenlang verstummt waren.
Helft uns helft uns helft uns helft uns …
Die gleichen Stimmen hatte er gehört, als er vor zehn Wochen, kurz nach den Morden, die Mission zum ersten Mal betreten hatte. Seither hatte er sie nie wieder gehört und gehofft, die Seelen der toten Priester hätten ihren Frieden gefunden, wenngleich er die ganze Zeit befürchtet hatte, dass sie immer noch irgendwo zwischen Himmel und Hölle gefangen wären, von irgendjemandem oder irgendetwas eingesperrt.
Helft uns helft uns helft uns helft uns …
Anthony stand ganz still da, während der Pater Lily nach ihrem Glauben an die Dreifaltigkeit fragte.
Sie beantwortete die letzte Frage mit einem Ja.
Der Pater hatte bei den letzten drei Fragen ihren Kopf mit Weihwasser begossen, und als er fertig war, spürte Anthony ein leichtes Beben. Der Pater fühlte es auch und meinte an Anthony gewandt: »Alles ist gut.«
Anthony wollte mit Pater Philip nicht streiten, doch hatte er noch nie eine physische Reaktion auf eine Taufe erlebt, die eine innere Reinigung von Sünde darstellte.
Der Pater schloss die Taufe ab, indem er Lily eine Kerze reichte und sie anzündete.
»Lily, geh in Frieden. Der Herr sei mit dir, Amen.«
Lily weinte leise.
»Mein Kind, weine nicht!«, versuchte der Pater sie aufzumuntern und hielt ihr Gesicht in den Händen.
»Ich kann nicht anders. Ich weiß nicht, warum ich weine.«
»Du bist demütig. Demut ist eine Tugend. Leg dich hin und ruh dich aus. Uns steht noch eine lange Nacht bevor.«
Sie legte sich auf das Feldbett, und der Pater deckte sie zu. Er drehte sich zu Anthony um und sagte: »Sie wird schlafen. Lass uns in dein Büro gehen, und erzähl mir, was alles passiert ist. Vielleicht finden wir zusammen die nötigen Antworten, um das Böse umzukehren, das Fiona O’Donnell über die Welt gebracht hat.«
»Vater, bitte sag mir zuerst, wo Rico ist! Warum kann er nicht hier bei uns sein? Warum kann er niemanden schicken?«
Ernst antwortete der Pater: »Die sieben Todsünden haben sich in sämtliche Richtungen verstreut. Nur noch eine von ihnen ist hier in Santa Louisa. Rico und seine Männer befinden sich gerade – wie sagte er noch? – an sämtlichen Krisenherden dieser Welt und kämpfen gegen sie an. Wir sind auf uns allein gestellt, doch die anderen
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