Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
und Lily davor bewahren, in die Hände des Gegners zu geraten?
Entmutigt von den sich bietenden Möglichkeiten, weckte Anthony Lily sanft auf und trug sie hinein. Zwei Räume waren von der Mission übrig geblieben: der kleine Eingang und das, was früher einmal als Büro des Hausmeisters gedient hatte. Er legte sie auf das Feldbett in der Ecke, auf dem er manchmal schlief, wenn er bis spät in die Nacht arbeitete und das Wetter zu schlecht war, um den Berg hinunterzufahren.
Pater Philip setzte sich neben sie und nahm ihre Hand. »Lily«, sprach er sie an und lächelte dabei. »Ich heiße Philip.«
»Hallo.« Sie schluckte nervös und blinzelte mit den Augen.
»Du bist sehr tapfer gewesen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe Angst.«
»Tapfer zu sein bedeutet nicht, keine Angst zu haben. Ich habe ein paar Fragen an dich.«
Sie schaute Anthony an. »Du kannst Pater Philip vertrauen«, versicherte er ihr. »Ich kenne ihn schon mein ganzes Leben lang.«
Pater Philip sagte: »Ich mache dir keinen Vorwurf, dass du mir oder Anthony nicht traust, aber …«
Sie schüttelte den Kopf, setzte sich auf und lehnte sich an die Wand. »Ich vertraue Ihnen. Moira sagte mir von Anfang an die Wahrheit, aber ich wollte ihr nicht glauben. Sie hat mir gesagt, dass ich Anthony vertrauen kann, und das tue ich auch. Mir geht’s gut – ich wünschte nur, ich würde verstehen, was los ist. Meine Mutter – ist eine Hexe. Das verstehe ich zwar nicht, aber ich weiß, was ich gesehen habe.«
»Hast du deine Mutter auf den Klippen gesehen, als Abby starb?«
Lily schüttelte den Kopf. »Nein, aber sie war da! Das hat sie
mir selbst erzählt; und sie wusste, was passiert war, noch bevor ich es ihr sagen konnte.« Sie sah vom Pater zu Anthony und fragte: »Geht es Jared gut? Ich habe ihn seit gestern Morgen, als sein Vater ihn nach Hause mitnahm, weder gesehen noch mit ihm gesprochen. Und meine Mom nahm mir mein Handy weg und ließ mich nicht mit ihm reden. An den Computer durfte ich auch nicht. Als ich versuchte zu gehen, hat sie mich in den Keller gesperrt und gemeint …« Sie hielt inne und biss sich nervös auf die Lippe.
»Was meinte sie?«, hakte Pater Philip nach.
»Dass ich eine Bestimmung hätte und stolz sein sollte. Doch Abby ist tot, und meine Tante kam gestern Abend vorbei, und ich hörte, wie sie sagten …«
»Deine Tante? Abbys Mutter?«
Sie nickte. »Tante Darcy. Sie ist die Cousine meiner Mutter, aber ich sage schon immer Tante zu ihr. Sie weinte noch nicht einmal um Abby oder sonst irgendwas. Genau genommen war sie wütend! Sie war wütend auf mich, weil ich weggelaufen war.«
Der Pater nickte. »Lily, ich möchte dich taufen. Eine christliche Taufe. Dafür musst du mir ein paar Fragen ganz ehrlich beantworten. Du bist mündig. Solltest du mich belügen, kann ich dir nicht helfen.«
»Ich bin schon getauft.«
Anthony fragte: »Von Garrett Pennington?«
»J-ja. Woher weißt du das?«
»Er ist kein Geistlicher.«
»Aber – das verstehe ich nicht.«
»Er ist ein Hexer, so wie deine Mutter eine Hexe ist und Fiona und all die anderen Männer und Frauen, die du auf den Klippen gesehen hast«, erläuterte Anthony. »Und wahrscheinlich wurdest du schon vor langer Zeit getauft, um der Unterwelt zu dienen.«
»Lily«, ergriff der Pater wieder das Wort, »diese Taufe hier ist wichtig. Sie wird deine Seele schützen. Ich weiß nicht, was heute Abend noch passieren wird, doch eine wahre Taufe entfernt den Makel, den die Ursünde – jene Sünde, die Adam und Eva in die Welt brachten – auf deiner Seele hinterlassen hat.«
»Ich finde es nicht gerecht, dass wir für etwas bestraft werden, das wir nicht getan haben«, erklärte Lily.
»Da hast du recht«, stimmte der Pater ihr zu. »Aber wir sind Menschen, und unser Glaube stärkt uns. Wir sind stärker, als wir denken. Wir sehen nicht immer die Zeichen Gottes, wenn Er handelt. Wir denken, Er hasst uns, weil Er zulässt, dass das Böse wächst und gedeiht. Gute Menschen sterben, schlechte bleiben am Leben. Aber ist Gott wirklich dafür verantwortlich zu machen? Haben wir nicht alle Schuld, weil wir gegenüber Seiner Hilfe und der Hilfe anderer blind sind? Anthony, Moira und ich – wir alle gehören dem Orden von St. Michael an.«
Anthonys Augen zuckten. Moira – Teil des Ordens? Noch nie war eine Frau, geschweige denn eine Hexe, im Orden aufgenommen worden. Das hätte er gewusst. Er hatte auch noch nie mitbekommen, dass der Pater log. Er war hin- und
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