Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
Rätsel.« Er hielt inne und fügte dann leise hinzu: »Vielleicht hat es etwas mit Nähe zu tun. Während die Dämonen durch die Stadt streifen, üben sie eine schädliche Wirkung auf die Menschen aus, mit denen sie in Berührung kommen.«
»Ich habe Franz Liebers Aufzeichnungen durchgelesen«, erzählte Anthony und zog das handgeschriebene Tagebuch hervor. »Er glaubt, die Conoscenza sei vernichtet worden.«
»Das dachten wir alle.« Der Pater seufzte und schaute Anthony in die Augen. »Ich habe gestern erfahren, dass es im Orden Geheimnisse gab. Raphael wurde hierhergeschickt, um die Conoscenza zu finden.«
Anthony schüttelte den Kopf. »Das hätte nicht passieren dürfen. Das war vollkommen unnötig!« Verärgert drehte er sich um. Er wollte seinen Zorn nicht am Pater auslassen. Dieser hatte erst gestern davon erfahren, doch hätte wenigstens der Pater es wissen sollen. »Wer hat uns die Wahrheit verheimlicht?«
»Der Kardinal.«
Anthony war fassungslos. Kardinal deLucca war ihr Verbündeter! »Er würde Rafe nie in Gefahr bringen!«
»Ich bin sicher, dass er wegen der Ereignisse tief bestürzt ist, doch können wir immer nur unser Bestes geben mit den Informationen, die uns in der jeweiligen Situation vorliegen. Glaube, Instinkt, Einsicht.«
»Woher hat der Kardinal diese Information?«
»Von Hervé Salazar.«
Anthony kannte Hervé gut. Der junge Priester meinte es gut, doch war seine Wahrnehmung durch frühere Erlebnisse im Kampf gegen das Übernatürliche gestört, sodass er Dinge sah, die nicht existierten. Anthony war aufgrund von Hervés Beobachtungen an nicht weniger als sechzehn verschiedene Orte auf der Welt gerufen worden, weil dieser sich sicher gewesen war, in den Gebäuden dort würden Dämonen leben. Er befürchtete stets, die Apokalypse stünde unmittelbar bevor und überall befänden sich Dämonen.
Keine seiner Vermutungen konnte bestätigt werden, und Architektur war Anthonys Fachgebiet. Hätte ein Dämon in einem Gebäude oder Artefakt gesteckt, dann war Anthony derjenige,
der dies mit Bestimmtheit erkannt und den Dämon hätte austreiben können.
»Der Kardinal hat ihm nicht geglaubt«, sagte er.
»Der Kardinal musste Hervés Aussage überprüfen, und Raphael hielt sich zu jener Zeit in Kalifornien auf. Er spricht mehrere Sprachen, was seiner natürlichen kommunikativen Art zugutekommt, und wir brauchten hier einen Verwalter.«
»Was ist mit Rafes Vorgänger passiert?«
»Er schied aus. Er gehörte nicht zum Orden, und der Kardinal hatte das Gefühl, er würde nicht auf die besonderen Bedürfnisse der Priester eingehen.«
»Könnte er von diesen Zauberern, der Köchin und ihrer Tochter, weggelockt worden sein? Sie könnten ihn verhext, vergiftet oder sonst was mit ihm gemacht haben, um ungestört weiter ihr Unwesen treiben zu können. Immerhin haben sie die Priester vergiftet; und sie wollten, dass niemand sich einmischt.«
»Da könntest du recht haben. Ich weiß es aber nicht.«
Anthony setze sich hin. Er konnte sich des Gefühls nicht erwehren, der Orden hätte nicht nur Rafe, sondern sämtliche Priester, die in dieser Nacht ermordet worden waren, im Stich gelassen. Wären sie aufmerksamer und misstrauischer gewesen, hätten sie das Blutbad vielleicht verhindern können. Leise fragte er: »Und was machen wir jetzt? Außer uns gibt es niemanden mehr.«
»Doch. Moira und Rafe, sogar deine Skye McPherson. Und Lily. Sie ist stärker, als du glaubst.«
»Rafe ist …« Er konnte es nicht aussprechen. Er senkte den Blick. »Ich habe ihn im Stich gelassen«, flüsterte er. »Schon wieder.«
Pater Philip streckte seine Hand aus und berührte Anthonys Unterarm, bis dieser ihn ansah. »Kein Grund zu Selbstmitleid oder Bedauern, mein Sohn! Wir wissen nicht, was uns die Zukunft bringen wird; wir tun unser Bestes. Die Absichten zählen.
Und du wolltest nicht, dass er entführt wird. Er lebt noch, und wir werden alles tun, um ihn zurückzuholen. Vielleicht sterben wir, aber wie sagen die Amerikaner so schön? Wir werden nicht ohne Kampf untergehen.«
Anthony lächelte. »Ich bin froh, dass du hier bist, obwohl ich mir um deine Sicherheit Sorgen mache. Viele Hexen wollen deinen Tod.«
»Meine Sicherheit ist momentan unwichtig, denn wir müssen ein viel schwerwiegenderes Problem bewältigen. Die Sieben ernähren sich von den Sünden der Menschen, die bei Adam und Eva begannen, und werden dadurch immer stärker. Und je stärker sie werden, desto schwieriger wird es, sie
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