Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
Zumindest keine vorsätzliche. »Er erinnert mich an Peter«, fügte er als Erklärung hinzu.
Pietro nickte.
»Peter ist gescheitert.«
»Ist er das?«
»Er meinte, stärker zu sein, als er wirklich war, und glaubte, die dunkle Macht in Licht verwandeln zu können. Er hegte Geheimnisse.«
»Du hast Angst um Gideons Seele. Deine größte Schwäche ist deine größte Stärke, Philip.«
Als der Bischof dies nicht weiter erläuterte, sagte Philip: »Ich fahre nach Olivet. Ich werde deinen Segen und deine Erlaubnis brauchen.«
Pietro nickte wieder. »Die hast du.«
»Anthony stellt Fragen.«
»Das hat er schon immer. Lass ihn fragen. Er wird Antworten erhalten, wenn er die richtigen Fragen stellt.«
»Hat er recht mit seiner Vermutung über die Sieben …?«
»Ja, hat er.«
Philip blieb stehen. »Weißt du etwas darüber?«
»Ich weiß, dass die Conoscenza in Santa Louisa nicht vernichtet wurde.«
»In Santa Louisa! Die Conoscenza wurde vor Hunderten von Jahren vernichtet, und zwar hier, in Italien …«
»Es wurde ein Buch vernichtet, das Conoscenza hieß – eine hervorragende Fälschung. Doch die richtige Conoscenza , das Original, das älter als Moses ist und von den meisten Menschen nicht verstanden wird, existiert immer noch. Dämonische Hände verfassten es und schrieben mit einer Tinte, die von Blut durchsetzt war. Unsere Ahnen hier im Orden ließen sich durch ihren Stolz und ihren Irrglauben, dass sie unverwundbar wären, fehlleiten. Sie wurden getäuscht. Einer von ihnen verriet sie. Ein Judas, der das Buch fälschte und das Original so gut versteckte, dass niemand von dessen Existenz wusste.«
»Warum wurde das geheim gehalten? Wir hätten diese Information gebraucht. Wie kann …«
»Philip, wir sind uns erst seit heute sicher.«
»Seit Anthonys Bericht von den Sieben.«
Pietro nickte. »Dadurch wurden unsere schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Wir hatten keine Beweise, aber Anthony liegt ja bei diesen Dingen zumeist richtig.«
»Das stimmt, aber …«
Pietro hob eine Hand. »Ich weiß, dass dies kaum zu fassen ist. Ich wollte es auch nicht glauben.«
Der alte Mann setzte sich auf eine Bank unter einer Platane, die vor mehr als vier Jahrzehnten gepflanzt worden war und deren knorriger Stamm sich in unzählige Äste teilte. Dieser Baum war der von Pater Lucca Zaccardi, gepflanzt nach dessen Tod. Er war während einer brutalen Teufelsaustreibung gestorben, als Philip sich noch bei ihm in der Ausbildung befand.
Philip saß oft an diesem Ort, wenn er meditierte oder an sich zweifelte. Pater Lucca hatte eine unglaubliche Stärke besessen, so wie Anthony. Philip fühlte sich zwischen diesen beiden Männern schwach und fand normalerweise unter diesem Baum Trost. Heute jedoch nicht.
Pietro fuhr fort: »Pater Salazar von der Mission in Santa Louisa nahm vor vier Monaten Kontakt mit mir auf, vor den Ermordungen dort. Der arme Herve drückte den eher … wahnhaften Glauben aus – ihm fiel wohl keine bessere Bezeichnung ein –, das Buch sei am Leben.«
»Am Leben?«
»Das waren seine Worte. Doch bedenkt man den Ursprung des Buches, sind sie gar nicht so unpassend. Der innere Rat wollte sich seiner Meinung nicht anschließen, aber ich glaubte ihm. Und der Kardinal auch.«
Er gab viele Kardinäle in der Kirche, aber nur einen, der in der Öffentlichkeit mit dem Orden in Verbindung gebracht wurde: Francis Kardinal DeLucca. Er war ihr Hauptgönner, derjenige, der sich für den Orden St. Michael und dessen hohe Stellung innerhalb des Vatikans einsetzte. Es gab zwar noch weitere hochrangige Unterstützer, diese blieben jedoch im Hintergrund.
»Der Kardinal schickte Raphael zur Mission nach Santa Louisa, um die Conoscenza zu finden.«
Diese Neuigkeit versetzte Philip so in Staunen, dass er sich hinsetzen musste. Das hatte er nicht gewusst. Wie hatte er davon keine Kenntnis haben können? Er schaute durch die blätterlosen Äste der Platane hoch in den grauen Himmel und wusste, dass er den nächsten Frühling auf der Insel nicht mehr erleben würde.
Pietro fuhr fort: »Erst nach den Ermordungen reifte der Gedanke, die Conoscenza könnte in der Mission sein. Die Ansicht der Hexe, ihre Mutter sei auf der Suche danach, bedeutete für uns, dass wir …«
»Die Hexe? Du bezeichnest Moira O’Donnell als Hexe?«
Pietro hielt kurz inne und lenkte ein: »Entschuldige, ich weiß, du magst dieses Mädchen.« Er fuhr fort: »Der Kardinal schickte Raphael für einen Lagebericht zur Mission. Du
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