Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
Anspannung blieb, denn sie wusste, die Panik davor, gefangen zu sein, brodelte weiter unter der Oberfläche und wartete nur auf einen Grund, um wieder auszubrechen.
Der Polizeibeamte, der Moira abgeführt hatte, war zwar weggegangen, doch musste er in der Nähe sein, oder etwa nicht? Sie würden sie ja wohl nicht in eine Zelle sperren, ohne sie sehen oder hören zu können. Sie rief: »He! Kommen Sie, lassen Sie mich raus! Bitte! Holen Sie den Sheriff …« Wie hieß sie noch mal? »Skye! Sind Sie da?«
»Das Gericht macht morgen früh um neun auf«, sagte der Mann, der allein in einer Zelle auf der anderen Seite des Ganges saß. »Halt den Mund, sonst weckst du auch noch die beiden anderen Jungs auf, und die fangen am Ende noch an, ihren Fusel rauszukotzen, und wir müssen den Gestank stundenlang ertragen.«
Moira hatte keine Lust auf irgendein Gespräch. Also überlegte sie, wie sie Anthony das hier heimzahlen könnte. Ja, genau, sie würde ihm einfach noch einmal eine verpassen – allerdings ohne dass seine Freundin, die Polizistin, es mitbekam.
»Für eine Nutte bist du zu hübsch und ist dein Gesicht zu
frisch«, meinte der Gefangene. »Betrunken siehst du auch nicht aus. Drogen?«
Sie antwortete nicht.
»Jetzt komm schon, Kleine, red mit mir! Ich beiß nicht, außer du stehst da drauf.« Er lachte über seinen eigenen blöden Witz.
Moira starrte ihn wütend an und kehrte ihm den Rücken zu.
»Schlampe!«, murmelte er. »Hoffentlich musst du in den Knast! Die Lesben werden dir deine Attitüden schon noch austreiben!«
So weit ließe es Anthony ja wohl nicht kommen. Oder? Er würde sie ja wohl nicht für Jahre ins Gefängnis schicken, oder doch? Nein, das könnte er nicht! Pater Philip würde sie schon hier herausholen. Und dann würde sie als Allererstes Rico anrufen. Der würde sie mit seinem Privatflugzeug abholen. Nie und nimmer würde er sie im Gefängnis lassen! Und Anthony würde er die Abreibung seines Lebens erteilen. Sie hoffte, dabei zusehen zu können. Keiner kämpfte besser – gemeiner oder schmutziger – als Rico.
Die Tür vom Revier ging auf. Endlich!
Moira wollte gerade wieder über Sheriff Skye McPherson loswettern, biss sich dann aber doch auf die Zunge.
Es war nicht der Sheriff, der hereingekommen war. Noch bevor sie die Frau sah, wusste sie, wer es war.
Fiona.
Ein exotischer, verführerischer Duft – Lavendel, Orchideen und eine kräftige Meeresbrise – schwebte auf einem schweren moschusartigen Grundaroma herein. Einzigartig, bezaubernd, tödlich.
Moira lehnte sich stumm gegen die Wand, die am nächsten zur Tür lag und somit nicht im direkten Blickfeld von Fiona – nicht dass dies eine große Rolle gespielt hätte. Fiona wusste, dass sie da war; ansonsten wäre sie nicht gekommen und hätte sich
der Gefahr ausgesetzt, entdeckt zu werden. Moira aber brauchte eine Minute, ein paar Sekunden , um sich darauf einzustellen, ihre Mutter nach sieben Jahren wiederzusehen. Damals, nach dem Tod von Peter, hatte sie sie mit den neuesten Informationen versorgt, ohne es zu wissen. Rico hatte sein Leben riskiert, um sie zu retten. Sie hatte es nicht verdient gehabt, gerettet zu werden.
Drei Gefühle wüteten in ihr: Schmerz, Wut und Angst. Fiona lenkte schon seit Jahren dunkle Mächte und war, seit sie vor sieben Jahren einen Dämon heraufbeschworen und er auf ihren Befehl hin von Moira Besitz genommen hatte, noch mächtiger geworden. Sie könnte Moira einfach umbringen, ohne dafür eine von Menschenhand gefertigte Waffe benutzen zu müssen. Und Moira könnte sich nicht einmal wehren. Selbst wenn sie ihre Fähigkeiten weiter vervollkommnet hätte, könnte sie im Kampf gegen Fiona keine Magie anwenden, ohne dabei ihr Versprechen gegenüber Pater Philip zu brechen. Eher würde sie sterben, als das zu tun. Selbst wenn hinter Zauberei gute Absichten standen, tötete sie doch, denn sie stammte von der gleichen durch und durch bösen Quelle ab, wie alle anderen Arten der Magie.
Magie hatte Peter getötet. Hatte Moira fast selbst umgebracht. Und jetzt – sowohl in der Zelle als auch in ihren eigenen Moralvorstellungen gefangen – würde sie vor Morgengrauen tot sein.
»Ja, wen haben wir denn hier? Hal- lo , du heiße Braut!« Der betrunkene Gefangene richtete sich von seiner Pritsche auf und taxierte Fiona mit seinem Blick.
Sowohl Fiona als auch Moira beachteten ihn nicht. Moira hatte zwar keine Ahnung, wie Fiona sie hatte finden können und woher sie wusste, dass sie sich in
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