Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
der Stadt aufhielt und gerade im Gefängnis saß, doch war ihr sonnenklar, warum sie gekommen war. Als Rico und Pater Philip ihr vor sieben Jahren das Leben gerettet hatten, hatten Fionas Worte zum Abschied gelautet:
»Verflucht seiest du, meine erstgeborene Tochter! Ich werde dich finden. Ich werde dich jagen und vernichten. Ich werde deine Seele auswringen, bis sie trocken ist und du mich um Gnade bittest, die ich nicht für dich übrig habe.«
Anthony konnte Fiona nicht verraten haben, dass Moira im Gefängnis war. Wäre er Fiona begegnet, hätte er sie selbst gejagt. Außerdem glaubte er, Moira würde immer noch gemeinsame Sache mit ihrer Mutter oder einem anderen Hexenzirkel machen. Aber Sheriff Skye McPherson – gehörte sie vielleicht dem Hexenzirkel an? Hexenzirkel umgaben sich gern mit Menschen, die gesellschaftlich wichtige Stellungen einnahmen. Polizisten, Lehrer, Minister. Jeder, der Autorität und Vertrauen besaß.
Natürlich war da noch Jared, der sich aufgemacht hatte, seine Freundin zu finden, kurz bevor die Polizei aufgetaucht war. Könnte er Fiona die Information zugesteckt haben? Vielleicht verbarg sich hinter seiner ursprünglichen Absicht, Moira zu den Klippen zu fahren, der Plan, sie in eine Falle zu locken. Doch dann lief etwas schief, und der Hexenzirkel musste sich auflösen.
»Cead inion.« Erstgeborene Tochter. Für manche hörte sich diese Bezeichnung vielleicht liebevoll an, doch Moira wusste, was sich dahinter verbarg. Für Fiona bedeutete es, dass sie ihr Besitz war.
»Cailleach.«
Fiona lächelte angesichts der Beleidigung – Moira wusste nicht, was sie mehr kränkte, das »alt« oder die »Hexe«. Hinter Fionas roten, glänzenden Lippen kamen so weiße Zähne zum Vorschein, dass sie falsch schienen. Manche hätten ihr Lächeln vielleicht als einladend bezeichnet, doch Moira wusste, was sich dahinter verbarg. Sie war ein Hai, der seine Beute umkreiste.
Moira hatte die gleichen funkelnden dunkelblauen Augen wie Fiona. Deren dickes, welliges, unsagbar langes Haar schimmerte rotgolden. Auch Moiras Haar war gelockt, doch band sie ihre schwarze Mähne zusammen oder flocht sie, sodass sie sie
nicht störte. Fionas Haut war glatt und makellos, durch ihre hohen Wangenknochen wirkte sie aristokratisch. Ihre Mutter war schon immer eine schöne Frau mit dem Hang zum Dramatischen gewesen. Sie hatte sich nicht verändert. Sie hatte sich seit ihrer letzten Begegnung äußerlich überhaupt nicht verändert. Fiona war achtundvierzig. Sie sah … jünger aus. Einfach umwerfend. Vielleicht wie achtundzwanzig, aber nicht wie achtundvierzig.
»Andra Moira.« Fiona nannte sie bei ihrem vollen Namen, rollte das »r« dabei und sprach in dem typisch singenden irischen Tonfall. An-drah Mor-rah. Wie sie das hasste! Sie mochte es lieber, wenn ihr Name falsch ausgesprochen wurde, mit drei statt zwei Silben, so wie jeder andere auf der Welt es tat, und weigerte sich, ihren ersten Namen, Andra, zu benutzen, da sie dessen Ursprung kannte und wusste, warum man sie so genannt hatte. Andra war eine antike Göttin gewesen, die in ihrem Leben großen Gefallen an Blut und menschlichen Opfern gefunden hatte …
Moira starrte Fiona gespannt und aufmerksam an und wünschte sich, Skye McPherson würde ihren Hintern zu ihr in die Zelle bewegen. Wie war Fiona nur hereingekommen? Hatte sie jemanden umgebracht?
»Du bist schwach«, meinte Fiona und ging in die Mitte des Gefängnisganges. Erschüttert und verächtlich starrte sie Moira an. »Du hast nicht geübt. Wie erbärmlich!«
Sie hörte sich enttäuscht an, als ob sie sich eine Art übernatürlichen Kampf zwischen ihnen beiden gewünscht hätte. Doch Moira hatte ihre Lektion gelernt und auf schmerzliche Weise erfahren, dass alle übernatürlichen Kräfte von der falschen Seite stammten und wenn man sich ihrer bediente, es später nur bereute.
»Ich weiß, was du auf den Klippen gemacht hast«, offenbarte sie. »Und ich weiß auch, was du gerade im Schilde führst.«
»Das kann dein kleiner Verstand gar nicht begreifen.« Fionas Augen leuchteten vor Aufregung. Ob das daran lag, dass sie Moira in einer Zelle sah, oder ob ihre eigenen Pläne sie erregten, wusste Moira nicht. Wahrscheinlich lag es an beidem. »Du kannst froh sein, dass ich nicht nachtragend bin.«
»Klar, genauso wenig nachtragend wie der Teufel!«, erwiderte Moira schnippisch. »Ach ja, stimmt, ihr seid ja die besten Freunde!«
Fionas Hals spannte sich an und offenbarte zarte Knochen unter
Weitere Kostenlose Bücher