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Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)

Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)

Titel: Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Brennan
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Waffe stellte Moira dar.
    Manchmal wünschte sie sich, sie hätte ihre Mutter gewähren lassen und sich geopfert.
    Manchmal wünschte sie sich, sie könnte einfach für immer verschwinden.
    Meistens wünschte sie sich, nicht geboren worden zu sein.
    Ihre Augen brannten von den nicht vergossenen Tränen.
    Selbstmitleid ist etwas für die Schwachen; Bedauern für die Hoffnungslosen.
    »Halt den Mund, Rico!«, flüsterte Moira.
    Gott mochte sie vielleicht im Stich gelassen haben, aber das Böse würde nicht über sie siegen. Wenn sie Fiona unterläge, dann wären sämtliche Opfer, die Peter erbracht hatte, umsonst gewesen. Sein Tod wäre vergebens gewesen. Der Kreislauf würde sich wie bei einer brutalen Geschlossenen Gesellschaft wiederholen. Sartre hätte sich vielleicht an dem endlosen Spiel erfreut, dessen Schluss zwar sicher, aber unbedeutend ist.
    Peter.
    Sie ging auf dem sandigen Boden in die Knie, ihr Körper bebte vor unterdrücktem Leid. Tränen, vermischt mit Regen, fielen auf die steinige Erde.
    »Das ist nicht fair!« Moira schlug mit ihren Fäusten auf den Boden. Sie vermisste ihn so sehr! Ihre Stimme versagte, und sie schob gedankenverloren ihr Haar aus dem Gesicht.
    Sie starrte auf den Boden und bemerkte ein Symbol. Es war verwischt und durch den Regen fast nicht zu sehen. Sie kroch ein, zwei Meter nach vorn und berührte es an den Stellen, wo es noch deutlich zu erkennen war.
    Es war während des Rituals durcheinandergebracht worden, doch riss seine Entdeckung Moira aus ihrer Apathie. Sie wusste genau, was mit ihr los war.
    Allmählich rappelte sie sich hoch und schaute sich um. Der Regen fiel langsam, aber beständig, und sie war bereits klatschnass, aber weder das noch die Kälte, die bis zu ihren Knochen durchdrang, machten ihr etwas aus. Über diesem Ort lag das Böse. Das hatte sie Anthony bereits klargemacht. Sie hatte bisher hier nur dumm herumgestanden und, außer sich selbst zu bemitleiden und unentwegt über ihre Probleme nachzudenken, nichts getan.
    Trägheit.
    Eine der sieben Todsünden.
    Sie blickte auf ihre Uhr. Stunden waren vergangen. Es war
fünf, das Licht hatte sich bereits verändert, und in diesem Moment begriff Moira, in welch fürchterlicher Gefahr sich Santa Louisa – und die gesamte Welt – befand, jetzt, da die Sieben frei herumliefen.
    Als sie erkannte, was mit ihr geschehen war, wurde ihr Kopf wieder klar. Nass bis auf die Haut schimpfte sie mit sich selbst, fasste aber einen Entschluss. Sie war hierhergekommen, um Rafe Cooper zu finden, und nichts auf der Welt würde sie davon abhalten.
     
    Nachdem sie den Mustang von Frank gestohlen hatte, fuhr Bea Peterson, die Bibliothekarin der Highschool, rechts an den Straßenrand und nahm das Verdeck herunter. Ihr war der Regen egal. Auch dass er die wunderschön restaurierten Sitze oder den roten Teppich ruinieren würde. Sie wollte mit offenem Verdeck fahren.
    Genauso wenig störte sie, dass sie mit ihrem dünnen Wollpullover, den sie in der Bibliothek aufbewahrte, falls sie dort fror, für den Regen nicht richtig angezogen war. Ihr grau meliertes Haar kräuselte sich von der Feuchtigkeit und dem Wind, und die vom Regen schweren, lockigen Strähnen hingen ihr ins Gesicht. Ihr üppig aufgetragenes Make-up verlief und machte aus ihr – der einigermaßen attraktiven, übergewichtigen Bibliothekarin mittleren Alters – einen traurigen Clown. Mancher hätte sie mit ihrem rasenden Blick, in dem etwas weitaus Unheimlicheres und Wilderes leuchtete, als jemand in der Schule es von der netten Bea Peterson erwartet hätte, auch für verwirrt halten können.
    Bea fuhr ohne Bedenken und ohne Bedauern. Unbekümmert und zielstrebig jagte sie die Kurven der Küstenstraße entlang und lachte dabei. Wenn der Wagen rutschte oder die Räder auf dem engen, sandigen Seitenstreifen durchdrehten, jauchzte und schrie sie, als säße sie in einer Achterbahn in einem Vergnügungspark. Diese Straße fuhr man im Regen nur, wenn es
sich nicht vermeiden ließ. Die wenigen Autos, die ihr entgegenkamen, hupten, weil sie so rücksichtslos fuhr, aber sie lachte nur. Sie wussten nicht, wie Freiheit sich anfühlte. Und auch nicht, welches Vergnügen es bereitete, einen Oldtimer wie diesen zu fahren. Der ihr gehörte!
    Kurz bevor sie die Grenze zwischen den Bezirken Santa Louisa und San Luis Obispo erreichte, hielt Bea den Mustang mitten auf der Spur an. Sie starrte in Richtung Meer, konnte es aber durch den dichten, feuchten Nebel nicht sehen. Ihr Herz raste.

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