Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
Sie wollte Frank ihr Auto nicht zurückgeben, was sie aber tun müsste, würde sie wieder zur Schule zurückfahren. Außerdem wäre er wütend, weil der Innenraum jetzt nass war und Bea einen Kratzer an der Tür verursacht hatte, als sie zu schnell abgebogen war.
Sie hatte sein Gesicht im Rückspiegel gesehen, als er hinter dem Wagen hergelaufen war, während sie davonfuhr. Ihr gefiel, wie schockiert, wütend und traurig er dabei gewirkt hatte. Sie runzelte die Stirn. Warum eigentlich? Warum war sie so glücklich darüber, dass es Frank schlecht ging?
Sie atmete kurz und stoßweise, als sie die letzte Stunde von dem Zeitpunkt an Revue passieren ließ, als Frank auf den Parkplatz gefahren war, sie nach dem Schlüssel seines Wagens – ihres Wagens – gegriffen hatte, davongefahren war und ein anderes Auto beim Abbiegen aus der Stadt gestreift hatte, bis hin zu dem Moment, als sie das Verdeck heruntergenommen und anschließend fast hundertzwanzig Kilometer auf der Küstenstraße zurückgelegt hatte. Rücksichtslos. Verrückt.
Sie verstand nicht, warum sie das getan hatte, nur dass sie dieses Auto hatte haben wollen. Diesen Mustang. Er hatte ihr gehören müssen. Der Drang danach war so stark, so übermächtig gewesen, dass sie an nichts anderes hatte denken können.
Sie musste zurückfahren. Sich entschuldigen. Vielleicht würde Frank sie verstehen. Vielleicht würde er ihr verzeihen.
Nein.
Bea weinte. Der Wagen erinnerte sie daran, wie es hätte sein können, an die Entscheidungen, die sie getroffen hatte – die richtigen und die falschen.
Das ist jetzt dein Wagen.
Fahr zurück!
Fahr weiter!
Die Kurve vor ihr war so scharf, dass sie direkt im Meer landete, wenn sie geradeaus fahren würde. Unten auf den Felsen.
Sie werden dir das Auto nicht lassen. Sie werden es Frank zurückgeben, und du wirst verhaftet. Wirst deine Arbeit verlieren. Vielleicht ins Gefängnis kommen.
Sie werden dir das Auto nicht lassen.
Sie werden dir dein Auto wegnehmen.
Bea stellte das Automatikgetriebe wieder auf Fahrmodus, trat das Gaspedal durch und hob ab … hob ab von den Klippen. Sie hielt sich am Lenkrad fest, während ihr Körper vom Sitz gezogen wurde – der alte Mustang besaß keine Sicherheitsgurte. Und dann flog sie. Flog, fiel und hörte die sich brechenden Wellen, sah sie aber nicht. Der salzige Dunst drang zu ihr herauf und fing sie ein.
Sie schlug auf einem hervorstehenden Stein auf, ihr Körper prallte davon ab und stürzte ins Wasser, wo er gegen weitere Steine stieß.
Doch da war sie bereits tot.
SIEBZEHN
Lonely, lonely, lonely – your spirits sinkin’ down
You find you’re not the only stranger in this town
BILLY SQUIER, »Lonely is the Night«
Moira bremste Jareds Wagen ab und kroch im Schneckentempo ans Ende der engen Straße. Obwohl die Scheibenwischer unentwegt hin- und hergingen, war die Sicht so schlecht, dass sie nicht genau wusste, ob sie noch in die richtige Richtung fuhr.
Dann sah sie das vom Wetter ausgebleichte zerbrochene Schild.
LLKOMMEN IM P AC GE RESO O ETS
Ihr Herz raste, als sie erkannte, dass es sich um ein verlassenes Motel oder eine Art von Unterkunft handelte, die aus einzelnen, mit Brettern zugenagelten Hütten bestand. Sie nahm den Fuß leicht von der Bremse, sodass der Wagen weiter auf der Straße nach vorn rollte, die sich in einen Kiesweg mit kleinen Büschen darauf verwandelte. Auf einem Schild an der ersten Hütte stand geschrieben:
Eigentum des kalifornischen Staates
Betreten verboten
Die verlassenen Hütten schienen allesamt aus einem einzigen Zimmer mit Blick auf das Meer zu bestehen, weit weg von der Hauptstraße und durch die Bäume verdeckt. Im Dunkeln war
Lily vielleicht einfach an ihnen vorbeigelaufen, ohne sie zu bemerken. Ein perfekter Ort, um sich zu verstecken.
Moira hielt den Pick-up an, stellte den Motor ab und ging vorsichtig über den mit Unkraut zugewucherten Hof, der in der Mitte lag. Die Hütten standen ungefähr zehn bis fünfzehn Meter entfernt. Das Gelände war durch die Zypressen und Eukalyptusbäume vor Blicken geschützt. Nur ein paar Hundert Meter weiter weg befand sich die Haupteinfallstraße zu den Bergen – jene Zufahrtsstraße, die Lily gefunden hatte –, doch diese Hütten entdeckte man nur, wenn man wusste, dass es sie gab.
Moira stolperte über Baumwurzeln und verfing sich in den Blättern eines dornigen Busches.
»Verdammt!« Sie zog zwei dünne Stacheln aus ihrer rechten Hand, während sie sich wieder
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