Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
oben gevögelt?« Seine Stimme nahm einen schrillen Ton an, und sie hörte, wie eine Frau im Hintergrund weinte. Skye wusste nicht, ob er mit ihr oder der Geisel sprach.
»Wenn wir …«
Ned unterbrach sie. »Ich habe alles richtig gemacht. Alles. Ich bin pünktlich zur Arbeit gekommen und war freundlich zu jedermann. Ich habe verkauft. Ich habe gut verkauft, aber dann kommt’s, wie’s kommen muss, und Deric erntet die Lorbeeren, dabei hat er nichts getan, gar nichts! Ich arbeite seit sieben Jahren hier, er erst seit sechs Monaten. Die Stelle steht mir zu!«
Skye bemerkte durch seinen veränderten Tonfall und das fehlende Weinen im Hintergrund, dass er durch das Gebäude lief. Eine Tür ging auf und wieder zu.
Sie mochte seine Stimmungsschwankungen nicht – im einen Moment wutentbrannt, im anderen ruhig und gefasst. Hätte es sich um einen Bankräuber gehandelt, hätte sie ihn zu nehmen gewusst, denn die wollten nur abhauen und waren bereit zu verhandeln, um Zeit zu schinden, bis sie begriffen, dass die Situation hoffnungslos war. Wäre er ein betrunkener Ehemann gewesen, hätte sie die Chance gehabt, ihn niederzureden, während David sein Team in Stellung brachte, doch Ned Nichols klang vollkommen durchgedreht. Zu behaupten, mit einem irren Verbrecher zu verhandeln, wäre schwierig, stellte eine Riesenuntertreibung dar!
»Was möchtest du, Ned? Was kann ich für dich tun, damit du diese Leute gehen lässt?«
»Ich will Fairness. Ich will der Geschäftsführer hier sein – ich bin besser als alle anderen! Ich will der Spitzenverkäufer sein. Ich will einfach nur mein Recht!«
David lief zur provisorischen Einsatzzentrale zurück und kritzelte auf ein Stück Papier:
Grace Chin wurde vor neun Monaten zur Geschäftsführerin ernannt. Deric Costigan wurde vor sechs Monaten eingestellt, er ist ein Cousin der Familie Rittenhouse und soll einmal das Geschäft übernehmen.
»Ich denke, wir können über alles reden«, versicherte Skye. »Du hast recht, du solltest fair behandelt werden. Wie wär’s, wenn du herauskommst und wir darüber sprechen?« Sie schaute David an und schüttelte den Kopf.
»Nein.« Nichols legte auf.
»Wir müssen reingehen«, drängte David. »Er wird schießen.«
»Das glaube ich auch. Schieß, sobald sich eine gute Gelegenheit bietet!«
Er nickte ernst und gab ihr das Telefon.
Skye nahm Davids Telefon an ihr Ohr. »Grace? Ich bin Sheriff McPherson. Bleiben Sie dort, wo Sie sind. Wir sind auf dem Weg …«
Eine Tür wurde aufgeschlagen.
Grace schrie.
Schüsse dröhnten durch den Telefonhörer, dann war das Telefon tot.
»Wo hast du gesteckt?«, fragte Anthony nach dem ersten Klingeln.
»Das ist ’ne lange Geschichte«, meinte Moira einsilbig, da sie ihm nicht erklären wollte, warum sie so lange auf den Klippen gewesen war. »Ich habe ihn gefunden. Er ist zwar müde, aber so weit in Ordnung.« Ob Rafe wirklich in Ordnung war, musste Moira noch herausfinden. Sie war sehr in Sorge um ihn.
»Wo bist du?«, wollte Anthony wissen.
»Ich bin gerade beim Hotel vorgefahren. Hast du ein Zimmer für uns bestellt?«
»Ja, auf deinen Namen. Kannst du zuerst einchecken? Rafe sollte in der Öffentlichkeit nicht gesehen werden, er wird gesucht.«
»Wenn Fiona ihn findet, sind wir in Schwierigkeiten.«
»Die Polizei hat Fragen, die er ihnen irgendwann beantworten muss, aber jetzt noch nicht. Erst wenn wir genau wissen, was los ist.«
Moira schaute zu Rafe hinüber, der auf dem Beifahrersitz zu schlafen schien, obwohl sie das nicht wirklich glaubte. »Er denkt, jemand im Krankenhaus wollte ihn umbringen.«
»Sag ihm«, murmelte Rafe, ohne die Augen zu öffnen, »er soll die Ärzte überprüfen.«
»Rafe möchte, dass du die Ärzte im Krankenhaus überprüfst.«
»Lass mich mit ihm reden!«
Sie wandte sich zu Rafe und erklärte: »Anthony möchte mit dir sprechen.«
Rafe seufzte und nahm das Telefon.
Moira konnte Anthony deutlich hören. »Rafe?«
»Ja.«
»Gott sei Dank! Ich bin in drei Minuten bei dir. Sprich mit niemandem!«
»Werd ich nicht.«
»Glaub Moira nichts! Du weißt doch: einmal Hexe, immer Hexe.«
Moiras Augen brannten. Verdammt, sie würde nicht eine einzige Träne vergießen! Warum machte es ihr so viel aus, dass Anthony sie bei Rafe derart in den Schmutz zog? Rafe war einer von ihnen, einer von St. Michael; die meisten von ihnen hassten sie sowieso. Warum sollte das bei Rafe anders sein? Es war ja nicht so, als würde das, was Anthony
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