Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
nicht allein lassen. Du meinst also, wir sollten ihn auch zu Skyes Haus bringen? Sie muss ihn für eine Vernehmung auf die Wache mitnehmen; er steht anscheinend unter Mordverdacht …«
»Wie bitte?!«
»Beruhige dich, Anthony! Ich weiß, Rafe hat Abby nichts angetan, aber sie werden sich unsere Argumente nicht anhören, ohne uns in eine Gummizelle zu stecken oder ins Gefängnis zu sperren. Und genau dort will Fiona uns haben. Da kann sie uns kriegen.«
»Behandle mich nicht, als wäre ich ein blutiger Anfänger, Moira! Du hast keine Ahnung, was ich seit den Morden in der Mission hier alles erlebt habe: Feindseligkeit. Hass. Verehrung. Götzenanbetung. Einige glauben, ich sei ein religiöser Spinner, andere halten mich für einen Propheten, und dann gibt es noch welche, die begonnen haben, um meine Person einen Kult zu betreiben. Man hat mir ins Gesicht gespuckt und sich mir vor die Füße geworfen. Skye steht beim Stadtrat unter ständiger Beobachtung, und die Tatsache, dass die Tochter des Bürgermeisters tot ist und es Anzeichen für okkulte Handlungen gibt, macht es für Rafe nur noch schlimmer. Ich weiß ganz genau, wie die Stadt reagieren wird, wenn sie die Wahrheit über Rafe erfährt. Deshalb will ich ihn ja auch nach St. Michael zurückschicken. Das Problem ist nur, dass …«
Anthony hielt mitten im Satz inne. Moira war überrascht, dass er ihr seine Erlebnisse der vergangenen Wochen anvertraute. Er war nicht darauf aus, sie als Freundin zu gewinnen, aber sie verstand ihn und das, was er durchgemacht hatte, besser als jeder andere.
»Dass wir Rafe bei diesem Kampf hier brauchen«, beendete sie den Satz leise. »Gut, Waffenstillstand. Bitte, Anthony! Solange wir nicht herausgefunden haben, was genau passiert ist und wie wir die sieben Dämonen aufspüren können, müssen
wir auf der gleichen Seite stehen! Wir sollten Rafe wecken; er gehört dazu, wir müssen ihn einweihen. Deshalb schlage ich vor, du bleibst mit ihm hier, und ich hole Lily heute Nacht. Können wir sie zur Mission bringen? Ist sie dort sicher?«
»Ja, aber die Straße ist zurzeit nicht befahrbar. Sie ist bei diesem Regen viel zu gefährlich. Außerdem könnte irgendjemand – oder irgendetwas – viel zu leicht deine Spur aufnehmen und dich von der Fahrbahn drängen. Ich schaue mir die Klippen auf meinem Weg nach Hause an. Du bleibst mit Rafe hier. Ich …«
»Es wird ihm bei mir nichts passieren«, beruhigte sie Anthony. Sie schaute zu der Tür, die sie von Rafe trennte. Er hörte zu – die Tür war angelehnt, und sie konnte spüren, dass er dahinter stand.
Anthony starrte sie an und nickte. »Ich werde bei Tagesanbruch wieder zurück sein und mit Rafe sprechen, während du Lily suchst und in die Mission bringst.«
»Das sind noch sechs Stunden bis dahin«, meinte sie.
»Wie du schon sagtest: Wir haben nicht viel Zeit.«
Moira zögerte. Sie hatte nicht die Absicht, bis zum anderen Morgen zu warten, um Lily zu holen, doch müsste sie Rafe mitnehmen, und sie wollte ihn nicht in Gefahr bringen.
Anthony gab zu: »Ich vertraue dir immer noch nicht.«
»Das weiß ich. Und glaub mir: Ich hasse es, dass ich dir vertraue!«
Rafe hörte, wie Moira sich der angelehnten Tür näherte.
»Er ist weg«, sagte sie. Rafe lächelte. Sie hatte gewusst, dass er dort gestanden und gelauscht hatte.
Er öffnete die Tür und trat zu ihr ins Zimmer.
Sie betrachtete ihn von oben bis unten. »Schön, dass die Sachen passen!«
Anthony hatte ihm eine Jeans und ein schwarzes T-Shirt aus Baumwolle mitgebracht. »Sie sitzen locker.«
»Du hast während deiner ›Schlafkur‹ im Krankenhaus abgenommen. Ich habe noch ein paar Müsliriegel und Wasser, mehr aber nicht. Wir könnten allerdings auch die Minibar plündern – Anthony bezahlt«, fügte sie grinsend hinzu.
Rafe fiel auf, wie hübsch Moira war. Eine klassische irische Schönheit. Kein Make-up; glatte, seidige Haut mit ein paar hellen Sommersprossen auf der Nase; dickes, gewelltes schwarzes Haar, das im Lichtschein glänzte. Groß, schlank und durchtrainiert. Er bemerkte, dass sie nicht stillsitzen konnte. Selbst wenn sie stand, waren ihre Hände immer in Bewegung. Oder sie steckte sie in die Hosentaschen, fuhr sich mit ihnen durchs Haar oder trommelte damit voller Energie auf etwas herum.
Sie war zweifelsohne hübsch, doch hatte sie traurige Augen. Glänzende blaue Augen, deren Farbe an den Himmel erinnerte, wenn im Osten die Sonne aufging. Sie übten eine solche Anziehungskraft
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