Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
wurde.« Sie spie den letzten Satz aus, Wut gewann langsam die Oberhand in ihr. Moira holte tief Luft. Sie konnte spüren, wenn jemand besessen war oder Zauberei in der Luft lag, doch war sie sich nicht ganz sicher, ob es an ihren angeborenen Fähigkeiten lag. Pater Philip glaubte, sie wäre mit dieser anderen Welt auf irgendeine Weise verbunden, seit sie vor sieben Jahren von einem Dämon besessen gewesen war. Sie empfand sich dadurch als verflucht. Der Pater indessen war der Meinung, es könnte ihren Sieg bedeuten. Sie hoffte, dass er recht hatte.
»Wir werden es herausfinden«, wiederholte sie. »Zuerst müssen wir uns aber um Lily kümmern. Wenn sie in Sicherheit ist, werde ich zum Krankenhaus fahren.«
»Aber nicht allein.«
»Rafe, ich war die meiste Zeit meines Lebens allein, und ganz ehrlich, ich mag es so, denn dadurch kann niemand verletzt werden.«
Sie drehte sich abrupt von ihm weg, während er ihr nachschaute, wie sie, eine Entschuldigung murmelnd, ins Bad lief und die Tür hinter sich schloss.
Der Schmerz in ihrer Stimme war spürbar, und Rafe wollte ihn ihr nehmen.
Moira rang in ihrem Innern mit etwas, das sich heimtückisch wie eine Schlange wand und genauso an ihr zerrte wie an ihm. Er verspürte den Drang, sie zu beschützen, und dann ein Verlangen, von dem er wusste, dass es nie gestillt werden könnte.
Nur einen Augenblick später trat Moira aus dem Bad und fragte: »Fertig?«
»Ich muss mir noch die Schuhe anziehen.«
Er ging in das Zimmer nebenan und hörte, wie eine Karte in das Schloss gesteckt wurde. Er hielt inne.
Moira war sofort hinter ihm. »Was ist?«
Jemand fluchte draußen vor der Tür und ging weg.
»Wer war das?«, wollte Rafe wissen.
»Ich weiß es nicht.« Sie war besorgt, klang angespannt. Sie ging zur Tür und horchte. »Sie sind weg.« Moira runzelte die Stirn. »Nein – da ist noch jemand. Ich höre Stimmen.« Sie schloss ihre Augen. Rafe schlüpfte in die Schuhe, die Anthony zusammen mit der Kleidung gebracht hatte.
»Moira …«
»Pssst!«
Sie lauschte so angestrengt, dass er sich fragte, ob sie auch seinen Herzschlag hörte.
Plötzlich meinte sie: »Sie wissen, dass du hier bist. Wir müssen von hier weg.« Sie lief in das große Zimmer zurück und griff nach ihrer Tasche.
Rafe folgte ihr. »Aber sie können hier nicht rein! Wir sind hier sicherer als draußen.«
Moira schüttelte den Kopf. »Für eine Weile schon, aber diese Kerle da sind ganz normale Menschen. Sie können einfach hier hereinspazieren und mit uns tun, was ihnen gerade in den Sinn kommt. Ich will niemanden umbringen müssen.« Sie runzelte die Stirn. »Wir können nicht zur Tür hinaus. Ich weiß nicht, wie
viele es sind, aber sie warten nur darauf, dass wir aus dem Zimmer kommen. Der Schlüssel hat nicht funktioniert, weil er verzaubert war. Zumindest haben meine Schutzmaßnahmen so lange gewirkt, dass sie nicht hereinkommen konnten. Der Balkon – he!«
Noch bevor sie den Satz beenden konnte, gingen die Lichter aus. Das blaue schwache Notlicht am Boden schaltete sich ein.
»Oh verdammt, wir sind geliefert!«, fluchte Moira.
EINUNDZWANZIG
Moira hatte durch das jahrelange Leben in Motelzimmern und billigen Wohnungen gelernt, mit leichtem Gepäck zu reisen und immer alles griffbereit zu haben. Das, was sie brauchte, befand sich in ihrer Tasche, die sie sich über die Schulter warf.
»Bleib in Deckung!«, ermahnte sie Rafe.
Sie lief zum Balkon hinüber, und während sie in die Hocke ging, öffnete sie die Tür, schob die Vorhänge aber nicht zurück. So weit, so gut. Sie hörte Leute im Flur, Gäste, die sich beschwerten oder wegen des Stromausfalls besorgt waren. Auch gut. Zu Rafe gewandt, sagte sie: »Bleib hier an der Balkontür und geh nicht raus! Ich habe eine Idee.«
»Welche?«
»Chaos verursachen. Eine Strategie, die immer funktioniert.«
Sie lief zur Tür und horchte noch einmal, doch sprachen mindestens ein halbes Dutzend Menschen miteinander, sodass sie die Stimmen von denen der Männer, die sie vor Rafes Tür gehört hatte, nicht unterscheiden konnte. Sie schloss ihre Augen und stellte sich den Flur aus der Perspektive vor, wenn sie in ihr Zimmer gingen. Ihr Zimmer war das dritte vom Ende des Flurs. Links lag der Hauptflur und ganz am Ende die Aufzüge. Rechts befand sich das Treppenhaus. Die schweren Jungs würden wohl davon ausgehen, dass sie die Treppe nahmen, da diese näher zu ihrem Zimmer lag. Hoffte Moira.
Neben dem Treppenhaus befand sich der
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